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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Augenblick, dann stellte er vor: »Joker Martin, Marja Flood.«
    »Kommt mit an die Bar«, forderte Martin ihn auf. »Ihr seid eingeladen.«
    Ross schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Joker. Wir müssen gehen.« Martin hakte Ross unter. »Ich habe diesen Burschen seit vier Monaten nicht mehr gesehen, meine junge Dame«, sagte er mit seiner lauten, groben Stimme zu Marja, »und jetzt hat er es eilig.« »Gut, Joker«, sagte Ross. »Für ein Bier reicht’s noch.«
    Die Männer tranken ihr Bier. Marja bestellte sich noch ein CocaCola. Martin wandte sich Marja zu. »Auf Sie sollte ich eigentlich böse sein«, meinte er. »Ross war einmal einer unserer besten Kunden. Jetzt sehen wir nichts mehr von ihm, aber nachdem ich Sie kennengelernt habe, kann ich es ihm wirklich nicht übelnehmen.« »Joker führt dieses Lokal, Marja«, erklärte Ross. »Immer denkt er ans Geld.«
    Marja sah den grauhaarigen Mann an. »Wer tut das nicht?«
    Joker lächelte breit. Er schlug ihr mit der Hand auf die Schulter. »Kluges Mädchen«, sagte er. »Wir können nicht alle so reich sein wie unser junger Freund hier.« Zum erstenmal fielen Marja seine Augen auf. Sie waren verschlagen und, wie es schien, stets auf der Hut. »Suchen Sie etwa Arbeit, Mädchen?« fragte er.
    Bevor sie antworten konnte, mischte sich Ross ein. »Nein«, sagte er scharf, »sie geht noch zur Schule.«
    Marja war so klug, zu schweigen und ihr Coca-Cola zu trinken. Joker wandte sich erneut an Ross. »Ich freue mich, daß du wieder mal hereingeschaut hast«, meinte er. »Wir haben hier einiges in Ordnung gebracht.«
    Ross sah ihn interessiert an. »Wie denn?«
    »Beziehungen«,    antwortete Joker.    »Ist    jetzt    alles regulär.
    Würfelspiele im Zimmer hinter meinem Büro. Da ist einiges los.« Ross’ Stimme klang zurückhaltend, aber in seinen Augen flackerte es kurz auf. »Vielleicht werde ich mir das mal ansehen.« »Tu das«, rief Joker. »Und bring diese junge Dame als Talisman mit.« Er sah Marja an. »Sie wird uns hier immer willkommen sein.«
    »Danke, Mr. Martin.« Sie lächelte zu ihm auf.
    Sie leerten ihre Gläser, und Joker begleitete sie bis zur Tür. Seine Stimme wurde    von den Wänden des    engen Ganges hart
    zurückgeworfen.    »Habe mich sehr    gefreut,    dich    wiederzusehen,
    Ross. Mach dich nicht zu rar.«
    Die Musik setzte ein, als sie die Treppe hinuntergingen. Sie folgte ihnen bis auf die Straße, wo sie sich im Lärm des Verkehrs verlor. »Wohin jetzt?« fragte Ross, als er den Wagen auf die Straße hinauslenkte.
    »Ich weiß nicht. Du bist der Fahrer.«
    Er streifte sie mit einem raschen,    verstohlenen    Blick. Sie sah
    unverwandt geradeaus. Gern hätte er gewußt, was sie dachte.
    »Wie wär’s, wenn du mit mir nach Hause kämst, um eine Kleinigkeit zu essen?« fragte er.
    »Hat deine Familie nichts dagegen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sind alle zum Wochenende weggefahren.« »Gut«, sagte sie.
    »Guten Abend, Mr. Drego«, sagte der Pförtner.
    »Guten Abend, Mr. Drego«, sagte der Fahrstuhlführer, als er sie hinauffuhr.
    Sie unterhielten sich über belanglose Dinge, bis sie ausstiegen. Ross suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Die Wohnungstür lag dem Aufzug gegenüber.
    Er hielt Marja die Tür auf, und sie trat in die Wohnung. Er schloß sie hinter sich und tastete nach dem Lichtschalter.
    Sie streckte eine Hand aus und hielt ihn zurück. »Ich bin den ganzen
    Nachmittag mit dir zusammen gewesen, aber du hast mich nicht einmal geküßt.«
    Ohne etwas zu sagen, blickte er im Halbdunkel in ihr Gesicht und versuchte, ihren Ausdruck zu ergründen.
    »Warum bist du böse, Liebling?« fragte sie. »Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich etwas gesagt?«
    Schweigend schüttelte er den Kopf. Er konnte ihr nicht sagen, daß er auf sich selber böse war, weil er sie ins Tanzlokal Golden Glow geführt hatte. In einer solchen Gesellschaft war sie verloren. Innerhalb einer Woche würden diese Leute eine Nutte aus ihr machen. Niemals hätte er an so etwas denken sollen, wenn sie das Geld auch noch so dringend brauchte.
    Sie stand an ihn geschmiegt und streifte seine Wange mit ihren Lippen. »Sei mir doch bitte nicht böse, Liebling«, flüsterte sie. Seine Hand löste sich vom Lichtschalter, und er umschlang ihre Schulter. Er lehnte sich an die Tür und zog Marja zu sich heran. Bereitwillig gab sie nach und drängte sich an ihn. Er küßte sie. Etwas später machte sie Brote zurecht und

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