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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Zeit, ins Bett zu gehen. Sie spülte die Seife ab, stieg aus der Wanne und trocknete sich ab. Ihre Haut fühlte sich warm an, fast als ob sie glühte. Sie wickelte das Tuch um sich und kehrte ins Zimmer zurück.
    Sie trat an den Wandschrank und hängte ihren Morgenmantel wieder hinein. Dann nahm sie ihr Nachthemd von einem Bügel und ging zum Bett hinüber, wobei sie das Handtuch über eine Stuhllehne warf. Sie wollte sich gerade das Nachthemd über den Kopf ziehen, als sie instinktiv aufblickte.
    Ihr Herz zog sich zusammen, und die Furcht durchfuhr sie wie ein Messer. In der Ecke stand ihr Stiefvater. Sie ließ die Arme fallen und hielt das Nachthemd vor ihren Körper.
    Er trat einen Schritt auf sie zu und lächelte töricht. »Marja«, sagte er und streckte die Hände nach ihr aus.
    Sie wich vor ihm hinter das Kinderbett zurück. Ihre Furcht verwandelte sich in eisigen Zorn. »Mach, daß du rauskommst!« fuhr sie ihn an.
    Er blieb leicht schwankend vor ihr stehen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und seine Augen waren glasig. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Raus mit dir!« schrie sie. »Du gemeiner, besoffener Strolch!« »Marja«, murmelte er. »Warum bist du immer so gemein zu mir? Ich habe dich so gem.« Er kam um das Kinderbett herum auf sie zu.
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen und wich vor ihm zurück. »Du stinkst«, rief sie. »Raus mit dir!«
    Der Kleine erwachte und begann zu weinen. Instinktiv wandte sie ihre Augen dem Bettchen zu. Schon war ihr Stiefvater auf sie zugetreten und hatte, bevor sie es verhindern konnte, ihre Hand ergriffen. Er zog sie an sich und versuchte sie zu küssen. Sie wand sich in seiner Umklammerung und bemühte sich, ihr Gesicht abzuwenden. Mit den Nägeln fuhr sie ihm ins Gesicht. »Laß mich los! Du Schwein!«
    Seine Hand griff nach dem Nachthemd, das sie noch immer festhielt. Ihre Nägel zerkratzten sein Gesicht. Mit einem Schmerzensschrei wich er zurück, und sie hörte, wie ihr Hemd zerriß. Er hielt sie noch immer an einer Hand, die sie ihm zu entreißen suchte. Mit der anderen Hand fuhr er sich übers Gesicht. Sie war voller Blut. Er sah sie verständnislos an.
    Mit bebender Brust blickte sie zu ihm auf. »Machst du jetzt, daß du rauskommst?« keuchte sie.
    Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden.
    »Du Hure!« brüllte er. »Du wirst nicht mehr länger so mit mir umspringen! Jetzt werde ich dir was zeigen!«
    Er hob eine Hand und schlug ihr ins Gesicht. Sie taumelte zurück und fiel zu Boden. Langsam folgte er ihr, seine Augen auf sie gerichtet.
    Es lag keine Furcht in ihren Augen, nur grenzenloser Haß. Sie zog die Beine unter sich an, machte einen jähen Sprung an ihm vorbei zum Bett und griff nach dem Messer unter der Matratze.
    Er packte sie an den Haaren und riß ihren Kopf zurück, so daß sie halb zurückgebogen auf dem Bett lag. Sie sah seine Faust auf ihr Gesicht zustoßen und versuchte, dem Schlag auszuweichen. Alles tanzte ihr vor den Augen, und sie fiel vornüber.
    Erst allmählich kam sie wieder zu sich. Das Bewußtsein kehrte zurück und damit auch der Schmerz. Ihr Körper fühlte sich an, als ob tausend kleine Nadeln in ihm steckten. Vorsichtig drehte sie den Kopf herum.
    In ihrem Zimmer brannte noch immer das Licht. Sie war allein. Nach und nach kehrte die Erinnerung zurück. Sie setzte sich im Bett auf und stieß einen Schmerzensschrei aus.
    Sie sah die Kleider ihres Stiefvaters in der Nähe des Bettes auf dem Boden liegen. Übelkeit stieg in ihr auf, und sie lief in die Küche hinaus. Ihr Magen zog sich schmerzvoll zusammen, während sie sich in krampfhaften Anfällen in das Abwaschbecken erbrach. Endlich war alles vorbei. Kälte durchrieselte ihren Körper. Rasch drehte sie das heiße Wasser auf und stieg in die Badewanne. Verzweifelt rieb sie sich die Haut mit Seife ein, aber der Schmutz, den sie empfand, haftete nicht an ihrer Haut. Er war tief in ihr, wo sie ihn niemals entfernen konnte.
    Das warme Wasser linderte jedoch den Schmerz. Triefend vor Nässe ging sie in ihr Zimmer hinüber und holte sich ein Tuch aus dem Schrank. Langsam trocknete sie sich ab und begann sich dann vorsichtig anzuziehen.
    Vor dem Spiegel machte sie sich sorgfältig zurecht und kämmte sich ihr Haar. Ihr Gesicht starrte sie stumpf und teilnahmslos an. Nur ihre Augen waren noch lebendig. Sie waren grün und von Haß erfüllt.
    Sie ging zu ihrem Bett und zog das Laken glatt. Der Kissenbezug war mit Blut befleckt; sie suchte einen frischen

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