Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Platz. »Möchtest du etwas trinken?« Mit einer Hand holte Ruth den Barwagen heran.
    »Einen Martini vielleicht.«
    »Gern.« Ruth nahm ebenfalls einen. Die Freundinnen prosteten sich zu. In ihren Augen stand das gemeinsame Leuchten.
    Sie wußten beide, woran sie waren und kamen sich vor wie Verschwörer.
    Adrienne kippte den Martini. Sie schaute auf das leere Glas, drehte es und nickte. »Gut.«
    »Noch einen?«
    »Ich muß fahren.«
    »Ich bitte dich. Spielt das noch eine Rolle?« Adriennes dunkle Augen nahmen an Weite zu. Ihr rot geschminkter Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    »Nein, du hast recht. Es spielt keine Rolle. Jetzt nicht mehr.«
    »Das meine ich doch.« Auch Ruth genehmigte sich einen zweiten Drink. Danach schauten sie sich wieder an und begannen zu lachen.
    »Es ist Wahnsinn«, flüsterte Adrienne. »Es ist einfach Wahnsinn. Ich habe noch nie so intensiv gelebt wie in den letzten beiden Stunden. Und es kam über mich wie ein Tornado. Er wühlte mich auf. Das habe ich noch nie erlebt. Es ist eine Macht, eine ganz andere Kraft, von der ich nie zuvor etwas gehört habe.«
    »Und es ist wunderbar«, fügte Ruth hinzu.
    »Genau, du hast recht. Wunderbar.« Adrienne hob ihr Glas. »Laß uns noch darauf trinken.«
    Diesmal ließen sie es langsamer angehen, rauchten auch, schauten dem Qualm nach und ließen die Gedanken, Wünsche und Vorstellungen einfach treiben.
    »Ich weiß nicht, was auf uns zukommen wird«, sagte Adrienne. Sie ließ beide Arme entlang der Sessellehnen nach unten hängen. »Aber es wird etwas Wunderbares sein. Sogar etwas Vollkommenes. Ich erinnere mich an das Auge, als es mich anschaute. Es war rein, klar, bar jeglicher Falschheit. Ich fühlte mich gefangen.«
    »Mir erging es ähnlich.«
    Adrienne setzte sich mit einem Ruck aufrecht hin. Sie streifte die Asche ab. »Sag, sind wir verrückt?«
    »Auf eine gewisse Art und Weise schon.« Ruth lachte laut der Decke entgegen. »Ja, wir sind verrückt, weil wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.«
    »In dieser Nacht entscheidet es sich. Da werden wir nicht nur ein Auge sehen, sondern derer neun. Neun Augen, neun Höllenkreise, die sich über die Welt verteilen werden.«
    »Woher weißt du das?« fragte Ruth.
    »Ich weiß es eben. So etwas spürt man auch, verstehst du? Das andere hat mich überschwemmt. Ich habe ein großes Wissen bekommen. Mir sind die Augen geöffnet worden.«
    »Mir auch. Dennoch frage ich mich, ob wir die übrigen Mitglieder auch erkennen werden.«
    »Natürlich!« erwiderte Adrienne überzeugt. »Wenn ich jemand sehe, dann spüre ich auch, ob er zu uns gehört oder nicht. Das ist für mich klar.«
    »Ich wollte, ich wäre mir so sicher wie du.«
    Adrienne hob die Schultern. »Das kommt noch, Mädchen.« Sie schaute auf die Uhr. »Wenn du nichts dagegen hast, könnten wir jetzt eigentlich fahren.«
    »Was sollte ich dagegen haben?«
    »Vielleicht mußt du noch etwas erledigen.«
    Ruths Augen nahmen einen harten Glanz an. »Nein, das habe ich hinter mir. Ich nahm bereits von meinem Leben Abschied. Ich schrieb einen Brief an meinen Vater. Er klemmt am Spiegel in der Diele.«
    »Den habe ich gesehen.«
    »Auch mein Vater wird ihn sehen.« Ruth stand mit einem Ruck auf. Es war eine entschlossene Geste. Sie sagte eigentlich alles über ihren Zustand aus.
    Nichts mehr sollte sie daran hindern, mit diesem Leben Schluß zu machen..
    Was einmal war, das lag hinter ihr. Sie richtete ihren Blick allein nach vorn.
    Für beide gab es einen Götzen!
    Das Auge!
    ***
    Keine Hunde — Hyänen!
    Ich gehöre zu den Tierfreunden, dennoch gibt es Tiere, die ich nicht mag. Das sind Ratten, aber auch Hyänen gehören dazu, weil sie sehr gefräßige Raubtiere sind und gefährlich werden, wenn sie in Rudeln auftreten. Wir sahen in der Tat ein Rudel Hyänen vor uns. Erkennen konnten wir nur wenige.
    Vier Augenpaare leuchteten kalt, wie aus dem grauen Dämmer geschnitten, zu uns herab. Wir sahen sie versetzt, damit konnten wir davon ausgehen, daß sie sich auf verschiedenen Stufen aufhielten. Noch taten sie gar nichts. Sie blieben ruhig hocken, allerdings vernahmen wir hinter ihnen schleichende Schritte. Ein Beweis, daß andere Artgenossen folgten.
    Auch in der Schwarzen Magie hatte die Hyäne ihren Stammplatz oder ihre Bedeutung.
    Seit dem Mittelalter haben die Menschen oft den Teufel in der Gestalt einer Hyäne dargestellt. Daß sich uns diese gefährlichen Schleichkatzen jetzt zeigten, ließ darauf schließen, daß sich die Menschen

Weitere Kostenlose Bücher