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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr als zwei Meter.
    Der plötzliche Stoß in Höhe seiner Kniekehlen und Schenkeln ließ ihn zusammenzucken. Er wollte ihn noch ausgleichen, was er aber nicht schaffte, denn er kippte nach hinten, streckte seinen rechten Arm aus und spreizte ihm gleichzeitig ab, um sich abzustützen. Seine Handfläche berührte die Motorhaube, er drehte den Kopf, schaute hin und achtete nicht auf die Bestie.
    Die Hyäne sprang!
    Aus dem Stand wuchtete sie sich vor, wurde dabei zu einem langgestreckten grauen Schatten, der an seiner Vorderseite nur mehr aus einem Maul zu bestehen schien. Als Reuven den Kopf wieder drehte, war es bereits zu spät. Da befand sich die Hyäne schon in der Luft. Ihre ausgestreckten Vorderpfoten prallten gegen seine Brust und drückten Reuven nur noch härter gegen die Kühlerhaube. Er konnte nur noch eines.
    Schreien!
    ***
    Bill Conolly war zu schnell gerannt und dabei über seine eigenen Beine gestolpert. Mit der Schulter rutschte er an der Gangwand entlang, verlor Zeit, so daß ich ihn überholen konnte. Sein wütendes Fluchen schallte mir noch nach, als ich durch die Halle auf die offenstehende Eingangstür zujagte und die Schwelle mit einem Satz überwand. In dem Kloster war es düster gewesen, hier draußen nicht. Zwar gaben die Berge Schatten, die sich mit denen der Wälder vermischten, ich konnte dennoch sehr deutlich erkennen, was sich inzwischen abgespielt hatte.
    Die Hyänen hatten das Kloster verlassen. Ich zählte neun Augenpaare. Ein Augenpaar befand sich dicht vor dem Gesicht des Belgiers Maurice Reuven, auf dessen Brust eine Hyäne stand und der mit dem Rücken auf der Motorhaube seines Wagens lag.
    Die Hyäne hatte ihr Maul zwar aufgerissen, zum Glück noch nicht zugebissen, und sein Schrei war zu einem dumpfen und krächzend klingenden Röcheln geworden.
    Die Waffe hatte ich längst gezogen. Die im Laufschritt zurückgelegte Strecke war zum Glück nicht so weit gewesen, als daß ich gezittert hätte oder außer Atem gekommen wäre.
    Zum Zielen nahm ich mir Zeit.
    Es mußte ein Treffer werden. Hinter mir hörte ich Bills Atem, ließ mich nicht davon ablenken, und auch Bill störte mich nicht, da auch er genau wußte, was auf dem Spiel stand.
    Dann schoß ich. Die blasse Mündungsflamme fiel sofort wieder zusammen. Da hatte die Kugel schon getroffen. Sie war nicht in den Schädel der Hyäne gejagt, hieb seitlich in den Körper und wirkte bei ihm wie ein harter Hammerschlag.
    Die Wucht schleuderte das Tier zur anderen Seite. Es prallte noch auf die Haube, überschlug sich dort, zuckte mit den vier Läufen, ich vernahm einen schrillen, beinahe schon menschlich klingenden Schrei, bevor die Bestie von der Haube rutschte und an der anderen Seite des Wagens zu Boden fiel, wo sie von mir nicht mehr gesehen werden konnte. Ein Gegner weniger.
    Aber noch waren acht andere da, die sich seltsamerweise nicht rührten und dort blieben, wo sie einmal standen. Bewegungslos, fast statuenhaft, denn niemand traute sich, mich anzugreifen.
    »Ein guter Schuß, John!« hörte ich Bill sagen und gleichzeitig ausatmen. Ich nickte. Mit feuerbereiter Beretta in der rechten Hand ging ich auf den Peugeot zu, wo Maurice Reuven noch immer auf der Motorhaube lag und sich nicht rührte. Wahrscheinlich hatte ihm der Schock zu dieser Steifheit verholfen.
    Bill hielt sich neben mir. Ich bat ihn, sich um den Belgier zu kümmern, während ich mir die getroffene Hyäne anschauen wollte. Sie lag neben dem Vorderrad. Das Fell war verblaßt, regelrecht ausgebleicht. Knochen schimmerten durch, und noch etwas anderes in Flöhe des Kopfes.
    War es nicht ein menschliches Gesicht, das sich wie ein Schatten über das andere gelegt hatte?
    Das Gesicht eines toten Mönchs, eines Katharer, das ich einmal in der Zelle gesehen hatte.
    Nur ein Schemen, der sich schnell auflöste, so daß zuletzt nur mehr das Gerippe der Hyäne blieb.
    Faule Knochen, die zerknackten, als ich meinen Fuß auf sie setzte. In das Geräusch hinein vernahm ich die Dankesworte des Belgiers. Sie waren nur mehr ein Gestammel.
    Den Mann wußte ich bei Bill gut aufgehoben. Ich wollte mir die anderen Hyänen aus der Nähe anschauen. Sie waren da, aber sie taten nichts, bis zu dem Augenblick, als aus dem nahen Wald ein schriller Pfiff ertönte.
    Er schwang in den höheren Frequenzen, und er schmerzte in meinen Ohren, als er über die Lichtung vordem Kloster gellte. Über uns trieben dunkle Wolken dahin. Sie kamen mir so tief und niedrig vor, als wollten sie den Pfiff

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