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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Rechnung.«
    Sie sah ihn fest an. »Ich zahle meine Rechnung, danke.«
    Er zuckte die Achseln. »Es ist Ihr Geld.«
    Sie griff zum Telefon und rief beim Portier an.
    Evelyn saß im Wagen.
    »Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben«, gestand Mary, als sie zu ihr in den Wagen stieg.
    Evelyn lachte auf. »Es lag an Joe. Wir mußten noch zu ihm, um seine Koffer abzuholen.«
    Mary sah ihre Freundin an. Evelyns Gesicht war leicht gerötet. »Er hat seine Koffer geholt?« fragte sie.
    »Natürlich«, brummte Joe, während er anfuhr und den Wagen in den Verkehr hineinsteuerte. »Man kann doch von einem Mann nicht verlangen, daß er ohne seine Sachen verreist.«
    »Verreisen?« fragte Mary. »Wohin fahren wir denn?«
    »Nach Florida«, antwortete Joe. »Miami. Ich habe eine schöne kleine Wohnung draußen am North Beach. Die Einnahmen werden sich in dieser Saison sehen lassen können.«
    Der große grauhaarige Mann trat an den Empfangstisch. »Mary Flood, bitte. Zimmer 1204.«
    Der Portier sah zu ihm auf. »Sie haben Miß Flood gerade verfehlt, Sir. Sie ist vor etwa fünf Minuten ausgezogen.«
    Joker Martin starrte ihn an. »Ausgezogen?« Ein Argwohn stieg in ihm auf. »War sie mit jemand zusammen?«
    Der Portier nickte. »Sie war in Begleitung eines Herrn, Sir.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ein großer Mann, Sir, etwa Ihre Größe. Rötliches Gesicht.«
    »Ach.«
    Joker wandte sich ab.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Sir?« fragte der Portier.
    Joker sah ihn an. »Nein, alles in Ordnung.« Er ging durch die Halle auf den Ausgang zu. Zumindest war es nicht Ross. Anfänglich hatte er daran gedacht.
    Er trat durch die Drehtür auf die Straße hinaus. Es geschah ihm ganz recht, er hatte viel zu lang gewartet. Er hätte sich sofort melden sollen, nachdem er von ihr gehört hatte. Er hätte wissen müssen, daß ein Mädchen wie sie nicht lange brauchen würde, um eine Bekanntschaft zu machen. Er steckte sich eine Zigarre in den Mund und kaute an ihr, ohne sie anzuzünden. Vorläufig machte es auch nichts aus. Es gab zu viele Dinge, mit denen er sich jetzt befassen mußte. Er konnte warten.
    Sie würde wieder auftauchen. Früher oder später tauchten sie alle
    wieder auf.
    Drei Vormittage hintereinander hatte er sie aus dem Wasser kommen sehen. Wie eine Göttin entstieg sie dem Meer. Sie trug einen weißen Badeanzug, der sich ihrem Körper anschmiegte, als sei er eine Haut. Ihre hohen, üppigen Brüste, die schlanke Taille, die geschwungenen Hüften wirkten wie aus weißem Marmor gemeißelt. Langsam zog sie ihre weiße Badekappe vom Kopf. Eine Fülle schimmernden goldenen Haares fiel um ihr von der Sonne gebräuntes Gesicht. Geschmeidig schritt sie den Strand entlang zu ihrer Decke. Sie beugte sich nieder, nahm ein Handtuch und rieb sich kräftig ab. Niemals zuvor hatte er einen Menschen mit solcher Freude aus dem Wasser kommen sehen wie dieses Mädchen. Er wußte, was sie als nächstes tun würde. Sie würde sich auf der Decke ausstrecken, die Träger ihres Badeanzuges lösen und in der Sonne liegen. Nicht ein einziges Mal blickte sie zu der kleinen Anhöhe hinauf, auf der sein Haus lag. Nachdem sie eine Stunde in der Sonne gelegen hatte, würde sie aufstehen und alle ihre Sachen ordentlich in eine kleine Strandtasche legen. Dann zog sie sich ein Kleid über, ging bis zur Straße, stieg in ein kleines Kabriolett und fuhr davon.
    Dies wiederholte sich jeden Vormittag. Er konnte fast seine Uhr nach ihr stellen. Vom Fenster seines Schlafzimmers aus konnte er sie jeden Morgen um elf Uhr über den Strand gehen sehen. Das war, seit er gegen Ende Januar - also vor fast drei Wochen - nach Florida gekommen war, Tag für Tag so gewesen. Das erste Mal hatte er sie nach der Party beim Senator beobachtet. Er war mit einem üblen Kater aufgewacht und hatte nach seinem Diener gerufen, der ihm etwas Tomatensaft bringen sollte. Aber Tom war halb taub und konnte ihn nicht hören. Vielleicht wollte er es auch nicht. Verärgert taumelte er aus dem Bett und ging zur Klingel in der Nähe des Fensters. Er beugte sich schlaftrunken vor und blickte hinaus.
    Sie kam gerade aus dem Wasser. Im dunstigen Licht des Vormittags glaubte er, sie sei nackt. Als er dann in seinem Kopf klarer wurde,
    sah er, daß sie einen weißen Badeanzug trug. Er wandte sich ab und fand, er sei tatsächlich ein Idiot. Am nächsten Morgen jedoch trat er wieder ans Fenster, um sie zu beobachten.
    »Dummkopf!« sagte er zu sich selber. »Du bist Gordon Paynter. Man sagt von dir, du bist

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