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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sitzt.«
    »Ja«, antwortete Mike, »ich möchte hier heraus, bevor ich erfahre, wieviel Schaden ich ihr zugefügt habe.«
    »Sie können der Sache nicht davonlaufen, Mike«, sagte der Alte freundlich.
    Mike nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Ich kann es immerhin versuchen.«
    »Sie lieben sie noch immer.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Mike sah ihn an, sagte aber nichts.
    Hinter ihnen öffnete sich die Tür, und Joel Rader trat ein. Sein Gesicht verriet große Erregung.
    »Sie haben es geschafft, Mike!« rief er. »Allen Beteiligten wird der Prozeß gemacht. Der Flood, Millersen. Es wird die größte Verhandlung, die jemals in dieser Stadt abgewickelt wurde!« Er wandte sich dem Oberstaatsanwalt zu, der noch immer an seinem Schreibtisch saß. »Ich habe die Haftbefehle gegen sie bei mir. Wir gehen jetzt hinunter und holen uns Millersen.« Der Oberstaatsanwalt erhob sich. »Ich begleite Sie.« Er sah Mike an. »Kommen Sie mit?«
    Frank Millersen steckte sich die Pfeife in den Mund und zündete sie sich bedächtig an. Als sie gut brannte, begann er die Papiere auf seinem Schreibtisch durchzusehen. Nichts Besonderes. Er konnte sich auf ein ruhiges Wochenende mit Betty und seinen Kindern freuen. Seit langem war ihm dies nicht möglich gewesen.
    An der Tür klopfte es. »Herein«, rief er.
    Das Geräusch von Schritten mehrerer Männer ließ ihn aufblicken. Der Oberstaatsanwalt stand vor seinem Schreibtisch. Hinter ihm waren Keyes und Rader eingetreten. Vor der Türbemerkte er die blaue Uniform eines Polizeibeamten. Er verspürte einen ungewohnten Druck auf der Brust, zwang aber seine Lippen zu einem Lächeln, erhob sich und streckte die Hand aus. »Es ist lange her, seit Sie hier unten waren, Chef«, sagte er. Mit ausgestreckter
    Hand stand er da, aber der Oberstaatsanwalt beachtete sie nicht. Betreten hob Millersen die Hand, um die Pfeife aus dem Mund zu nehmen, und versuchte, dies als eine einzige Bewegung wirken zu lassen.
    Die Stimme des Oberstaatsanwalts war leise. »Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie, Frank.«
    Er fühlte, wie sein Gesicht bleich wurde. »Wie lautet die Anklage, Sir?« fragte er, aber er konnte sie an Mikes Gesicht ablesen.
    »Muß ich Ihnen das sagen, Frank?« fragte der Chef leise.
    Millersen ließ den Kopf sinken und warf sich auf seinen Stuhl. Plötzlich war er ein alter Mann. Er blickte auf seinen Schreibtisch. Ziellos wühlten seine Hände in den Papieren. Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Ohne aufzublicken wußte er, daß sich der Oberstaatsanwalt umgedreht und das Büro verlassen hatte. Nun drang Raders Stimme zu ihm. »Sie kommen besser mit uns, Frank.«
    Er sah auf, und seine Augen waren von tiefem Kummer gezeichnet. »Geben Sie mir eine Minute, um mich etwas zu sammeln«, bat er mit gepreßter Stimme. »Ich komme sofort.«
    Joel sah Mike an, der nickte. »Gut, wir warten draußen auf Sie.«
    Sie gingen zur Tür. Millersens Stimme hielt sie zurück: »Mike!« Mike wandte sich um.
    Millersen zwang ein Lächeln auf seine Lippen. »Ich hätte daran denken sollen, daß Sie ein sehr guter Polizeibeamter waren, bevor Sie bei der Staatsanwaltschaft anfingen. Ich hätte es selber nicht besser machen können.«
    Mikes Mund war wie ausgetrocknet. »Ich bedauere das alles sehr, Frank.«
    »Es war Ihre Pflicht, Mike«, erwiderte Frank Millersen ruhig. Mike nickte und ging hinter Joel durch die Tür. Millersen wartete, bis sie sich hinter ihnen geschlossen hatte. Dann nahm er wieder die Pfeife in den Mund und zog an ihr. Tief in seiner Lunge spürte er den scharfen Rauch.
    Sich selbst bedauerte er nicht, als er die Schublade seines Schreibtisches öffnete und den blaugrauen Revolver herausnahm. Nur eine grenzenlose Traurigkeit erfüllte ihn beim Gedanken an
    Betty und die Kinder, als er das warme Pfeifenende gegen den kalten Stahl der Revolvermündung austauschte.
    15
    Als er müde die Tür öffnete, hörte er seine Mutter mit jemandem in der Küche sprechen. Langsam ging er durch das Wohnzimmer in sein Schlafzimmer. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so müde, so völlig erschöpft gewesen zu sein.
    »Bist du das, Mike?« rief seine Mutter von der Küche her.
    Es machte ihm Mühe, überhaupt zu sprechen. »Ja, Mutter.«
    Er ging in sein Zimmer, schloß die Tür, zog seine Jacke aus und sank in der Nähe des Fensters in einen Sessel. Er zündete sich eine Zigarette an und starrte hinaus.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür. Er wandte sich nicht um.
    »Fehlt dir etwas,

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