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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich auch nicht drücken, es erschien mir einfach zu gefährlich.
    »Verdammt, Sinclair!« Reuven schüttelte mich durch. »Wissen Sie jetzt auch einen Ausweg?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Ich renne, ich werde nicht länger…«
    »Verdammt, weg! Haut ab!« Bill brüllte die Worte und stieß uns schon zur Seite. Er hatte als einziger von uns darauf geachtet, was an der linken Seite geschah.
    Trotz der schlechten Sicht hatte er gesehen, daß sich aus dem tosenden Staub ein Schatten löste.
    Er kippte nach unten, drehte sich dabei schwerfällig und verlor seine Ladung.
    Der Lastwagen kippte. Wo er gestanden hatte, war die Auffahrt einfach weggebrochen, als hätte Regenwasser sie unterspült. Wir rannten um unser Leben. Hinein in den dichten Staub und nur von dem Gedanken beseelt, von dem schweren Truck nicht erwischt und zermalmt zu werden.
    Wir schafften es.
    Hinter uns schien die Hölle ihre Tore geöffnet zu haben. Der LKW krachte mit einem Donnergetöse zu Boden. In wie viele Teile er zersprang oder zerrissen wurde, konnten wir nicht erkennen, jedenfalls passierte uns etwas Dunkles, Rundes. Torpedoartig jagte es, nur eine Körperlänge entfernt, vorbei, prallte gegen ein Hindernis, bäumte sich auf, kippte um und blieb auf der Seite liegen.
    Ich hörte Bill laut fluchen. Auch er wollte nicht überfahren werden. Deckung konnten wir nicht finden. Wir rasten in den Staub und den Wind hinein. Er peitschte mit zahlreichen Armen gegen uns und hätte uns fast von den Beinen gerissen.
    Überall rissen die Verkleidungen. Die krachenden und berstenden Geräusche zeigten an, daß sich allmählich die Verschalung löste. Wenn das geschah, hatte der Wind freie Bahn und konnte mit seiner Kraft die Wände abräu men.
    Ein Motiv für diese gewaltige Attacke erkannten wir erst in dem Augenblick, als wir drei die Gestalt vor uns sahen, die dort stand, sich gegen den Wind stemmte und sich nicht rührte.
    War es ein Mensch, war es ein Dämon?
    Jedenfalls besaß er die Umrisse eines Menschen, aber eines war anders an ihm.
    Er hatte neun Augen!
    Ovale, die eine satanische Kälte ausstrahlten. Sie wurde auch nicht von den wallenden Staubwolken behindert. Die Augen verteilten sich an den gesamten Stellen des Körpers. Wenn ich mir Verbindungslinien hinzudachte, so kam eine Abbildung des Atomiums zum Vorschein. Auch Reuven hatte die Gestalt gesehen. Er streckte den Arm aus, stemmte sich geduckt gegen den Sturm und brüllte mit sich überschlagender Stimme: »Da sind sie! Da sind die verfluchten Augen! Ich habe sie schon einmal gesehen, ich…«
    Der Fremde oder Unheimliche rührte sich nicht von der Stelle. Ich aber wurde aktiv. Wenn es tatsächlich die neun Höllenringe waren, kannte ich ein Gegenmittel.
    Mein Kreuz!
    Es klappte leider nicht mehr, die weißmagische Waffe hervorzuziehen, denn der Dämon zog sich zurück. Wir sahen noch, wie er seine Arme ausbreitete, hörten das finstere Heulen, vermischt mit einem hohen Kreischen, und einen Augenblick später war die Gestalt verschwunden. Es wirkte so, als hätte sie der Wind einfach weggerissen, um sie fortzutragen in ein unsichtbares Reich.
    Wie der Körper eines tanzenden, sich gleichzeitig auflösenden Derwischs wurde er eins mit der gewaltigen Staubwolke und so von ihr verschluckt, daß nichts mehr zurückblieb.
    Gleichzeitig flaute der Sturm ab. Die brausenden, heulenden Geräusche verloren an Lautstärke. Leise Töne wehten noch durch die große Baugrube. Staub und Dreck zirkulierten noch, aber auch er senkte sich allmählich dem Boden entgegen, so daß sich die Sicht wieder klären konnte.
    Vor Bill und mir stand Maurice Reuven. Er war erschüttert, schüttelte den Kopf und konnte so gut wie nicht mehr sprechen. Erst nach einiger Zeit fielen ihm die passenden Worte ein. »Wir werden gejagt. Wir werden von ihm gejagt, dem Bösen…«
    »Das ist richtig«, sagte ich.
    Reuven spreizte Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ab.
    »Zweimal sind wir ihm entwischt, ein drittes Mal nicht mehr, das könnt ihr mir glauben. Ich habe ihn gesehen, die neun Augen, das müssen die Höllenringe einfach sein.«
    »Reg dich ab, Maurice, noch leben wir!« Bill kümmerte sich um den Bekannten.
    Ich konzentrierte mich derweil auf die Umgebung. Der Sturm hatte es tatsächlich geschafft und einen der auf der Zufahrt parkenden Lastwagen in die Grube geschleudert. Zu einem zerbeulten Klumpen deformiert, lag das Fahrzeug unweit von uns entfernt. Aber auch die Gerüste waren in Mitleidenschaft gezogen

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