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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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doch ganz anders als in der Stadt. Richtig sauber. Mensch, hier sollte man leben.«
    Er erinnerte sich auch noch an die Grillen die gezirpt hatten, als sie in die Kneipe gegangen waren. Es war noch ziemlich voll, und die letzte Show lief gerade. Sie blieben in der Tür stehen und sahen sich an, wie die Mädchen auf der verdunkelten Tanzfläche eine Variation des Black Bottom tanzten. »He! Sieh sie dir an!« hatte er gesagt. »Die dritte von hinten. Die schnapp ich mir. Bei der springen die Titten wie Gummibälle!«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, hatte Sam gesagt und ihn an die Theke gezogen. »Wir müssen arbeiten. Laß uns noch was trinken.«
    »Hausmarke«, bestellte Sam.
    Der Schankkellner stellte eine Flasche Whisky vor sie auf die Theke. »Wie kommt ihr denn noch aus der Stadt hierher?« fragte er schlecht gelaunt.
    »Wir haben einen kleinen Ausflug gemacht«, meinte Big Dutch fröhlich. »Es war uns heute zu heiß in der Stadt.«
    »Ganz schön heiß war’s hier auch«, sagte der Schankkellner.
    »Noch allerhand los hier, wie ich sehe«, sagte Sam und lehnte sich auf die Theke.
    »Mal so, mal so«, sagte der Kellner unverbindlich.
    »Ist Vic da?« fragte Sam nebenher.
    »Hab ihn nicht gesehen heute abend«, entgegnete der Kellner ebenso beiläufig.
    Die Nummer war zu Ende, und die Mädchen mußten auf dem Weg zu den Umkleideräumen hinter der Theke vorbei. Er beugte sich vor und fummelte dem Mädchen an der Brust herum, als sie vorbeikam.
    Sie drehte sich sofort um und sah ihn an. »Unverschämtheit!« sagte sie, lächelte und ging weiter.
    »Das kann ich für Sie fingern«, sagte der Schankkellner bedeutsam.
    »Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück«, sagte er und starrte dem Mädchen nach.
    Er sah Sam an und nickte. Sam wandte sich um und machte sich auf den Weg zum Büro des Geschäftsführers.
    Der Schankkellner beugte sich zu dem Alarmknopf hinunter.
    »An deiner Stelle würde ich die Finger davon lassen«, sagte er und grinste vergnügt.
    Der Schankkellner richtete sich langsam auf. Er nahm einen Lappen und fing an, die Theke zu putzen. »Mich geht das ja sowieso nichts an«, sagte er. »Ich bin hier nur Schankkellner.«
    »So ist’s recht«, meinte er. »Dabei wollen wir’s auch belassen.«
    Er folgte Sam, der schon vor der Bürotür stand.
    Sie gingen hinein. Varsity Vic saß hinter seinem Schreibtisch. Er sah auf und lächelte kurz. »Kommt rein, Leute«, sagte er.
    Sie machten die Tür hinter sich zu. »Wir haben eine Nachricht vom Boss«, sagte er. »Er will dich sehen.«
    »Okay.« Varsity Vic drehte sich halb zu seinem Leibwächter um, der sofort aufsprang. »Ihr braucht mir bloß Bescheid zu sagen. Ich komme jederzeit, wann immer er will.«
    »Er will dich jetzt gleich sprechen«, sagte er.
    Varsity Vic sah ihn erstaunt an. »Hat das nicht bis morgen Zeit? Ich kann jetzt hier nicht weg.«
    Sie drehten sich beide um, als wollten sie wieder gehen.
    Der Leibwächter grinste und steckte seinen Revolver weg. Sam schlug ihn mit einem gezielten Fausthieb nieder. Sie wandten sich wieder zu Varsity Vic.
    »Du weißt, daß der Boss nicht gern wartet«, sagte er.
    Varsity Vic war blaß geworden, als sie ihn in die Mitte nahmen und mit ihm die Kneipe verließen. Der Schankkellner sah ihnen verdrossen nach und polierte mit seinem Lappen immer wieder dieselbe Stelle.
    Er hatte sich mit Varsity Vic auf den Rückstiz gesetzt, Sam war vorn eingestiegen und fuhr. Sobald sie außer Sichtweite der Kneipe waren, nahm er eine neue Flasche Whisky und entkorkte sie mit den Zähnen. Er hielt Vic die Flasche hin.
    »Nimm einen Schluck«, sagte er. »Du siehst aus, als ob dir kalt ist.«
    Varsity Vic schüttelte den Kopf.
    »Na los«, drängte er. »Das Zeug ist gut. Nicht so ein Fusel, wie du ihn verscheuerst.«
    Varsity Vic schüttelte wieder den Kopf. Als er endlich den Mund aufmachte, klang seine Stimme erstickt. »Ich gebe euch beiden einen Riesen, wenn ihr mich hier rauslaßt.«
    Big Dutch hatte noch einen Schluck aus der Flasche genommen. Er sah ihn an und sagte kein Wort.
    »Ich gebe euch zwei Riesen«, sagte Vic hastig. »Was kriegt ihr denn für diesen Job? Hundert? Hundertfünfzig? Zwei Riesen ist ’ne schöne Stange Geld.«
    »Hörst du, was er sagt, Sam?« rief er.
    »Ich höre ihn«, war die Antwort.
    »Hast du die Piepen bei dir?« fragte er.
    »Hier in meiner Tasche«, sagte Vic und klopfte auf sein Jackett.
    »Okay«, sagte er. Er sah aus dem Fenster. Sie waren jetzt schon auf dem Land.

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