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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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welchen Platz nimmt da Silk ein? Gibt er den Ton an?«
    Rafferty schüttelte den Kopf. »Nein. Kane hat alles an sich gerissen. Da bin ich abgesprungen. Von solchen Gecken lasse ich mir nicht sagen, was ich zu tun habe.«
    »Und die anderen?« fragte Joker. »Sind sie geblieben?«
    »Diese feigen Hunde!« fluchte Eisen-Mike. »Natürlich sind sie geblieben.«
    Joker zögerte. »Vielleicht hättest du auch bleiben sollen, Mike.« »Eher werde ich in der Hölle verbrennen!« stieß Rafferty hervor. »Ich habe bis jetzt meine Geschäfte immer selbst gemacht. Es wird sich bei mir keiner einmischen.«
    »Wie du willst, Mike«, antwortete Joker.
    »Ich gehe jetzt zum Essen nach Hause«, fuhr Mike Rafferty fort. »Wir sehen uns später und überlegen uns, was als nächstes zu tun ist.« Er drehte sich um und stampfte aus dem Zimmer hinaus.
    Joker wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann griff er nach dem Telefon. Gerade als er das Amt hatte, hörte er einen Laut, der sich wie die gedämpfte Fehlzündung eines Autos anhörte. Rasch legte er den Hörer wieder auf und lief zum Fenster.
    Eine Menschenmenge hatte sich auf der Straße vor dem Klubhaus versammelt. Er konnte nicht erkennen, wer da auf dem Trottoir lag. Aber er sah das Blut, das zum Rinnstein hin versickerte.
    Langsam ging er zum Telefon zurück und nahm den Hörer ab. Eisen-Mike hatte recht behalten. Eher würde er in der Hölle verbrennen. Joker fragte sich, ob es ihm wohl gefiele. Er nannte dem Telefonfräulein eine Nummer, und eine Stimme meldete sich.
    »Mr. Kane«, begann er mit leiser, phlegmatischer Stimme, »hier spricht Joker Martin. Nein, Eisen-Mike ist bei seiner Ansicht geblieben. Es ist zu spät. Ich möchte Ihnen nur sagen, daß ich hinter Ihnen stehe. Tausendprozentig .«
    Die Tips waren richtig gewesen, und er war gut gefahren. Es war ein langer Weg von dem Tanzlokal und dem Spieltisch im Hinterzimmer, den Eisen-Mike ihm zuerst zugeschanzt hatte. Jetzt hatte Kane ihm sein Gebiet überlassen, und niemand konnte ihm in die Quere kommen. Er hatte es geschafft, denn Kane sorgte für Frieden.
    Aber das Geschäft hatte einen riesigen Umfang angenommen. Er brauchte Hilfe. Nicht die Hilfe von Handlangern, sondern von Leuten mit Köpfchen, von Leuten, die selbständig denken konnten. Bei der neuen Aufteilung der Gebiete war ihm auch die Park Avenue bis zur 81. Straße zugefallen. Da hatte er zum erstenmal an Ross Drego gedacht.
    Er war zwar ein junger, wilder Bursche, aber intelligent. Er hatte auch für das Glücksspiel einen sechsten Sinn. Nur gut, daß sein Vater ihm jede Unterstützung versagt hatte, nachdem er wieder einmal in Schwierigkeiten geraten war. Sechs Monate arbeitete Ross schon für Joker, aber der Junge verdiente auch das Geld, das er ihm zahlte. Er kannte alle Leute in der Park Avenue und die Bosse der Hochfinanz beim Vornamen. Er war unter ihnen aufgewachsen.
    In einem Punkt mußte Joker jedoch vorsichtig sein: das war Ross’ Ehrgeiz. Er hatte es in allem zu eilig und wollte von allem zuviel haben. Joker lächelte nachdenklich, während er an seiner Zigarre zog. Er konnte Ross im Zaum halten, besonders jetzt, nachdem Kane dem Syndikat das neue Geschäft vorgeschlagen hatte.
    Er griff zum Telefon. Seine Sekretärin meldete sich. »Ist Ross schon da?« fragte er.
    »Er ist gerade auf dem Weg zu Ihnen, Mr. Martin«, antwortete sie.
    In dem Augenblick, in dem er den Hörer hinlegte, öffnete sich die Tür, und Ross trat ein. Er blickte kurz auf den Bogen Papier, der auf dem Schreibtisch vor ihm lag und sah dann Ross wieder an. »Hast du das Geld?« fragte er.
    Ross nickte und warf ein Bündel Scheine auf den Tisch.
    »Hier sind zehntausend Dollar, Joker. Das ist alles, was ich habe.« Joker öffnete eine Schublade und legte das Geld hinein. Er nahm aus der gleichen Schublade ein Aktienzertifikat und schob es Ross hin. Ross nahm es und betrachtete es. Ärgerlich warf er es auf den Tisch zurück. »Was soll das bedeuten, Joker? Das ist ja nur ein Anteilschein. Ich habe geglaubt, es handelt sich um ein großes Geschäft.«
    Joker lächelte. »Das ist es auch.«
    »Unsinn!« schrie Ross. »Was in aller Welt ist denn diese Blue-Sky-Entwicklungsgesellschaft? Ich habe niemals davon gehört!«
    »Das ist Las Vegas«, antwortete Joker.
    »Las Vegas? Wo zum Teufel liegt denn das?«
    »In Nevada«, antwortete Joker. »Es entwickelt sich zum größten Geldumschlagplatz dieses Landes. Hotels, Spielhöllen, Nachtlokale. Und alles

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