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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Häuser waren nicht mehr zu sehen. »Fahr runter von der Straße, Sam«, rief er.
    Der Wagen kam auf dem weichen Boden zum Stehen. »Gib mir die Piepen«, sagte er.
    Varsity Vic zog mit zitternden Händen seine Brieftasche heraus. Hastig zählte er die Scheine auf den Sitz. »Zwei Riesen«, sagte er. »Ihr könnt euch freuen. Das ist alles, was ich bei mir hatte.« Er zeigte die leere Brieftasche.
    »Stimmt«, sagte er, »da können wir uns freuen. Und nun raus mit dir.«
    Varsity Vic machte die Wagentür auf und stieg aus. Er drehte sich noch einmal um. »Schönen Dank, Leute«, sagte er. »Das werde ich euch nicht vergessen.«
    »Darauf möcht ich wetten.« Sam lachte, als der den Abzug seiner Automatic drückte.
    Die schweren 45er-Kugeln warfen Varsity Vic fast drei Meter zurück in die Büsche. Sie stiegen aus dem Auto und sahen ihn sich an. Er bäumte sich auf, und dann blieb er liegen und rührte sich nicht mehr.
    »Pump Benzin aus dem Tank und bespreng ihn damit«, sagte
    er.
    »Wozu?« fragte Sam.
    »Lep hat gesagt: >Er muß von der Bildfläche verschwinden, aber restlos.< Und wenn der Boss so was sagt, dann meint er’s ernst.«
    Danach setzten sie sich auf das Trittbrett des Pierce, tranken die restlichen Flaschen Whisky und sahen in die Flammen. Als
    sie das Auto wieder starten wollten, stellten sie fest, daß Sam alles Benzin aus dem Tank gepumpt hatte. Sie mußten fünf Kilometer weit laufen, bis sie ein anderes Auto knacken und zurück in die Stadt fahren konnten.
    Big Dutch seufzte und goß sich noch einen ein. Vorbei, die schönen alten Tage. Aus und vorbei. Auch Lep und Sam. Lepke hatten sie auf dem elektrischen Stuhl schmoren lassen, und Sam Vanicola wurde im Schwimmbassin erstochen.
    Er nahm sein Glas vom Schreibtisch und betrachtete es sinnend. Durch ein Glas voll Whisky sah alles wie Gold aus. Schuld an dem ganzen Fiasko hatten diese Makkaronifresser. Er selbst hatte nie geglaubt, daß Sam als Kronzeuge reden würde. Nein, Sam nicht, sein guter alter Kumpel. Und trotzdem hatten sie den kaltgemacht. Wie die Blutegel waren die: Saßen sie einem erst mal im Nacken, dann ließen sie nie wieder los. Doch diesmal würde alles ganz anders verlaufen. Diesmal würde er es denen schon zeigen.
    Big Dutch leerte sein Glas und griff zum Telefon. Ist wohl besser, wenn ich meine Alte mal anrufe und ihr erzähle, daß ich gleich nach Hause komme. Toben wird sie ja sowieso.
    Er wählte die Nummer und war so in Gedanken versunken, daß er gar nicht bemerkte, wie Cesare leise die Tür öffnete.
    Sechzehntes Kapitel
    Am nächsten Vormittag kam Tonio eilig in Cesares Zimmer und meldete, daß Mr. Baker ihn sprechen wolle.
    »Führ ihn herein.« Cesare, der gerade nach einem Glas Orangensaft gegriffen hatte, leerte es in einem Zuge und erhob sich, als Baker das Zimmer betrat. »Mr. Baker, ich habe nicht erwartet, Sie schon so bald wieder begrüßen zu können«, sagte er. »Nehmen Sie Platz und trinken Sie einen Kaffee mit.«
    Baker setzte sich und beobachtete Cesare, während Tonio für ihn eine Tasse füllte. »Wie ich erfuhr, hatten Sie gestern abend ein wenig Ärger«, begann er.
    »So?« fragte Cesare erstaunt. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Durch die Morgenzeitungen.«
    »Die habe ich noch nicht gelesen.«
    Baker deutete auf die zusammengefaltete Zeitung neben Cesares Tasse. »Wirklich nicht?«
    Cesare lächelte. »Das ist das Wall Street Journal. Es ist das einzige Blatt, das ich lese.«
    Baker spürte, wie Zorn in ihm hochstieg über soviel Unverfrorenheit. Er zog aus seiner Manteltasche eine Daily News und breitete sie wortlos vor Cesare aus.
    Cesare las mit unbewegtem Gesicht die Schlagzeile.
    STILETTO SCHLÄGT WIEDER ZU!
    BIG DUTCH ERMORDET!
    »Ja und? Was hat das mit mir zu tun?« Cesare zuckte die Achseln. »Ich erklärte Ihnen doch schon, daß ich diesen Mann nicht kenne.«
    »Auf Seite fünf steht ein anderer Artikel«, entgegnete Baker. »Kurz nach Mitternacht wurden ein Mann und eine Frau auf der Park Avenue, vor dem Seagram Building, beschossen. Die Frau fiel in das Becken des Springbrunnens, und beide entfernten sich eilig, bevor jemand sie erkennen konnte.«
    Cesare bestrich ein Stück Toast mit Butter. »So?«
    »Diese Baronin, mit der Sie gestern nacht ins Hotel kamen -der Portier sagt aus, daß ihr Kleid tropfnaß gewesen sei.«
    »Auf mich hat keiner geschossen«, sagte Cesare gleichmütig und tat Marmelade auf seinen Toast.
    Baker trank etwas Kaffee. »Ihre Behauptung erklärt aber noch

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