Die Moralisten
brauche das Geld. Das weißt du doch.«
»Es gibt soviel andere Arbeit, die man für Geld machen kann«, meinte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich tue nichts Schlechtes. Ich möchte nur genug Geld haben, um nicht so leben zu müssen wie meine Mutter. Ich weiß, was aus ihr geworden ist.«
»Aber du hast doch niemals ...« »Still«, entgegnete sie leise und drückte ihre Finger auf seine Lippen. »Du redest zuviel. Du hast nie versucht, mich zu küssen. Ich habe mich schon gefragt, was eigentlich mit dir los ist.«
Er lächelte. Es war, als leuchtete sein ganzes Gesicht auf. Er näherte sich ihr. »Vielleicht schadet es nichts«, meinte er. »Um so mehr habe ich nachzuholen.«
Als sie zu ihrem Haus gelangten, war es auf der Straße ganz still. Die letzten Märzwinde zausten kraftlos an ihnen, als sie die Stufen hinaufgingen und in den Hausflur traten. Leise schloß sie die Tür und blickte ihm ins Gesicht. Seine Augen waren sehr ernst, und flüsternd sagte er zu ihr: »Ich liebe dich, Marja. Das weißt du, nicht wahr?«
Sie nickte.
»Ich habe dich seit jenem Tag im Fahrstuhl geliebt, aber ich habe immer geglaubt, du willst mich gar nicht. Ross besitzt so viel. Ich habe nichts.«
»Ich habe niemals etwas verlangt«, erwiderte sie.
»Ich weiß. Aber du kannst alles bekommen, was du nur willst. Jeder Mann, dem du begegnest, ist verrückt nach dir.«
Langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Ich weiß«, sagte sie selbstbewußt. »Aber an ihnen liegt mir nichts. Sie sind alle Idioten. Sie glauben alle, sie könnten von mir was bekommen. Aber ich gebe nichts.«
Er lächelte belustigt. »Bin ich auch ein solcher Idiot?«
»Du bist der größte von allen«, entgegnete sie scherzend. »Außer mir. Ich bin in dich vernarrt.«
Er zog sie an sich, und sie schmiegte sich bereitwillig in seine Arme. Ihre Lippen und ihr Mund waren warm und offen. Ihre Zunge entzündete Brände. Er hielt jäh den Atem an, schloß die Augen und ließ sich in einen heißen Wirbel fallen. Plötzlich löste sie sich von ihm, einen Ausdruck der Verwirrung in den Augen. »Mike, du machst mich verrückt.«
»Um so besser.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es nicht. Bei niemandem habe ich das jemals empfunden.«
Er zog sie wieder an sich. »Das wird dich lehren, nicht mit mir zu spaßen, Mädchen«, rief er lachend. Er küßte ihren Hals. »Jetzt hast
du wirklich einen Freund.«
Peter saß in der Dunkelheit am Fenster und blickte auf die Straße hinab. Marja hätte schon seit einer Stunde zu Hause sein müssen. An diesem Abend arbeitete sie nicht so lange. Das wußte er.
Nun streckte er den Kopf zum Fenster hinaus. Zwei Leute kamen langsam die Straße entlang und gingen unter einer Laterne vorbei. Es war Marja.
Mike begleitete sie. Sie hielten sich mit den Armen umschlungen. Jäh durchrieselte ihn die Eifersucht. Marja war jetzt eine Frau. In den letzten paar Monaten hatte sie sich sehr verändert. Sie war ihrer selbst nun sicher. Das lag an ihrer Stellung.
Er hatte schon soviel über Mädchen gehört, die in solchen Tanzlokalen arbeiteten. Eine wilde Gesellschaft. Er erinnerte sich auch an ein paar, die er vor seiner Ehe gekannt hatte. Die meisten von ihnen waren nicht besser als Huren.
Erotische Vorstellungen tauchten in ihm auf, und er geriet in Erregung. Sie hatte kein Recht, ihn so zu behandeln, wie sie es tat. Halbangezogen in der Wohnung herumlaufen. Sie wußte ganz genau, daß ihn das erregte.
Er fühlte, wie ihm der Schweiß auf der Stirn ausbrach. Wie betrunken schwankte er in die dunkle Küche hinaus und öffnete den Eisschrank. Aber es war kein Bier mehr da. Er stand da und fluchte still vor sich hin. Dann fiel ihm die Flasche Slibowitz im Schrank ein.
Er holte sie heraus und entkorkte sie. Er hielt sie an den Mund und fühlte, wie der scharfe Alkohol in der Kehle und im Magen brannte. Wärme durchdrang ihn, und er kam sich nun stark und mächtig vor. Vorsichtig ging er mit der Flasche ins Wohnzimmer zurück und sah zum Fenster hinaus. Sie waren nicht mehr zu sehen. Da lauschte er aufmerksam auf Marjas Schritte auf der Treppe.
Aber nichts war zu hören.
Er wartete fast zehn Minuten und nahm noch einen Schluck aus der
Flasche. Ihm brauchte sie nichts vorzumachen, er wußte ganz genau, was sie dort unten trieb. Diese Gedanken machten ihn rasend. So ein gemeines kleines Luder. Alle erhielten ihren Anteil, nur er nicht. Sie lachte ihn nur aus.
Da hatte er einen großartigen Einfall. Leise ging
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