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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht direkt«, erwiderte Walton. »Das ist auch nur einer meiner Nebenberufe.«
    Sofia dachte einen Augenblick nach. Dann stand sie auf und ging zum Fenster. Ohne sich umzudrehen, fragte sie: »Was für Veränderungen wollen Sie denn bei mir vornehmen?« »Rein kosmetische Maßnahmen würden unserer Ansicht nach nicht genügen. Wir müssen eine vollständig neue Persönlichkeit scha ffen.
    Dazu gehören nicht nur äußere Veränderungen. Wir müssen auch Ihre Lebensgewohnheiten, Ihre Mimik und Ihre Gesten verändern. Ein Fachmann kann Sie auch an Ihrer Sprache oder an Ihrem Gang erkennen. Das müssen wir alles berücksichtigen. Schließlich bringen wir Sie in einer ganz neuen Umgebung unter, wo Sie in Sicherheit leben können, ohne die ständige Bedrohung, der Sie jetzt ausgesetzt sind.«
    Sofia starrte weiter zum Fenster hinaus. »Soll das heißen, ich könnte nie mehr zurück? Soll das heißen, ich müßte alle Menschen, die ich einmal geliebt habe, zurücklassen?« »Ja«, sagte er einfach.
    Sie drehte sich um und sah ihm direkt ins Gesicht. »Und wenn ich das nicht will? Was ist, wenn ich die Person bleiben möchte, die ich jetzt bin?«
    »Sie sind keine Gefangene«, erklärte Walton gelassen. »Sie können jederzeit gehen. Aber bitte vergessen Sie nicht, daß wir für Ihre Sicherheit sorgen, während andere, die Sie kennen, eine Gefahr für Sie sind.«
    Sofia schwieg und sah ihn aufmerksam an. »Außerdem wären Sie natürlich völlig auf sich allein gestellt«, ergänzte Walton. »Wir könnten nichts tun, um Sie zu schützen.«
    »Auch unser Freund nicht?« fragte Sofia. »Sagt er das auch?« »Für ihn kann ich nicht sprechen«, meinte Walton. »Ich kann nur sagen, was für unser Programm gilt.« Sofia atmete tief durch. »Mein ganzes Leben lang habe ich als Ärztin gearbeitet. Mein ganzes Leben lang habe ich daran ge arbeitet, die Grenzen des menschlichen Daseins zu erweitern. Wenn Ihr Programm mir nicht erlaubt, weiter zu forschen und mein Ziel zu verfolgen, dann bedeutet mir Sicherheit gar nichts. Dann wäre mein Leben ganz sinnlos.« »Ihre Arbeit wäre das erste, was Sie aufgeben müßten«, erklärte Walton. »Damit würden Sie sich sofort verraten.
    Und das wäre wahrscheinlich Ihr Ende.«
    Er wartete einen Moment. Seine Stimme klang freundlich und überzeugend. »Ich kann Sie verstehen, Frau Doktor. Aber denken Sie bitte in Ruhe über alles nach, ehe Sie ablehnen. Es gibt so viele schöne Dinge im Leben.« »Nicht für mich«, sagte Sofia entschieden. »Na gut«, seufzte Walton. »Es liegt ganz bei Ihnen.
    Aber vielleicht kann ich Ihnen trotzdem ein bißchen helfen.« »Wie denn?«
    »So, wie Sie jetzt aussehen, wird die Gegenseite Sie nach drei Tagen in der Öffentlichkeit ausfindig machen.
    Aber ein paar kleine kosmetische Maßnahmen könnten Ihren Vorsprung vielleicht ein bißchen vergrößern.
    Ich denke an ein paar winzige Veränderungen im Bereich von Augen und Nase. Außerdem könnten wir Ihre Schneidezähne ein bißchen abschleifen, Ihre Augenfarbe durch Kontaktlinsen verändern und aus Ihren langen blonden Haaren eine braune Lockenpracht ma chen. Dazu gehört dann ein völlig neues Make-up, das Sie noch weiter verändert.« Er dachte einen Augenblick nach. »Es wäre nicht gerade pe rfekt, aber es verschafft Ihnen be-stimmt einen Vorteil. Auf jeden Fall müßte man zweimal hinsehen, um Sie zu erkennen. Vor allem, wenn Sie sich an Ihre neue Identität gewöhnen. Wir geben Ihnen natürlich auch neue Papiere, einschließlich Führerschein, Kreditkarten und einer soliden Bankverbindung.«
    »Dürfen Sie das denn machen, wenn ich nicht an Ihrem Programm teilnehme?«
    Walton zögerte einen Moment. »Offiziell nicht.« »Und warum tun Sie es dann?«
    »Ich habe von Ihrer Arbeit gehört. Ich habe vor Ihren For schungen sehr viel Respekt. Sie sind eine großartige Wissenschaftlerin. Es wäre jammerschade, wenn Ihre Kenntnisse nicht mehr genutzt würden.«
    Sofia senkte den Blick. »Vielen Dank. Wie lange wird das hier alles dauern?«
    »Zehn Tage ungefähr. Vielleicht auch weniger. Das hängt davon ab, wie rasch die Wunden sich schließen.« Sofia seufzte. »Okay. Wann fangen wir an?« »Morgen früh.«
    14
    Nördlich von Malibu gibt es einen kleinen Strand am Pacific Coast Highw ay, der Paradise Cove genannt wird. Am Wochenende und während der Ferien ist der schmale Fahrweg der von der Straße herunterführt, von zahllosen Campingbussen und Autos blockiert, deren Besitzer sich am Strand und auf den

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