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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ins Gesicht, ihre Augen waren kalt. »Ich bin es nicht absichtlich, Onkel Peter«, erwiderte sie. »Aber ich kann es nicht ertragen, dich immer hier zu sehen.«
    Er mißverstand ihren Sarkasmus völlig. »Und wenn ich mir eine Arbeit verschaffe?« fragte er fast flehend. »Wärst du dann netter zu mir?«
    Ein Auffunkeln ihrer Augen verriet, daß sie überlegte. »Vielleicht«, antwortete sie.
    »Dann können wir wieder Freunde sein?« Er zog sie an sich und versuchte sie unbeholfen zu küssen.
    Sie wandte ihr Gesicht ab, so daß sein Kuß nur ihre Wange streifte. Dann entwand sie sich seinem Griff. An ihrer Tür drehte sie sich um und sah ihn an. »Vielleicht«, sagte sie und schloß die Tür hinter sich. Er fühlte, wie das Blut in seinen Schläfen pochte. Dieses kleine Luder. Eines Tages würde er ihr noch zeigen, wie weit sie ihr Spiel treiben konnte. Er wandte sich dem Eisschrank zu und holte sich noch eine Büchse Bier.
    Katti saß zwischen zwei anderen Frauen auf einer Bank und wartete geduldig darauf, bis sie zur Untersuchung an der Reihe war. Nun würde es nicht mehr lange dauern. Vor ihr kam nur noch eine Frau dran.
    Die junge Empfangsschwester in der Ecke des Raums blickte auf die Karten, die vor ihr lagen.
    Ein Assistenzarzt blieb an ihrem Tisch stehen und flüsterte ihr etwas zu. Sie nickte und nahm die beiden nächsten Karten. »Mrs. Martino, Kabine vier, bitte, Mrs. Ritchik, Kabine fünf«, rief sie.
    Katti und die Frau neben ihr standen zur gleichen Zeit auf. Sie lächelten einander an, als hätten sie plötzlich das Gefühl, daß etwas sie verbände. Katti ging hinter ihr zum Empfangstisch. Die Frau nahm die Karte, die die Schwester ihr gab, ging in die Kabine und zog hinter sich den Vorhang zu.
    »Mrs. Ritchik«, sagte Katti zur Schwester.
    Die Schwester sah sie ohne jede Neugier an und reichte ihr eine Karte. »Erster Besuch?« fragte sie.
    Katti schüttelte den Kopf. »Nein, ich war schon früher hier. Als mein Peter geboren wurde.«
    Die Schwester zuckte ungeduldig die Achseln. Diese Menschen waren so schwerfällig. »Ich, meine diesmal.«
    Katti zögerte. »Ja.«
    Die Schwester griff unter den Tisch und holte eine kleine Flasche mit weiter Öffnung hervor. »Für die Urinprobe«, sagte sie. »Geben Sie sie dem Arzt, wenn er zu Ihnen kommt.«
    Katti nahm die Flasche und ging den Gang entlang an den vollbesetzten Bänken vorbei in die Kabine mit der Nummer fünf. Sie zog den Vorhang hinter sich zu.
    Bedächtig zog sie sich aus und machte sich für den Arzt zurecht. Als alles bereit war, nahm sie das Tuch vom Haken und hüllte sich ein. Sie setzte sich auf den kleinen Hocker in der Ecke und wartete auf den Arzt.
    Einige Minuten später wurde draußen an der Kabine angeklopft, und eine Lernschwester trat ein. Sie hielt einen Notizblock in der Hand. »Mrs. Peter Ritchik?«
    Katti nickte.
    Es folgte die Liste jener Fragen, ohne die das Krankenhaus nicht auskommen konnte. Die Schwester brauchte nur etwa fünf Minuten, denn Katti hatte sich bereits alle Antworten zurechtgelegt. Sie entsann sich dieses Formulars noch vom erstenmal.
    Die Schwester riß das oberste Blatt von ihrem Block herunter und befestigte es mit einer Klammer auf der Innenseite der Kabine gleich unter dem Vorhang. Sie verließ die Kabine und kehrte einen Augenblick später mit noch einem Bogen zurück, den sie ebenfalls in die Klammer steckte. Dann lächelte sie Katti an. »Der Herr Doktor wird gleich da sein.«
    »Danke«, sagte Katti. Ergeben setzte sie sich wieder hin und wartete.
    Im allgemeinen dauerte es mindestens eine Viertelstunde, bis der Arzt kam.
    Dieses Mal verging fast eine halbe Stunde, ehe der Vorhang zurückgeschlagen wurde und der Arzt mit seinem Gefolge von zwei Assistenten eintrat. Er nahm den Bogen mit den Aufzeichnungen von der Wand, überflog ihn kurz und sah sie dann an. »Mrs. Ritchik?«
    Sie nickte. »Ja, Herr Doktor.«
    »Mein Name ist Dr. Block«, erklärte er. »Wie lange sind Sie schon schwanger?«
    Sie zuckte die Achseln. »Einen Monat, vielleicht auch zwei.«
    Er unterdrückte einen Laut des Mißfallens. Diese Menschen waren so achtlos und unordentlich. »Legen Sie sich mal auf den Tisch«, sagte er kurz angebunden. »Wir werden das feststellen.«
    Ohne ein Wort stieg sie auf den schmalen Untersuchungstisch und legte ihre Füße auf die Stützen. Das licht der kleinen gelben Birne an der Decke über ihrem Kopf stach ihr in die Augen. Sie mußte blinzeln.
    Seine Stimme schien über sie hinwegzuschweben.

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