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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Eier mit Schinken essen?« Marja sah ihn abweisend an. »Bestimmt«, rief sie, »die wären mir lieber.«
    »Wie schade«, meinte er spöttisch. Er wandte sich an Katti. »Ich glaube tatsächlich, sie schämt sich, weil wir zu arm sind, um uns so etwas leisten zu können.«
    Marjas Augen weiteten sich. »Wir wären es nicht, wenn du dich von deinem Bier losreißen könntest, um zu arbeiten«, entgegnete sie schonungslos.
    Ihr Stiefvater machte mit den Händen eine Geste, als wollte er sagen, es sei wirklich hoffnungslos mit ihr. »Achtung vor ihren Eltern kennt sie nicht«, erklärte er. »Nichts als Grobheiten und Beleidigungen. So was lernt sie, wenn sie sich bis spät in die Nacht draußen herumtreibt.«
    »Achtung vor meinen Eltern habe ich«, entgegnete Marja scharf. »Aber nicht vor dir.«
    »Marja! Sei still!« wies ihre Mutter sie zurecht. »Dann sag ihm, er soll endlich aufhören, ständig auf mir herumzuhacken«, erwiderte Marja mürrisch und griff zu ihrem Löffel. Sie kostete den Haferbrei. Er schmeckte langweilig und fade.
    »Dein Vater hat recht«, fuhr Katti fort. »Du solltest etwas netter mit ihm reden. Er denkt doch nur an dich .«
    »Quatsch!« stieß Marja hervor und warf ihren Löffel hin. »Der denkt immer nur an sich selbst!« Sie stand auf. »Wenn er auch nur ein bißchen ein Mann wäre, würde er dich nicht die ganze Nacht arbeiten lassen, während er es sich zu Hause in seinem Unterhemd bequem macht. Er ist nichts weiter als ein Parasit!«
    Katti hatte sich blitzschnell bewegt; ihre Hand war gegen die grauweiße Wand kaum zu erkennen gewesen. In der plötzlichen Stille der Küche hallte ihr Schlag nach.
    Marja drückte ihre Hand gegen die Wange, und die Röte breitete sich rasch um die weißen Abdrücke der Finger herum aus. In ihren Augen lag ein seltsamer Ausdruck der Verwunderung. »Du schlägst mich«, sagte sie zu ihrer Mutter, und in ihrer Stimme klang jähes Entsetzen auf.
    Katti sah sie an. Sie fühlte, wie sich ihr die Kehle zusammenzog. Zum erstenmal hatte sie ihre Tochter geschlagen. »Damit du endlich lernst, Achtung vor deinen Eltern zu haben«, erklärte sie mit bebender Stimme.
    Marjas Augen schienen feucht zu werden, und einen Augenblick dachte Katti, ihre Tochter würde weinen. Aber es kamen keine Tränen. Statt dessen stieg Kälte in ihnen auf, eine eisige, frostige Ruhe, die ihr verriet, daß Marja erwachsen war und sich weit von ihr entfernt hatte.
    »Marja!« rief sie mit flehender Stimme und trat einen Schritt auf sie zu.
    Marja wich zurück. »Entschuldige, Mutter«, sagte sie leise. Es klang fast so, als habe sie selbst ihre Mutter geschlagen und wolle sie nachträglich um Verzeihung bitten. »Es tut mir sehr leid.« Sie wandte sich um und ging zur Küchentür hinaus.
    Katti sah Peter an. Sie hörte Marjas eilige Schritte auf der Treppe. Da brach sie in Tränen aus. »Was habe ich getan, Peter? Was habe ich meinem Kind angetan?«
    In seiner Stimme klang so etwas wie Triumph mit. »Du hast das getan, was du schon längst hättest tun sollen, Katti. Recht hast du gehabt!«
    Sie sah ihn an. »Meinst du wirklich, Peter?« fragte sie und verfiel dabei wieder ins Polnische.
    Er nickte, und in seinen Augen offenbarte sich tiefe Genugtuung. »Ja.« Sie starrte ihn an. Das Kind in ihren Armen begann zu weinen. Geistesabwesend versuchte sie es zu beruhigen. Sie wollte so gern ihrem Mann glauben. Aber sosehr sie sich auch darum bemühte, tief in ihr blieb ein nagender Zweifel zurück.
    8
    Das Telefon klingelte gerade in dem Augenblick, als Marja zur Tür hereinkam. »Ich gehe schon, Mr. Rannis«, rief sie. »Das ist für mich.«
    Sie schloß die Tür der Zelle hinter sich und nahm den Hörer ab. »Hallo.«
    »Marja?« Ross’ Stimme klang am Apparat sehr schwach.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Ross«, sagte er.
    »Ich weiß«, erwiderte sie.
    »Was hast du vor?«
    »Nichts. Es ist zu heiß.«
    »Hast du Lust zu einer kleinen Fahrt? Den Riverside Drive entlang. Dort ist es kühl.«
    »Gern«, antwortete sie.
    »Ich hol’ dich gleich ab«, fuhr er rasch fort. »Warte dort auf mich.« »Nein ...« Sie zögerte. »Ich muß erst nach Hause und mich umziehen. Mein Kleid klebt. Wir können uns irgendwo treffen.«
    »An der Garage«, schlug er vor. »83. Straße zwischen Park und Lex Avenue. Wird es lange dauern?«
    »Eine halbe Stunde«, antwortete sie. »Bis nachher.«
    »Bis nachher.«
    Sie hörte das Knacken im Telefon, bevor sie den Hörer wieder
    auflegte, und trat aus der Zelle

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