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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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antwortete nicht. Er wußte es.
    »Es ist ein Eispfriem«, grinste Fargo. »Hat nicht so ’n schönen Namen wie das Schlachtmesser, das du verwendest, tut aber seine Dienste. Big Dutch hätte dir erzählen können, wie gründlich.« Rasch drehte er die Pistole in seiner Hand um und versetzte Cesare mit dem Kolben einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf.
    Cesare stürzte auf die Knie, unfähig, sich an der Wand aufrecht zu halten. Er hörte Fargos grobe Stimme: »Dreh dich um, du Hund! Sollst selber sehen, was jetzt kommt!«
    Schwerfällig drehte Cesare sich um. Er gab sich einen Ruck, schüttelte den Kopf. Jetzt vermochte er schon wieder besser zu sehen.
    Allie Fargo lächelte niederträchtig. Er steckte seine Pistole in die Tasche und nahm den Eispfriem in die Rechte. »Jetzt kriegst du das hier direkt in den Wanst!« zischte er.
    Cesare sah ihn das furchtbare Werkzeug heben. Mit der Kraft der Verzweiflung bog er sich in der Sekunde zur Seite, in der es herabsauste. Das Ding fuhr mit der Spitze ins morsche Holz der Wand und blieb darin stecken. In der nächsten Sekunde schon hatte Cesare seinen Gegner durch einen wuchtigen Handkantenschlag auf den Kehlkopf fast kampfunfähig gemacht.
    Ohne die Wirkung dieses Schlages abzuwarten, warf er sich, in zwei schnellen Schritten, mit seinem ganzen Gewicht auf den zweiten Gegner. Während sie beide zu Boden stürzten, verlor der Mann seine Pistole. Aus dem Augenwinkel sah Cesare, wie
    Fargo sie aufhob. Er rollte sich hinüber, packte den Gestürzten und drückte ihn genau in dem Moment, als Fargo schoß, als Schutzschild an sich.
    Der Körper des Mannes zuckte unter dem Einschlag der Geschosse. Ein paar Sekunden machte er krampfhafte Bewegungen, um sich aus Cesares Armen zu befreien, dann wurde sein Körper schlaff und sank um. Cesare versuchte zur Tür zu kriechen.
    Allie Fargo lachte. »Du entkommst nicht, du Bastard!« rief er und drückte wieder auf den Abzug, doch es klickte nur, das Magazin war leer. Fluchend schleuderte er die Waffe nach Cesare, sprang zur Wand, riß den Eispfriem heraus und drehte sich eben noch rechtzeitig um, denn Cesare kam langsam, das blinkende Stilett in der Hand, auf ihn zu.
    Fargo bewegte sich, den Eispfriem waagrecht vor sich haltend, an der Wand entlang. Da fiel ihm ein, daß er noch die eigene Pistole in der Tasche hatte. Er begann zu lächeln, während er heimlich eine Hand in die Tasche zu schieben versuchte. Er hätte noch eine Sekunde länger Zeit haben müssen.
    Sie saß wie versteinert hinter dem Lenkrad. Ihre Hände umklammerten es so fest, daß die Fingerknöchel weiß wurden. Ihr Blick war ins Leere gerichtet. Erst als sie spürte, wie die Spitze des Stiletts ihre Kehle berührte, wandte sie den Kopf zur Seite und sah ihn.
    Er beugte sich zu ihr, seine Zähne blitzten sie an wie das Gebiß eines Raubtiers. In seinen blauen Augen glomm im Sonnenschein ein gelber Lichtfleck.
    Sie sprach nicht, sah ihn nur flüchtig mit einem erstaunten Blick an, den er nicht verstand, dann war ihr Gesicht ausdruckslos und verschlossen.
    »Warum hast du das getan?« fragte er, das Stilett stoßbereit haltend.
    Ihre Stimme klang so leer, wie der Blick war, mit dem sie ihn ansah: »Ich sagte es bereits. Es war mein Auftrag. Fragen habe ich Matteo nicht gestellt. Hast du das etwa je getan?«
    Das gelbe Licht in seinen Augen schien zu flackern. »Das war etwas anderes. Ich hatte nur meinen Schwur zu erfüllen.«
    »Ich ebenfalls«, gab sie zurück. »Der einzige Unterschied liegt in der Art, wie wir für unsere Leistung bezahlt wurden.«
    »Ich müßte dich töten!«
    Die Dolchspitze drückte fühlbar gegen ihre Kehle. Sie schloß die Augen, lehnte ihren Kopf ans Polster und sagte müde: »Nur zu. Es ist einerlei, ob so oder so, Matteo wird meinen Fehlschlag ebensowenig hinnehmen, wie er deinen Erfolg geduldet hat.«
    Cesare sprach nicht. Das Schweigen schien eine Ewigkeit zu dauern. Plötzlich brach in ihr wieder das Fieber aus, es durchlief ihren Leib in Wellen. Nur noch Sekunden - dann war sie nicht mehr fähig, die selbstquälerische Lust, die das Fieber weckte, zu zügeln. »Nur zu!« rief sie noch einmal. »Los, damit endlich Schluß ist!«
    Wieder antwortete Cesare nicht. Da öffnete sie die Augen. Sein Gesicht war wie in Schweiß gebadet, und das Beben seines Körpers spürte sie durch die dicken Rückenpolster der Wagensitze. Jäh kam ihr die Erkenntnis: Du hast dieselben Begierden wie er! »O Gott!« rief sie leise und schlang die Arme um

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