Die Moralisten
üblich.«
»Fein.« Sie strahlte. »Dann wird mir die Bitte nicht schwer.
Gib mir vielleicht tausend - nein: lieber zweitausend. Du kannst sie ja von meinem Gehalt abziehen.«
»Zweitausend Dollar?«
Ileana nickte ernst. »Ich will mich bemühen, damit alle meine Ausgaben zu decken.«
»Was willst du denn kaufen? Das Haus Dior etwa?« rief er.
»Sei nicht albern, Cesare. Du erwartest doch nicht, daß ich mich in diesem Aufzug in der Stadt zeige?«
Er lachte. »Na schön, ich werde dir einen Scheck geben.« Er ging an seinen Schreibtisch, füllte den Scheck aus und reichte ihn ihr. »Das dürfte genug sein.«
Sie nahm den Scheck und legte ihn neben ihre Kaffeetasse. Er lautete auf zweitausendfünfhundert Dollar. Als sie Cesare wieder anblickte, tat er ihr auf einmal leid. Er war anders als sonst. Sanft zog sie ihn neben sich auf die Couch und sagte leise: »Vielen Dank, Cesare.«
»Nicht der Rede wert«, erwiderte er. »Schließlich müssen wir zusammenhalten. Sind wir nicht die letzten Überbleibsel einer sterbenden Zivilisation?«
In seinen Augen las sie tiefe Enttäuschung über die Sinnlosigkeit des Lebens und merkte erstaunt, daß sie sich um ihn großen Kummer machte. Sie küßte ihn zärtlich.
Big Dutch spähte angestrengt durch das Rückfenster der Limousine. Als er Cesare und Ileana aus dem El Morocco kommen sah, rief er: »Motor an!«
Der Portier pfiff nach einem Taxi. Big Dutch bemerkte, daß Ileana etwas zu Cesare sagte und daß der lächelnd dem Portier abwinkte. Sie entfernten sich zu Fuß in der falschen Richtung.
Big Dutch fluchte. Vier Abende und Nächte hatten sie alles ausbaldowert, und stets hatte dieser Cardinali Taxis genommen. »Die gehen zu Fuß«, knurrte er. »Fahr in die Dreiundfünfzigste
Straße. Wir müssen versuchen, sie auf der Lexington Avenue abzufangen.«
Als sie jedoch nordwärts in die Lexington einbogen und schnell bis zur nächsten Ecke fuhren, sausten sie glatt an den beiden vorbei, die sich auf dem Trottoir der Gegenseite befanden und gerade in die Dreiundfünfzigste Straße in Richtung Park Avenue einbogen. Soviel hatte Big Dutch noch eben wahrgenommen. »Verdammt, wir haben sie verpaßt!« fluchte er. »Jetzt rüber zur Fünfundfünfzigsten und dann am Central Park entlang. Vielleicht tauchen sie da wieder auf.«
Der Fahrer drehte sein verängstigtes Gesicht halb zu ihm um und sagte nervös: »Mir gefällt das nicht, Boss. Vielleicht wäre es besser an einem anderen Abend.« Er blickte gerade noch rechtzeitig wieder nach vorn, um die Kollision mit einem Lastzug zu vermeiden.
»Paß auf deine Straße auf, Mensch!« herrschte Big Dutch ihn an. »Ich habe gesagt, daß es heute sein muß, basta.«
Ungeduldig sah er die Straße hinunter, als sie an der Kreuzung Park Avenue vor Rot warteten. Heute muß es sein! grübelte er. Meine Alte platzt sonst vor Wut. Die ganzen Abende bin ich abgehauen, um diesen Job vorzubereiten, und mehr läßt sie sich bestimmt nicht gefallen.
Als Grün kam, fuhren sie weiter. »Da sind sie«, sagte Big Dutch aufgeregt. Eben gingen sie am Pavillon vor dem Seagram Building vorbei und blieben dann stehen, um die Lichtreflexe im Springbrunnen zu betrachten.
»Bieg in die Zweiundfünfzigste«, befahl Big Dutch und ergriff die auf dem Sitz neben ihm liegende Maschinenpistole. »Wir knallen ihn ab, wenn er die Stufen runterkommt!«
Die große Limousine bog ein und bremste dicht an der östlichen Straßenecke. Big Dutch hielt Umschau. Die Luft war rein. Er blickte zum Pavillon hinauf. Cesare und Ileana spazierten gerade gemächlich zu den Stufen der ersten Fontäne.
Er hob die MP und nahm das Paar ins Visier. Mußte ja ein Kinderspiel sein. Er lächelte. Wenn ein Job richtig ausgeführt werden soll, muß man’s selber machen, dachte er. Hat keinen Zweck, so etwas den jungen Ganoven anzuvertrauen.
Cesare und Ileana betraten die oberste Stufe. Big Dutch hatte Cesare genau im Visier: »Jetzt!« schrie er und drückte auf den Abzug.
Sein Fahrer gab Gas, und der Motor donnerte zugleich mit dem Knall der Schüsse. Zwei waren heraus - kein Treffer -Ladehemmung. Big Dutch sah, wie Cesare sich nach der Limousine umdrehte, die in diesem Moment anfuhr. Wild ratterte er an dem verklemmten Magazin und konnte dabei sehen, wie Cesare die Frau in das Becken des Springbrunnens stieß und sich hinter die kleine Randmauer duckte. Er fluchte und zerrte an dem Verschluß, aber das Ding funktionierte nicht.
Jetzt bogen sie bereits um die Ecke zur Lexington
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