Die Moralisten
streng legal.«
»Gib mir mein Geld zurück«, fuhr Ross ihn an. »Wenn du von mir verlangst, daß ich etwas kaufen soll, so verkauf mir ein Stück von Miami oder Reno oder .«
»Sei kein Idiot«, entgegnete Joker. »Miami ist vom Pöbel aus Chikago besetzt, und dort stinkt es zum Himmel. Wie lange, glaubst du, wird das noch dauern? Bald werden sie einpacken müssen. Reno ist eine tote Stadt. Auch mit New Orleans geht’s zu Ende. Sun Valley, Palm Springs sind nichts fürs Glücksspiel.«
»Na und?« rief Ross. »Zumindest weiß ich aber, was ich dort kriege. Geld.«
»Hier liegst du besser«, erklärte ihm Joker. »Wir kaufen uns die Stadt. Grundstücke und dergleichen. Und wir werden die Gesetze machen. Es wird keinen Ärger geben. Alles ist völlig legal.«
Ross’ Stimme klang jetzt ruhiger. »Wann soll das alles über die Bühne gehen?«
»Ein solches Geschäft braucht seine Zeit«, antwortete Joker nachdenklich. »Kane meint, fünf bis zehn Jahre. Kommt auf ein paar günstige Gelegenheiten an.«
»Bis dahin bin ich ein alter Mann«, stieß Ross hervor.
Auf Jokers Gesicht breitete sich ein selbstzufriedenes Lächeln aus. »Du wirst der reichste alte Mann von dreißig Jahren in unserem Land sein.«
»Ich weiß nicht«, meinte Ross zögernd. »Ich könnte das Geld jetzt gut brauchen.«
Joker beugte sich über den Schreibtisch, und seine Stimme nahm einen vertraulichen Ton an. »Wer kann das nicht? Ich habe zehn Aktien. Glaubst du nicht, daß ich diese hunderttausend Dollar lieber in meiner Tasche behalten würde? Bestimmt, aber nicht, wenn sie mir eines Tages eine Million einbringen. Alles legal. Niemand kann dir deswegen etwas anhaben.«
»Du hast hunderttausend da reingesteckt?« fragte Ross ungläubig. Joker nickte.
»Wieviel Aktien sind ausgegeben worden?« fuhr Ross fort. »Tausend Stück.« Jokers Stimme war sehr nüchtern.
»Zehn Millionen Dollar!« Ross’ Stimme klang verblüfft.
»Und ich lasse dich nur deshalb in dieses Geschäft einsteigen«, sagte Joker rasch, »weil ich große Pläne mit dir habe.«
Ross betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Was für Pläne?«
Joker lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er holte sich eine neue Zigarre aus seiner Tasche und zündete sie an. »Das alles geht auf völlig legaler Grundlage vor sich. Es kann also kein Gauner mitmachen. Die Sache muß völlig sauber sein. Ich werde dich bei Kane als den Mann hinstellen, der das ganze Unternehmen für uns durchführen soll.«
»Glaubst du, du kommst damit durch?« fragte Ross. »Natürlich«, erwiderte Joker zuversichtlich.
Ross nahm die Aktie in die Hand und betrachtete sie. »Weißt du, die Sache fängt an, für mich interessant auszusehen.«
Joker lächelte zufrieden. »Es riecht nach Geld, meinst du das?« Ross lachte auf, als er sich die Aktie in die Tasche schob. »Einer der drei Gerüche, denen ich nicht widerstehen kann: neues Geld, neue Wagen und neue Weiber.«
Joker lachte. »Da fällt mir etwas ein. Ich habe gerade Verbindung zu einem früheren Mädchen von dir hergestellt, falls es dich interessiert.«
»Frühere Mädchen interessieren mich nicht«, entgegnete Ross. »Ich habe dir doch gesagt: neue Weiber.«
»Die vielleicht doch«, meinte Joker. »Weißt du noch, diese junge, blonde Polin .«
»Marja?« Ross’ Stimme hatte einen seltsamen Unterton. Sie klang, als wäre es ihm fast schmerzlich, den Namen auszusprechen.
»Ja«, fuhr Joker vorsichtig fort, »ich hatte die Absicht, sie mir selber zu angeln, aber zunächst wollte ich feststellen, ob du noch interessiert bist.«
Ross blickte auf seine Hände. Er war Joker ganz schön in die Falle gegangen. Jetzt konnte er nichts mehr tun oder sagen. Er sah Joker an. Der ältere Mann betrachtete ihn wie ein geduldiger Vater sein Kind. Leise sagte er: »Ich bin nicht interessiert, Joker. Sie gehört dir.«
5
Sie saß in ihrem Zimmer und wartete auf das Klingeln des Telefons. In ihrem Aschenbecher häuften sich die Zigarettenstummel. Es war Freitagvormittag. Vier Tage war sie nun schon da und hatte gerade noch genug Geld, um das Zimmer zu bezahlen. Evelyn hatte gesagt, sie würde am Freitagvormittag anrufen. Sie hatten alles miteinander ausgemacht.
Es hatte ungefähr sechs Monate vor ihrer Entlassung in der Wäscherei begonnen. Das schlanke, dunkelhaarige Mädchen, das am Bügelbrett ihr gegenüber stand, blickte plötzlich auf. »Was wirst du tun, wenn du herauskommst, Mary?«
Mary bügelte einen Kissenbezug zu Ende und begann
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