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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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fünf, dann wollte sie sich wieder einen Ferrari kaufen.
    Inzwischen waren Matteo und sie alte Freunde geworden. Und aus den verschiedensten Meldungen, die sie in den Zeitungen gelesen hatte, wurde ihr klar, daß sie einen Menschen in den Tod führte. Nicht, daß das ihr Gewissen sonderlich beschwerte. Sie hatte schon mehr als einen Mann beim Autorennen sterben sehen. In fürchterlich verbogenen und verdrehten, brennenden Wracks. Sterben mußte jeder einmal. Und mit dem Leben spielte sowieso, wer sich an den Volant eines Rennwagens setzte. Jedenfalls war das ihre Anschauung gewesen, bevor sie Cesare begegnete. Bevor sie wußte, was ihr dieser Mann bedeutete.

Neunzehntes Kapitel
    Cesare war gerade mit dem Ankleiden fertig, als Ileana in sein Zimmer kam. Er blickte sie verblüfft an. »Ileana! Was willst du denn hier um sechs Uhr früh?«
    Sie band den Gürtel ihres Morgenrocks fester. »Ich konnte dich nicht fortgehen lassen, ohne dir viel Glück für das Rennen zu wünschen.«
    Er bückte sich, um den Reißverschluß seiner Fahrstiefel zuzuziehen. »Nett von dir. Vielen Dank.«
    Dann ging er zu ihr, küßte sie auf die Wange und wollte gehen, blieb aber an der Tür noch einmal stehen: »Bis heute abend also. zum Souper.«
    »Zum Souper? Heute? Ich denke, das Rennen dauert zwei bis drei Tage.«
    »Ach ja, richtig, ich vergaß das ganz«, sagte er rasch, ärgerlich auf sich selbst wegen seiner Gedankenlosigkeit. Mit gezwungenem Lächeln fügte er hinzu: »Es ist mir schon zur Gewohnheit geworden, mit dir abends zusammenzusein.«
    Eine unbestimmte Ahnung warnte sie. Cesare war nicht der Mann, der sich in solchen Dingen irrte. »Gute oder schlechte Gewohnheit?« fragte sie trocken.
    Er grinste. »Das erzählst du mir, wenn ich zurückkomme«, sagte er und schloß die Tür hinter sich.
    Einen Augenblick: blieb sie noch stehen, dann ging sie wieder ins Schlafzimmer. Sein Handkoffer lag offen auf dem Bett. Sie wollte ihn zuklappen, als von der Innenseite des Deckels eine flache Tasche herunterfiel. Sie bückte sich, um das Ding beiseite zu schieben, weil sie sonst den Deckel nicht schließen konnte.
    Es war eine dreieckige Tasche, quer in einer Ecke befestigt. In ihr stak, ebenfalls befestigt, eine dünne, bestickte Scheide, in der sich allem Anschein nach noch kürzlich ein Messer befunden haben mußte.
    Plötzlich erinnerte sie sich an das Stilett, das Cesare an dem Abend, als er sie in seiner Wohnung vorfand, in der Hand gehabt hatte. Warum, wozu brauchte er beim Autorennen solch ein Messer?
    Sie war beunruhigt. Warum hatte er gesagt, sie träfen sich zum Souper wieder? Vielleicht hatte er es tatsächlich so gemeint, obwohl er es nachher als Irrtum bezeichnete? Vielleicht aber hatten die Männer doch recht gehabt mit dem was sie sagten - auch wenn sie ihnen damals nicht geglaubt hatte.
    Panische Angst ergriff sie. Plötzlich wußte sie, warum er das Messer mitgenommen hatte: um sie am Abend, wenn er zurückkam, damit zu töten.
    Luke Nichols sah zu Cesare hin. Er steuerte den Rennwagen mit lässiger Selbstverständlichkeit, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Die Augen waren unter einer großen Brille mit schwarzer Lederumrandung verborgen. Sie beugte sich vor, um die Instrumente abzulesen. Die Nadel des Umdrehungsanzeigers stand auf 26 000, was genau dem Geschwindigkeitsmesser entsprach. Die Temperatur war normal, der Öldruck blieb gleichmäßig, Generator und Batterie arbeiteten ebenfalls einwandfrei. In diesem Wagen, dachte sie, könnten wir eine Million Kilometer fahren, wenn wir wollten und - dürften.
    Nach Umrunden einer Kurve sahen sie zwei Konkurrenten vor sich. Cesare blickte Luke an. »Können wir uns vorher noch einen kleinen Spaß gönnen?« schrie er durch das Motorgedröhn.
    Sie sah auf den Kilometerzähler. Jetzt befanden sie sich knapp hundert Kilometer vom Startpunkt. Sie nickte.
    Grinsend trat Cesare aufs Gaspedal. Er rückte dicht auf, um zwischen den zwei Wagen durchzubrausen. Sie blockierten jedoch den Versuch. Er rückte noch mehr auf und blieb so dicht hinter ihnen, daß er beinah ihre Stoßstangen berührte.
    Sie sah ihn wieder an. Seine Lippen waren von einem satanischen Grinsen verzerrt. Die Wagen vor ihnen, denen er für Sekunden einen gewissen Vorsprung ließ, gingen wieder in eine Kurve.
    Laut lachend gab er mehr Gas. Luke Nichols blickte auf den Geschwindigkeitsmesser. Sie fuhren hundertundneunzig, und der Zeiger stieg weiter. Als der Ferrari in die Kurve raste, wurde Luke vom

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