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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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feindseligen Blicken. Doch kein Tier rührte sich. Iis zuckten nicht einmal die Haare des Fells, in einer trügerisch anmutenden Ruhe blieben sie liegen. Vielleicht warteten sie auf eine Aktion von meiner Seite, ich ließ micht nicht provozieren.
    Bill und Maurice wurden ebenfalls nicht angegriffen. Reuven hatte seine Scheu zwar nicht überwunden, er hielt sich trotzdem tapfer, auch wenn es manchmal so aussah, als würde er jeden Augenblick fallen. Innerhalb der Mauern war es kalt. Manchmal wehte mir ein Windhauch entgegen. Ich empfand ihn wie einen höhnischen Gruß aus einer besonderen Hölle.
    Einmal schreckte ich zusammen. Eine Hyäne, die so vor mir hockte, daß ich sie entweder überklettern oder an ihr vorbeigehen mußte, bewegte kurz und zuckend ihre Ohren.
    Es war das erste Mal, daß ich überhaupt ein Lebenszeichen wahrnahm. Danach erstarrte auch dieses Tier wieder.
    Ich hörte sie weder atmen noch hecheln. Sie schnaubten nicht, sie spielten nicht mit ihren Zungen, die dick und klebrig in den halboffenen Mäulern lagen.
    Tote Tiere, in denen trotzdem ein gefährliches Leben steckte, so sah ich es.
    Noch zwei Hyänen mußte ich passieren. Das Steigen der Treppe hatte ich mit einer Marter verglichen, einer inneren Folter, die meine Nerven vibrieren ließ.
    Die zweitletzte Hyäne streckte sich plötzlich, als ich mich mit ihr auf einer Höhe befand. Ich stoppte meinen Schritt, sie öffnete ihr Maul und präsentierte mir ihr eisenhartes Gebiß, als wollte sie mir dokumentieren, daß diese beiden Zahnreihen nur für mich da waren. Ich wartete auf eine Attacke, sie erfolgte nicht, die Hyäne ließ mich in Ruhe passieren. Ich schritt auf die letzte zu. Sie wiederum stand da. Der kalte Blick ihrer Raubtieraugen schien mich auffressen zu wollen. Das Fell war nicht struppig, dafür seidenweich und wirkte wie geputzt oder frisch gepflegt. Ich schob mein rechtes Bein dicht vor der spitzen Schnauze entlang Lind berührte sie fast.
    Dabei war ich innerlich gespannt, zielte auch auf das Tier, das keine Reaktion zeigte.
    Auf meinem Rücken hatte bisher eine zweite Haut gelegen. Die innere Spannung ließ sich einfach nicht verleugnen, sie mußte sich irgendwo Platz schaffen.
    Und diese Gänsehaut verschwand allmählich, als ich auch die letzte Hyäne unbeschadet passiert hatte, mich herumdrehte, die Treppe hinabschaute, wo Bill Conolly und Maurice Reuven erst die Hälfte passiert hatten.
    Sie trugen beide Schuhe mit weichen Sohlen, so daß ihre Schritte keine Geräusche verursachten. Einzig der Belgier konnte seinen heftigen Atem kaum unterdrücken. Er schnaufte, als er an den Tieren vorbeiging, schaute ängstlich nach rechts oder links und ging dann mit eingezogenem Kopf weiter.
    Bill verhielt sich ähnlich wie ich. Immer wenn er eine Hyäne passierte, richtete er die Mündung seiner Waffe auf das Tier, als wollte er es besonders anglotzen.
    Maurice war so nervös, daß er über die letzte Kante stolperte und gefallen wäre, hätte ich ihn nicht aufgefangen. So hing er plötzlich in meinen Armen, stierte mich aus weiten Augen an und schüttelte den Kopf.
    »Sie haben es geschafft«, sagte ich. »Es ist alles okay.«
    »Nur vorerst«, sagte Bill und deutete auf die Tiere, die sich wie auf ein geheimes Kommando hin auf ihren Treppenstufen drehten und uns anstarrten.
    »Verdammt!« keuchte Maurice, »die sollen doch zum Teufel gehen, diese Bestien!«
    »Vielleicht kommen sie dort gerade her«, erwiderte ich.
    »Find' ich gar nicht witzig!« Reuven rieb sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Er stopfte das Tuch in die Tasche. »Was stehen wir hier überhaupt noch herum? Weg aus diesem Kloster der Toten. Laßt uns verschwinden!«
    Ich hob beschwichtigend die Hand. »Augenblick noch. Ich möchte erst noch sehen, ob Sie mit Ihrer Vermutung tatsächlich recht gehabt haben und aus den Toten tatsächlich Hyänen geworden sind.«
    »Nehmen wir das doch einfach an!«
    »Nein.«
    Ich kannte den Weg mittlerweile und ging ihn wieder zurück. Bill und Reuven deckten mir den Rücken. Schon nach kurzer Zeit hatte ich den Teil des Klosters erreicht, in dem der Gang mit den Zellen lag. Die einzelnen Türen befanden sich jetzt auf der linken Seite. Ich riß die erste auf. Es war bei unserer Ankunft die letzte in der Reihe gewesen. Sehr genau erinnerte ich mich an den toten Mönch. Er hatte neben seinem Bett gelegen. Jetzt war die Stelle leer!
    Ich leuchtete die Zelle aus, entdeckte nichts Außergewöhnliches und drehte mich

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