Die Moralisten
Surfbrettern tummeln. Für die wohlhabenderen, meist älteren Besucher gibt es ein kleines Restaurant, aber die Jüngeren interessieren sich mehr für Sex, Sonne und Sport als fürs Essen. Entweder haben sie Picknic kkörbe dabei, oder sie drängeln sich an den
beiden Hot-dog- und Pizzabuden am Parkplatz.
Es war Samstag nachmittag, drei Uhr, und die Sonne stach unbarmherzig auf den Sand und die gebräunten Körper der Strandbesucher herunter. Es waren nicht sehr viele Surfer im Wasser, denn die Wellen rollten nur träge über die ruhige See. Nach Norden zu, wo eine achtzig Meter hohe Felswand aufragte, hatten sich Liebespaare und Schwule in den Felsen ihre Verstecke gesucht. Gelegentlich übertönte das Kreischen der Möwen, die nach Abfällen tauchten, die Stimmen der Badenden und das Rauschen der Welle n. Plötzlich hörte man ein neues Geräusch. Ein Hubschrauber kam die Küste herauf. Hastig griffen die Mädchen nach ihren Bikinis oder drehten sich auf den Bauch. Erst als die Schrift an der Seite des Hubschraubers sichtbar wurde, beruhigten sich die Sonnenanbeter. Ein Lautsprecher dröhnte auf sie herab: »Die KIRCHE DES EWIGEN LEBENS entbietet euch ihren Gruß! Friede sei mit euch!« Dann brauste der Hubschrauber über die Klippen landeinwärts. Das Strandleben normalisierte sich wieder. Die Nudisten zogen sich wieder aus, und die O-ben-ohne-Mädchen streckten ihre jungen Brüste wieder unbekleidet der Sonne entgegen. Hinter einem Felsbrocken war eine schrille Knabenstimme zu hören: »Verdammt, jetzt hast du mir das ganze Gesicht vollgespritzt.«
»Idiot«, sagte eine andere Stimme. »Du hättest eben den Kopf nicht wegdrehen dürfen.«
»Ich habe gedacht, es wäre der Polizeihubschrauber«, jammerte der andere.
Eine schallende Ohrfeige beendete das Gespräch. »Halt's Maul.« Damit stellte sich der normale Geräuschpegel am Strand wieder her.
Völlig unbeachtet war bei alledem ein kleiner Zeppelin ge blieben, der in einiger Entfernung über dem Meer schwebte und sich in den grellen Strahlen der Sonne versteckte.
Judd, Fast Eddie und John D. saßen vor einem SuperFernsehschirm mit einer übergroßen Bildröhre. Ein Kabelgewirr zu ihren Füßen führte zu einer Videokamera mit Teleskoplinse. Ein Richtmikrophon ergänzte die Ausrüstung. Der Kameramann rief über die Schulter: »Der Hubschrauber landet jetzt. Soll ich rangehen?«
»Ja«, antwortete Judd. »Das wollen wir sehen.« Die drei Männer beugten sich vor.
Aus den Lautsprechern hörte man das Knattern des Hubschraubermotors, als sich die Maschine langsam auf einen Landeplatz herabsenkte, der hundert Meter hinter der Abbruchkante des Steilufers lag. Die Rotorblätter wirbelten nur wenig Staub auf. Als die Maschine zur Ruhe kam und der Motor abgestellt wurde, hörte man lauten Gesang. Junge Stimmen kamen über das Richtmikrophon, als die Leiter des Hubschraubers ausgeklappt wurde.
Zuerst erschienen zwei großgewachsene junge Männer in grauen Gewändern. Sie gingen die Treppe hinunter, wandten sich zur offenen Tür des Hubschraubers um und knieten sich hin. Ihre Stirnen berührten den Boden. Eine Sekunde später erschien der Maharishi selbst. Er war noch größer als seine beiden Begleiter.
Sein graues Haar und sein Bart wehten in der Brise, während er schweigend dem Gesang seiner Anhänger lauschte.
»Gehen Sie ein bißchen zurück«, rief Judd dem Kameramann zu. »Ich will die Mädchen sehen.«
Der Bildausschnitt wurde größer. Vierzehn Mädchen in violetten Saris erschienen. Jede von ihnen trug eine weiße Blume im Haar und einen Blumenkorb in der Hand. Ihre Stimmen wiederholten in melodischem Singsang immer die gleichen zwei Worte: »Hare Krishna, Hare Krishna.« Der Maharishi, dessen königliche Gestalt immer noch von der Tür des Hubschraubers umrahmt wurde, schaute gnädig auf seine Jünger herab. Seine Hände waren zum Segen erhoben. Seine Stimme war sanft und voll. »Friede sei mit euch, meine Kinder!« Die Mädchen fielen vor ihm auf die Knie und beugten die Stirnen zur Erde. »Aller Friede kommt vom Vater«, sangen sie. »Alle Liebe kommt vom Vater.« Der Maharishi nickte zufrieden und winkte ihnen, sich zu erheben. Dann ging er die Treppe hinunter. Die Mädchen lie fen ihm jauchzend entgegen und streuten Blumen auf seinen Weg. Die beiden jungen Männer gingen hinter ihm her. »Ist sie da?« fragte Judd.
»Sie ist bestimmt da«, erwiderte John D. »Holen Sie mal das mittlere Mädchen in der rechten Reihe ein bißchen näher
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