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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die große Attraktion dieser Saison. Jede Mutter in Florida hat dir ihre Tochter zugedacht, und du bist hinter so einem Mädchen am Strand her. Du weißt nicht einmal, wer sie ist. Wahrscheinlich ein Flittchen, das an nichts denkt außer an Sonne und Sand.«
    Plötzlich wurde er sich seines Dieners bewußt, der neben ihn getreten war. Rasch wandte er sich um. Tom starrte auf den Strand hinunter. »Sie ist ein wirklich hübsches Mädchen, Mr. Paynter«, sagte Tom. Gordon lächelte. »Kann ich dich deshalb morgens nie erreichen? Du beobachtest sie wohl auch?«
    Tom sah ihn an. Er sprach mit jener Vertraulichkeit, die aus einem langen Zusammensein erwächst. »Ich bin vielleicht alt, Mr. Gordon, aber ich habe gute Augen.«
    »Weißt du, wer sie ist?« fragte Gordon.
    »Nein«, antwortete der Alte. »Ich habe sie noch nie zuvor irgendwo gesehen. Nur hier.«
    »Glaubst du, sie würde zum Mittagessen herkommen?«
    Der Alte betrachtete ihn aus klugen, erfahrenen Augen. »Das kann man nicht sagen, bevor man sie nicht gefragt hat.«
    Gordon blickte wieder auf den Strand hinunter. Auf der Decke ausgestreckt, unterschied sie sich kaum von dem Sand. Er lächelte. »Geh schon, Tom. Bitte sie zum Essen.«
    Sie lag still auf dem Sand. Ihr Kopf ruhte auf ihren Armen. Die warme Sonne brannte auf ihren Rücken herab. Das war eine schöne, saubere Hitze. Keine so schmutzige Hitze wie die der weißen Lampen, die bei der Vorstellung in der vergangenen Nacht auf sie herabgebrannt hatten. Sie dachte an die Männer, deren gierige Blicke sie auf ihrem Körper wie eine Berührung empfunden hatte. Was waren das für Männer, die ihr Vergnügen an solchen Schaustellungen fanden?
    Das Schwierigste bei der ganzen Sache war, ihnen nach der Vorstellung begreiflich zu machen, daß dies nun alles war. Sie hatte
    ihnen nichts mehr zu bieten. Sie und Evelyn zogen sich an und warteten draußen im Wagen, während Joe die zweite Hälfte ihres Geldes kassierte.
    Für gewöhnlich gingen Evelyn und Joe noch aus, aber sie kehrte sofort nach Hause zurück und stieg in die Badewanne. Ein heißes Bad konnte viel Schmutz abwaschen. Dann legte sie sich ins Bett, las noch eine Weile und fiel in Schlaf. Zuweilen erwachte sie, wenn Joe und Evelyn nach Hause kamen. Am Morgen war sie immer schon auf, während die beiden noch schliefen. Sie zog ihren Badeanzug an, ging zum Wagen und fuhr zum Strand hinunter. Im allgemeinen waren sie auf, wenn sie vom Strand zurückkehrte. Dann bereitete sie für gewöhnlich das Frühstück zu. Danach machten sich Joe und Evelyn fertig und fuhren zum Rennen. Erst spät am Nachmittag kehrten sie zurück. Hin und wieder verloren sie dabei ihr ganzes Geld und mußten sich von ihr etwas für den nächsten Tag leihen. Niemals zahlten sie dieses Geld zurück, aber sie hielt es für besser, sie nicht darum zu bitten.
    Alles in allem war es nicht so übel. Es war ihr gelungen, ungefähr fünfhundert Dollar zu sparen, die auf einer Bank in Miami lagen. Einmal in der Woche fuhr sie in die Stadt, sah sich einen Film an, aß zu Mittag und ging in die Bank. Die gewissen Erfahrungen, wie Evelyn sie nannte, bedrückten sie schon seit langem nicht mehr. Sie brachte es fertig, diese Dinge ganz unpersönlich zu betrachten. Schließlich war das alles nichts weiter als eine Vorstellung. Man brauchte dabei nichts zu empfinden.
    Ihr Rücken war warm und genug von der Sonne verbrannt. Als sie sich auf die andere Seite drehte, bemerkte sie, daß jemand neben ihr stand. Sie setzte sich rasch auf und hielt mit den Händen die Träger des Badeanzuges fest.
    Ein runzliger, grauhaariger Neger stand da und lächelte sie an. »Ma’am«, sagte er mit freundlicher Stimme.
    »Bitte?« fragte sie kühl.
    »Mister Gordon Paynter würde sich freuen, wenn Sie heute zum Essen in sein Haus kämen, Ma’am«, erklärte der alte Mann sehr förmlich.
    Ihre Augen folgten der Handbewegung zum Haus auf der Anhöhe hin. Es war ihr schon früher aufgefallen. Das Haus eines reichen Mannes, auf allen Seiten von einem eisernen Zaun umgeben, der bis zum Strand reichte. Sie wandte sich wieder dem Neger zu. »Sagen Sie Mr. Paynter, ich danke ihm für seine Einladung, aber wenn er mich zum Essen bitten möchte, so könne er ebenso gut persönlich kommen und mich einladen.«
    Ein Lächeln leuchtete in den Augen des alten Mannes auf. »Ja, Ma’am«, sagte er ernst. »Ich werde es ihm ausrichten.« Er verbeugte sich leicht und kehrte langsam zum Hause seines Meisters zurück. Mary blickte ihm

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