Die Moralisten
jemals so gut.«
Er brach in Lachen aus. Er warf den Kopf zurück, und das Lachen stieg aus ihm herauf. Es prallte gegen das Haus und rollte dröhnend der Brandung entgegen.
Sie sah ihn mit großen Augen an. »Worüber lachen Sie?«
Es gelang ihm, sich einen Augenblick zu fassen. Er betrachtete sie. »Ausgerechnet hier muß man eine ehrliche Frau finden!« stieß er keuchend hervor. »Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Ausgerechnet in Miami Beach!«
Ihre Augen nahmen einen verwunderten Ausdruck an. »Was haben Sie an Miami Beach auszusetzen?« fragte sie. »Mir gefällt es gut.« »Mir auch«, rief er noch immer lachend. Er trat ans Geländer, blickte zum Wasser hinunter und wandte sich dann ihr zu. »Im Haus habe
ich Badeanzüge. Wie wär’s, wollen wir schwimmen?« fragte er.
Sie nickte schweigend.
In große Badetücher gehüllt, kehrten sie auf die Terrasse zurück. »Tom!« rief er. »Heißen Kaffee. Wir erfrieren!«
Keine Antwort.
Er trat an die Terrassentür und rief: »Hallo, Tom! Mach uns Kaffee!« Nur ganz schwach war Toms Antwort zu hören. »Müssen ihn selber machen, Chef. Bin schon ins Bett gegangen.«
Gordon trat kopfschüttelnd von der Tür zurück. »Ihm gegenüber bin ich machtlos. Er ist schon zu lange bei mir.«
Sie lächelte. »Den Kaffee kann ich ja machen.«
»Würden Sie das tun?« fragte er.
»Ich verlange es sogar«, erwiderte sie. »Mir ist auch kalt. Das Wasser ist wunderbar, aber man muß es gewohnt sein.«
Er führte sie in die Küche. Dort stand bereits eine Kanne Kaffee auf dem Herd. Sie brauchte nur die Platte einzuschalten. Einige Minuten später saßen sie auf dem großen Sofa und tranken den Kaffee aus riesigen, dampfenden Tassen.
»Das schmeckt«, rief er und stellte seine Tasse ab.
Sie nickte.
Er streckte sich aus. »Haben Sie jemals bemerkt, wie groß die Sterne hier unten im Süden sind?« fragte er.
Sie blickte kurz hinauf und sah dann wieder ihn an. »Mir erscheinen sie nicht anders als sonstwo auch.«
Er wandte sich ihr zu. »Weib, hast du keine Romantik in deiner Seele?«
Sie lächelte. »Es ist schon spät. Ich sollte mich lieber anziehen.« Sie wollte aufstehen.
Seine Hand hielt sie am Arm zurück. »Mary Flood«, sagte er.
Sie blickte auf ihn hinab. »So heiße ich.«
»Gehen Sie nicht weg, nachdem ich Sie gerade erst gefunden habe«, bat er.
»Sie wissen nicht, wovon Sie reden«, erwiderte sie.
Er hielt sie auf dem Sofa zurück. Sie sah ihm in die Augen. Er legte seine Hände um ihre Wangen und zog ihr Gesicht dicht zu sich heran. Sein Mund war warm und weich. Er war nicht wie die anderen. Ein Gefühl der Geborgenheit durchrieselte sie. Sie schloß die Augen.
Sie fühlte seine Hände auf ihren Brüsten. Sie bewegte die Schultern. Die Träger glitten herunter. Sie hörte, wie sein Atem stockte, und öffnete die Augen.
Erbetrachtete sie. »Du bist schön«, flüsterte er. »Schön!«
Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog seinen Kopf auf ihre Brüste herab. Sie konnte kaum seine Stimme hören.
»Seit ich dich an jenem ersten Morgen aus dem Wasser kommen sah, habe ich gewußt, daß du so aussiehst.«
Sie strich mit ihren Händen seine Hüften entlang und hörte ihn leise aufstöhnen, als ihre Finger ihn berührten.
»Ich habe gewartet und gewartet«, flüsterte er. »So lange habe ich gewartet.«
»Sei still!« sagte sie leise, und eine seltsame Wildheit erwachte in ihr. »Du redest zuviel!«
Zwei Tage später bat er sie, ihn zu heiraten.
11
Der Kaffee sprudelte auf dem Herd, als es an der Tür klopfte. »Wer ist da?« fragte sie, ohne sich umzudrehen.
»Ich«, antwortete die dunkle, gedämpfte Stimme. »Mac.«
»Die Tür ist nicht verschlossen«, rief sie. »Komm rein.« Sie schenkte Kaffee in zwei Tassen und trug sie zum Tisch.
Er hielt Zeitungen in seinen Händen. »Hast du sie schon gesehen?« fragte er.
Sie sah ihn an.
»Nein«, antwortete sie. »Ich hatte zuviel zu tun.«
»Das schreiben die Zeitungen auch«, erwiderte er eifrig. »Du stehst in allen drin.«
»Ich?« Verblüfft runzelte sie die Stirn.
Er nickte.
»Da steht, daß du Gordon Paynter heiratest.«
Sie zuckte die Achseln. »Warum drucken sie überhaupt so etwas?«
Sie trank einen Schluck Kaffee. »Ist es denn so wichtig? Geheiratet wird doch ständig.«
Er starrte sie verwundert an. »Das meinst du doch wohl nicht im Ernst? Ein Gordon Paynter heiratet nicht jeden Tag. Er ist einer der reichsten Leute in Florida.«
Sie antwortete ihm nicht,
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