Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
dem Löffel nach hinten gereicht. Hin ter vorgehaltener Hand sog Judd das Kokain in die Nase. Er fühlte sich sofort besser. Zufrieden gab er Eddie Kapsel und Löffel zurück. Er hauchte Barbara einen Kuß auf die Wange. »Du siehst wunderschön aus.«
    Sie lächelte. »Du Schmeichler. Vergiß bitte nicht, ich bin über sechzig.«
    »Ich werde es niemandem verraten«, lächelte er, »und wenn du es niemandem erzählst, halten dich alle für vierzig.« »Vielen Dank.« Sie musterte ihn aufmerksam. »Du siehst müde aus, Judd.«
    »Ich bin auch müde«, seufzte er. »Aber das wird sich bald ändern. Ich werde mich über das Wochenende in Boca Raton ausruhen.«
    »Du solltest mich zur offiziellen Konzernpatin ernennen«, sagte sie lachend. »Aber im Ernst: Ich mache mir
    Sorgen um dich.«
    »Wird schon wieder werden.«
    »Ich hoffe, daß diese Ärztin, die du aus Jugoslawien mitge bracht hast, sich ein bißchen um dich kümmert, anstatt sich weiterhin mit Lesbierinnen zu prügeln.« Judd war erstaunt. »Woher weißt du denn davon?«
    »Ich hab' dir doch gesagt: Ich bin die Patin.« Sie lachte. »Ich habe das Telex gesehen, das du an die Klinik geschickt hast.«
    Er schüttelte unwirsch den Kopf. »So eine Schlamperei!« »Ärgere dich nicht«, besänftigte sie ihn. »Du darfst nicht vergessen, daß wir in unserer Familie eng miteinander verbunden sind.«
    »Das merke ich gerade. War das bei Vater genauso?« »Der Kontakt war eher noch enger«, erklärte sie.
    »Du bist ja viel mehr unterwegs.«
    Judd warf einen Blick aus dem Fenster. Es war Mittagszeit, und die Leute aus den Büros gingen essen.
    »Jack Maloney meint, die NASA sei überhaupt nicht bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Die nächsten sechs Satelliten baut Hughes.« »Das stimmt«, bestätigte Barbara, »ich habe mich bei General Stryker erkundigt.
    Ich kenne ihn von früher. Er sagt, bei Hughes seien sie fest entschlossen, die Stellung zu halten.«
    »Ich will ja bloß zwei von den sechs.« »Aber Hughes will sie alle.«
    Judd dachte einen Augenblick nach. »Wir liefern Hughes die Halbleiter für die Steuerung, nicht wahr?«
    »Ja«, nickte sie. »Sind sie schon geliefert?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Warum fragst du?« »Wenn Hughes keine Halbleiter hat, können die Satelliten nicht starten, oder?«
    »Keine Ahnung, ich bin kein Ingenieur.« Judd rief Mer-lin zu sich ins Büro. »Teilen Sie der Einkaufszentrale bei Hughes mit, wir könnten keine Halbleiter liefern. Wir seien noch nicht fertig damit und wüßten auch nicht, wie lange es dauert.«
    »Das kostet uns eine Konventionalstrafe von vierzig Millio nen.« Merlin wirkte erschrocken. »Das ist mir egal«, entgegnete Judd gelassen. »Okay, Sie sind der Chef.« Merlin verließ das Büro. »So«, atmete Judd auf. »Und jetzt bist du an der Reihe, Barbara! Jetzt kannst du die Konzernpatin spielen. Ruf deinen Freund an, diesen General Stryker, und sag ihm, aufgrund deiner guten Beziehungen zu mir könntest du die Halbleiter loseisen, falls Hughes uns zwei von den Satelliten bauen ließe.«
    »Das ist ja Erpressung.« »Kann schon sein.«
    Barbara lachte. »Das gefällt mir.« Sie wollte das Büro schon verlassen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Ich kenne den Betrieb bei Hughes ein bißchen. Die Sache kann etwas dauern. Die haben endlose Dienstwege da.« »Ich habe Zeit. Die sind im Druck.«
    »Werde ich Gelegenheit haben, deine neue Ärztin kennenzulernen?« fragte sie. »Beim Abendessen«, gab er zurück. »Wunderbar«, sagte sie und verließ das Zimmer.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß deine Stiefmutter mit Dr. Marlowe verheiratet ist«, sagte Sofia, als Fast Eddie ihnen die Tür zu der Penthouse-Suite im Mark-HopkinsHotel öffnete. »Schon seit sechs Jahren«, erklärte Judd und folgte ihr in die Suite.
    »Dr. Marlowe ist ein Genie«, schwärmte Sofia. »Seine Therapie war phantastisch. In mancher Beziehung ist uns die amerikanische Medizin wirklich um Lichtjahre voraus.« »Was hat er denn mit dir gemacht?«
    »Subkutane Injektionen mit einer Mischung aus ACTH, Procain und Kollagenen. Er hat mich so behutsam ange-faßt, daß ich seine Berührung überhaupt nicht spürte.« »Er ist wirklich sehr gut«, bestätigte Judd.
    »Deshalb wollte die NASA ihn auch nicht gehen lassen. Aber er ist immerhin schon siebzig, und er fand, einmal müsse Schluß sein.« »Das Haus in Nob Hill ist sehr schön. Wohnen sie schon lange da?«
    »Es gehört seit Ewigkeiten seiner Familie«, erwiderte Judd.

Weitere Kostenlose Bücher