Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
er durch die Wohnung zurück und durch die Küchentür hinaus. Vorsichtig schlich er die Treppe bis zum ersten Absatz hinunter und spähte über das Geländer in den Hausflur.
    Er sah sie in der Ecke des Ganges stehen. Marja hatte ihre Arme um den Nacken des jungen Mannes geschlungen, und sie küßten sich. Der Rücken des Burschen verbarg Marja seinen Blicken, aber er wußte, was sie dort trieben. Er erkannte es daran, wie sie dastanden. Unterdrücktes Lachen schlug an seine Ohren, und Marja löste sich von Mike. Jetzt konnte er ihr Gesicht sehen. In dem gelblichen, trüben Licht wirkten ihre Lippen geschwollen.
    »Morgen?« hörte er Mike fragen.
    Marja lachte glücklich auf. »Morgen, bestimmt.« Sie ging zur Treppe.
    Peter eilte rasch in die Wohnung hinauf. Er wartete an der Küchentür, bis er ihre Schritte hörte. Dann ging er durch die dunkle Wohnung ins Wohnzimmer.
    Er setzte sich auf den Stuhl in der Ecke, von dem aus er die Küche im Spiegel an der Wand beobachten konnte. Wilder Zorn erfüllte ihn, und sein Magen verkrampfte sich vor Erregung. Er hob die Flasche an die Lippen. Einige Tropfen rannen ihm über das Kinn.
    Die Küchentür wurde geöffnet, und im Licht des Flurs zeichnete sich Marjas Gestalt ab. Er hörte ihre Stimme.
    »Peter?«
    Er antwortete nicht.
    »Peter, schläfst du?«
    Er hielt den Atem an. Sollte das Luder doch denken, er sei eingeschlafen. Er hatte es nicht nötig, ihr zu sagen, was er tat. Sie kam in die Küche und ging durch die Dunkelheit zur Tür ihres Schlafzimmers. Einen Augenblick später leuchtete das sanfte Licht der Lampe auf ihrer Kommode auf.
    Er beobachtete sie aufmerksam. Sie glaubte, er schliefe, denn sie schloß die Tür nicht. Er sah sie durch das Zimmer gehen. Sie begann sich auszuziehen. Eine leise gesummte Melodie drang bis zu ihm. Die kleine Hure schien zur Abwechslung einmal zufrieden zu sein. Nun trug sie nur noch ihre Unterwäsche. Sie blickte auf. Er hielt den Atem an und fragte sich, ob sie nun wohl argwöhnte, daß er sie beobachtete. Aber das beunruhigte sie offenbar nicht. Sie kam aus dem Schlafzimmer heraus und ging durch die Küche zum Abwaschtisch, wo er sie nicht mehr sehen konnte. Er hörte, wie sie die Töpfe aus dem Waschzuber nahm und den Wasserhahn aufdrehte.
    Sie erschien wieder in seinem Blickfeld und summte noch immer vor sich hin. Während sie in ihr Zimmer ging, löste sie den Büstenhalter. Er sah noch, wie sie sich den Rücken an den Stellen rieb, an denen die Träger eingeschnitten hatten. Sie ging in die Ecke des Zimmers neben ihrem Wandschrank, und er konnte sie nicht mehr sehen.
    Er hob die Flasche an die Lippen und nahm bedächtig noch einen Schluck. Dann wischte er sich den Mund mit dem Handrücken ab. Er fühlte sein Herz plötzlich heftig schlagen. Als er ihre Schritte hörte, blickte er wieder auf.
    Der Morgenmantel, in dem sie jetzt durch die Tür kam, schlug im Gehen auf; sie war nackt. Sie ging zum Waschzuber hinüber, und er hörte sie am Wasserhahn hantieren. Plötzlich wurde es ihm klar. Sie wollte ein Bad nehmen.
    Für gewöhnlich wartete sie damit, bis er weggegangen war, aber wahrscheinlich glaubte sie, er schliefe. Er lächelte vor sich hin. So gescheit war sie nun auch wieder nicht. Mit ihm konnte sie es jedenfalls nicht aufnehmen.
    Sie ging durch die Küche und auf den Flur hinaus und ließ die Wohnungstür halb angelehnt. Er erhob sich von seinem Stuhl und eilte leise in die Küche hinüber. Eine Weile lauschte er an der Tür. Da vernahm er von der Toilette her das Geräusch der Spülung und blickte sich hastig um. Die Zeit reichte nicht mehr, ins Wohnzimmer zurückzugehen. So sprang er in ihr Zimmer hinein und verbarg sich hinter der offenen Tür.
    Sie lehnte sich im Waschzuber, der ihnen als Badewanne diente, zurück und ließ das warme Wasser über ihre Haut hinspielen. Eines
    Tages würde sie eine richtige Badewanne in einem richtigen Badezimmer haben. Sie seifte sich tüchtig ein, bis ihr ganzer Körper mit Schaum bedeckt war.
    Dann schloß sie die Augen und dachte an Mike. Er war wunderbar. Seltsam, daß dies alles geschah. Das Gefühl, das sie hatte, wenn er sie küßte - es war so, wie es sonst immer nur in Büchern geschildert wurde. Es war erregend und verlieh ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Wenn sie sich küßten, erwachte ein ganz neues Verlangen in ihr, sie konnte kaum mehr stehen, und ihre Beine wurden schwach.
    Das Wasser begann sich abzukühlen. Sie öffnete die Augen. Es war schon spät und höchste

Weitere Kostenlose Bücher