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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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daß ich welche brauche?« fragte sie.
    Er spürte, wie er errötete. »Ich wiederhole Ihnen das nur zu Ihrem eigenen Vorteil, Miß Flood«, erwiderte er gereizt.
    »Ich danke Ihnen«, antwortete sie und setzte sich wieder.
    »Was für eine Arbeit suchen Sie denn, Miß Flood?« fragte er. »Vielleicht können wir Ihnen behilflich sein.«
    Sie sah ihn spöttisch an. »Wüßten Sie etwas für mich?«
    Er nickte. »Kellnerin oder Verkäuferin in einem der Kettenläden.« »Was wird da gezahlt?«
    »Zwölf bis fünfzehn Dollar in der Woche.« »Nein, danke«, erwiderte sie kühl.
    »Was haben Sie dagegen einzuwenden?« fragte er, und sein Ärger verriet sich deutlich in seiner Stimme.
    »Damit könnte ich nicht einmal meine Miete bezahlen. Ich brauche eine Stellung, die mir viel Geld einbringt.«
    »Man muß ja nicht ausgerechnet im Astor wohnen«, entgegnete er scharf.
    »Mir gefällt es aber«, sagte sie, noch immer lächelnd. »Ich habelange genug in meinem Leben in dreckigen Löchern gehaust. Ich mag nicht mehr!«
    »Und wie wollen Sie sich so viel Geld verdienen?«
    Sie antwortete ihm nicht.
    »Als Nutte?« Seine Stimme klang streng und kalt.
    »Was wird da gezahlt?«
    Ihre Augen blickten fest in die seinen. Das Lächeln verschwand von ihren Lippen. »Bringt das so viel ein, Leutnant?«
    Wieder klang seine Stimme drohend. »Sie werden    bald
    Unannehmlichkeiten haben. Wirkliche Unannehmlichkeiten, das sind keine Jugenddelikte mehr. Ein Frauengefängnis ist etwas    ganz
    anderes als eine Anstalt. Das werden Sie schnell feststellen.«
    »Seien Sie dessen nicht so sicher, Leutnant«, erwiderte sie    ruhig.
    »Ich habe nichts getan - noch nicht.«
    Er war aufgestanden. »Passen Sie nur auf, daß Sie nichts tun, was Sie eines Tages bereuen könnten.«
    Er schob ihr die Karteikarte über den Schreibtisch hinweg zu und reichte ihr seinen Füllfederhalter. »Unterschreiben Sie hier.«
    Sie unterschrieb. Er nahm die Karte und betrachtete ihre Unterschrift. »Gut«, sagte er. »Sie können jetzt gehen. Aber vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe.«
    Sie erhob sich, schlüpfte in ihren Mantel und ging zur Tür. Sie öffnete sie und blickte spöttisch zu ihm zurück. »Vielen Dank für Ihre ermutigenden Worte, Leutnant.«
    Er sah sie abweisend an. »Nur zu Ihrer Information, ich bin nicht Leutnant. Bleiben Sie also mit uns in Verbindung, das ist alles.« »Bestimmt«, sagte sie noch immer lächelnd. Sie sah sich in dem kleinen Zimmer langsam noch einmal um. »Vielleicht kommt einmal
    ein langweiliger Nachmittag, Leutnant, an dem Sie Lust haben, sich die Zeit anders zu vertreiben. Dann besuchen Sie mich. Wir können ein Plauderstündchen abhalten.«
    Verblüfft sah er sie an, fand jedoch keine Erwiderung. Er errötete.
    Ihr Lächeln wurde noch spöttischer. »Sie wissen ja, wo ich wohne. Zimmer 1204. Sie brauchen nur den Portier zu bitten, Sie anzumelden.«
    Die Tür schloß sich hinter ihr, bevor er eine Antwort gefunden hatte. Nachdenklich starrte er die geschlossene Tür an. Nach einer Weile griff er zu seinem Bleistift, machte auf der Karte einige Eintragungen und nahm den Telefonhörer ab.
    »Verbinden Sie mich mit Joker Martin«, bat er die Vermittlung. Einige Sekunden später raschelte es im Hörer. »Joker?«
    Es summte im Apparat.
    »Hier spricht Egan vom Polizeirevier in der 54. Straße. Das Mädchen, nach dem Sie suchen, hat sich soeben hier gemeldet ... Jawohl ... Sie nennt sich jetzt Mary, nicht mehr Marja ... Ja, dieselbe ... Blond und gute Figur ... Aber ein scharfes Mundwerk, hat vor nichts auf dieser Erde Angst ... Danke, Joker ... Ich freue mich, Ihnen helfen zu können.«
    4
    Joker Martin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und hielt ein Streichholz an seine Zigarre. Sein Gesicht spiegelte stille Zufriedenheit. Er hatte das einzig Richtige getan. Seit anderthalb Jahren hatte er gewußt, daß es eines Tages zur Bildung eines Syndikats kommen mußte. Es hatte zu viele Morde gegeben. Er entsann sich des Tages, an dem Mike Rafferty kochend vor Wut ins Klubhaus gekommen war. »Für wen hält sich denn eigentlich dieser Geck?« hatte Eisen-Mike gezischt.
    »Was für ein Geck?« hatte Joker gefragt.
    »Kane. Frank Kane. Er beruft eine Sitzung im Hotel ein. Wir sind alle da, und er erklärt uns, daß wir alle von jetzt ab bestimmte Gebiete zugewiesen erhalten und niemand die Grenze überschreiten darf.«
    Martin dachte über den Namen nach und blickte zu Mike auf. »Meinst du Fenellis Mann? Und

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