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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Menge getrunken.« »Zehn Gläser? Zwölf? Zwanzig?«
    »Vielleicht zehn«, gab der Mann zu.
    »Vielleicht zehn.« Vito wandte sich wieder an seine Mandantin. Sie nickte bedächtig. Dann drehte er sich wieder dem Mann zu. »Und wie viele Gläser haben Sie zusammen mit ihr in der Bar getrunken?« »Vier?« antwortete der Mann in fragendem Ton.
    »Ich kann es wirklich nicht wissen, Mr. Bell«, erwiderte Vito spöttisch. »Sie waren dort, nicht ich.«
    »Aber ich bin nicht sicher«, sagte der Mann.
    »Sie sind nicht sicher«, wiederholte Vito. Er entfernte sich ein paar Schritte vom Zeugenstand. »Sie sind nicht sicher, wie viele Gläser Sie getrunken hatten, bevor Sie meiner Mandantin begegneten. Sie sind nicht sicher, wie viele Gläser Sie mit ihr zusammen an der Bar getrunken haben. Ist es vielleicht möglich, daß Sie wissen, wieviel Sie in ihrer Wohnung getrunken haben?«
    »Ich ... ich weiß es nicht«, antwortete der Mann. »Ich bin nicht sicher. Ich habe in jener Nacht sehr viel getrunken.«
    Vito lächelte. »Darüber sind wir uns wohl alle einig. Mr. Bell.« Er drehte sich um, damit das leichte Gelächter, das in dem fast leeren Gerichtssaal entstand, erstarb. Er wandte sich wieder dem Mann im Zeugenstand zu. »Wie es scheint, Mr. Bell, wissen Sie überhaupt nicht sicher, was in jener Nacht geschehen ist. Oder?«
    Bell errötete. »Als ich an jenem Abend losging, hatte ich fünfzehnhundert Dollar in meiner Tasche«, erklärte er gereizt. »Am nächsten Morgen hatte ich sie nicht mehr.«
    »Wann haben Sie den Verlust bemerkt, Mr. Bell?«
    »Als ich aufwachte. Ich blickte auf die Kommode. Als ich das Geld dort nicht sah, habe ich alle meine Taschen durchsucht. Es war weg.« »Wo war das und um wieviel Uhr, Mr. Bell?«
    »In meinem Hotelzimmer, ungefähr um halb zehn Uhr morgens.« »Und Sie haben die Polizei sofort angerufen und den Diebstahl gemeldet?« fuhr Vito fort.
    »Nein«, antwortete Bell. »Ich habe mich angezogen und unten beim Portier angerufen, um festzustellen, ob vielleicht jemand das Geld gefunden hätte.«
    »Und dann haben Sie die Polizei angerufen?« Vitos Stimme klang freundlich.
    »Nein, ich habe beim Taxiunternehmen angerufen, um festzustellen, ob einer der Fahrer etwa das Geld abgeliefert hätte.«
    »War dies das ganze Geld, das Sie bei sich hatten, Mr. Bell?« fragte Vito leichthin.
    Mr. Bell nickte. »Ja, ich habe niemals Kleingeld in den Taschen. Es stört mich. Ich nehme auch niemals welches an. Ich sage immer, die anderen sollen es behalten.«
    »Das wäre alles, Mr. Bell. Danke.« Vito entfernte sich mit raschen Schritten.
    Der Mann blickte sich verlegen um, erhob sich dann aus dem Zeugenstand und kehrte an seinen ursprünglichen Platz zurück. Vito wartete einen Augenblick und rief dann einen Namen auf. Ein kleiner, magerer Mann erhob sich und trat in den Zeugenstand. Der Gerichtsschreiber vereidigte ihn, und der Mann setzte sich.
    Vito ging auf ihn zu. »Welchen Beruf üben Sie aus, Mister Russo?« »Ich bin Taxifahrer, Sir«, antwortete er mit kehliger Stimme. »Und für wen arbeiten Sie?« fragte Vito.
    »Für die Shaggy Dog Cab Company «, erklärte der Zeuge. »Ich arbeite nachts.«
    »Erkennen Sie jemand in diesem Gerichtssaal?« fragte Vito.
    »Jawohl, Sir.« Er blickte rasch um sich. »Den da«, sagte er und deutete auf Bell.
    »Haben Sie ihn, bevor Sie in diesen Gerichtssaal kamen, namentlich gekannt?«
    »Nein«, erwiderte Russo. »Ich habe ihn wiedererkannt, weil ich ihn einmal nachts gefahren habe.«
    »Wann war das?«
    Russo holte einen Bogen Papier hervor. »Ich habe mein Fahrtenverzeichnis für diese Nacht hier. Es war Dienstag nacht vor einer Woche.«
    Vito nahm den Bogen von ihm entgegen. »Was ist das?« »Das ist mein Fahrtenverzeichnis. Da drin steht, wo ich einen Fahrgast aufnehme, wo ich ihn absetze und wieviel die Fahrt kostet. Auch die Zeit jedes Anrufs ist vermerkt.«
    Vito betrachtete die Aufstellung. »Haben Sie dann auch Mr. Bells Fahrt in diesem Verzeichnis?«
    Der Fahrer nickte. »Ja, da ist sie. Vier Uhr vierzig.«
    »Vier Uhr vierzig«, wiederholte Vito. »Von der 72. Straße zum Sherry-Hotel.« Er sah den Zeugen an. »War das die Fahrt?«
    »Ja«, antwortete der Fahrer.
    »Sechzig Cent«, las Vito aus dem Verzeichnis vor.
    »Das stand auf der Uhr«, erklärte der Fahrer rasch.
    Vito sah ihn an. »Und wie hat er Sie bezahlt?«
    »Er hat einen Dollarschein aus seinem Bündel gezogen und mir gesagt, ich soll das Wechselgeld behalten.«
    Vito blickte mit

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