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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lächelte schmerzlich. »Der Leichtsinn der Jugend ist vorbei.«
    Bill gab ihm recht und meinte nachfolgend. »Jedenfalls bin ich nur froh, daß du uns auf die Spur gebracht hast. Was sagst du dazu, John?«
    »Klar, du hast recht. Wir werden das Geheimnis der Augen zu lösen versuchen. Allerdings nicht hier.«
    »Klar.«
    Maurice Reuven atmete ebenfalls auf, da er gespürt hatte, daß wir uns wieder auf den Rückweg begeben wollten. Die gewaltige Baugrube sah zwar aus wie immer, dennoch hatte sich etwas verändert. Die Geräusche hielten sich in Grenzen. Die Kräne und Bagger bewegten sich kaum noch. Auch die Arbeiter hatten sich von ihren Plätzen zurückgezogen. Die unnatürliche Ruhe kam mir direkt komisch vor.
    »Haben die schon Feierabend?«
    »Nein, nur Pause«, erklärte der Belgier.
    Wir gingen den gleichen Weg zurück, den wir auch gekommen waren. Über die feuchten, lehmbeschmierten Bretter am Rand der Grube. Linker Hand glitt die lange Auffahrt in die Höhe. Dort parkten drei Lastwagen. Sie waren beladen. Gerüste stützten die Wände. An einigen Stellen drückten Verschalungen gegen das Erdreich, um Beton hineinzugießen. Auch die Mischmaschinen arbeiteten nicht. Sie schwebten über den Verschalungen wie Beobachter.
    Ich wußte selbst nicht, wie es kam, daß mir dieser Rückweg nicht gefiel. Es konnte nicht nur an der Arbeitspause liegen und an der anderen Geräuschkulisse, das mußte einfach etwas anderes sein. Bill kannte mich gut genug und bemerkte meinen Blick, den ich in die Baugrube hineinwarf, als würde ich dort etwas suchen. Er legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Hast du was, John?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Aber…«
    »Mir gefällt es hier nicht mehr. Ich habe das Gefühl, von allen Seiten bedroht zu werden.«
    Auch Maurice Reuven hatte die Worte gehört und drehte sich um. »Wie meinen Sie das, Sinclair?«
    »Keine Sorge, Monsieur, ich habe nur laut gedacht.«
    Reuven war stehengeblieben. Mißtrauen stahl sich in seine Augen. »Ich weiß nicht so recht, Sinclair. Sie wollen mich nur beruhigen. Seit ich die Tafeln entdeckt habe und Bill den Text vorlas, ist vieles anders geworden.«
    »Was denn?«
    »Wir werden verfolgt, nicht wahr?«
    Ich lächelte schief. »Sehen Sie jemand?«
    Reuven blickte sich vorsichtig um. Sein blassen Gesicht bekam dabei eine Gänsehaut. »Nein, ich sehe keinen. Aber es ist da. Es lauert, es hält uns unter Kontrolle.« Er hob seinen rechten Arm, streckte den Zeigefinger aus und deutete gegen den Himmel. »Schauen Sie sich mal die Wolken an. Haben die sich nicht verändert? Sind sie nicht dunkler, drohender geworden? Und dann der Wind. Er… erwarauf dem Hinweg noch nicht so stark. Er fährt in diese verdammte Grube, die mir plötzlich vorkommt wie eine Rattenfalle.«
    Ich gab ihm keine Antwort. Im Prinzip hatte er recht. Es war nicht mehr so wie zuvor. Einiges hatte sich verändert. Die Wolken lagen plötzlich wie eine Wand über uns, und der Wind brachte nicht nur eine unangenehme Kälte mit, er schien auch aus zahlreichen Stimmen zu bestehen, die uns Warnungen in die Ohren flüsterten.
    Mein Blick glitt an den Wänden hoch. Dort, wo die feuchte Erde schon getrocknet war, glitten Staubschleier entlang. Graugelbe Bahnen, lang wie Tücher, manchmal auch wallend.
    Planen begannen zu flattern. Wir hörten ihre knatternden Geräusche. Eine Windhose bildete sich, kreiselte über den Boden und schleuderte Staub dicht wie Nebel hoch, so daß uns ein Großteil der Sicht genommen wurde. Das hier war nicht normal. Reuven hatte mit seiner Ansicht recht gehabt. Auch ich rechnete jetzt mit einem magischen Anschlag. Bill ebenfalls. »John, wir sollten sehen, daß wir hier wegkommen. Unsere Freunde scheinen zum zweiten Anschlag auszuholen.«
    Der Staub verdichtete sich. Eine tanzende, wirbelnde Wand. Er floß an den Seiten der Grube entlang, bildete gewaltige Wellen und erwischte auch uns, während es in der Grube allmählich Nacht wurde. Nicht nur von uns waren die Veränderungen bemerkt worden, auch die hier Beschäftigten zeigten sich irritiert. Ihre Schreie übertönten das Brausen des Windes, wir selbst sahen sie nicht, weil uns der Staub den größten Teil der Sicht nahm.
    Etwas schlug mit einem lauten Krachen zusammen. Wir sprangen unwillkürlich zur Seite. Vor uns tanzten längliche Gegenstände innerhalb des Staubschleiers. Wahrscheinlich Gerüstbretter, die der Wind zerstört hatte.
    Deckung fanden wir in der unmittelbaren Umgebung nicht. Gegen die Wand wollte ich

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