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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Adrienne und Ruth ließen sich nicht aus den Augen. Sie brauchten auch den körperlichen Kontakt und hielten sich an den Händen gefaßt. Anderen erging es ebenso. Diejenigen, die auch im normalen Leben miteinander harmoniert hatten, zerteilten diese Brücke auch jetzt nicht.
    Schritte waren kaum zu vernehmen, da der braune Teppichfilz sie dämpfte. Hin und wieder ein Schleifen, wenn jemand seine Füße nicht rasch genug in die Höhe bekam, das war auch alles. An den Innenseiten der Kugel und über dem lisch brannten die Lampen. Moderne Strahler, die ihr Licht auch gegen die Scheiben schickten, so daß sie, vom Boden her betrachtet, so wunderbar glänzten.
    »Spürst du es schon?« fragte Ruth. Wie alle anderen, so sprach auch sie nur flüsternd, wenn sie etwas zu sagen hatte.
    »Meinst du den Einfluß des Meisters?«
    »Ja.« Ruth nickte und schaute auf ihre Schuhspitzen.
    »Es ist vorhanden, aber ich selbst sehe ihn nicht. Ich… ich es kaum erwarten.«
    Ruth drückte die Hand ihrer Freundin fester. »Keine Sorge, Adrienne, das schaffen wir schon.«
    Zwei Männer begegneten ihnen. Sie wirkten wie Vater und Sohn. Das Gesicht des Vaters war älter, faltiger. Die Augen lagen tief in den Höhlen, aber sie wirkten nicht alt. In ihnen glühte das tiefe Feuer der Hölle.
    Die Frauen schufen den beiden Platz, die nickend an ihnen vorbei schritten.
    Vom äußeren Auge war innerhalb der Kugel nichts zu sehen. Es schimmerte auch nicht durch die Außenhaut, strahlte aber seinen Einfluß nach innen ab, was jede Person merkte.
    Ruth und Adrienne hatten die Kugel einmal durchkreist. Sie befanden sich wieder nahe des Fahrstuhls, als es geschah. Ein jeder spürte es, und ein jeder spürte es gleich. Es war eine Kraft da, die sich wie Elektrizität in ihren Körper schob. Am Kopf begann es, dann breitete sich die Kraft aus, bis sie es geschafft hatte, die Füße zu erreichen. Ruth ließ Adriennes Hand los, die es kaum wahrnahm, weil sie sich auf das Neue konzentrierte.
    Sie war unbeweglich stehengeblieben und hatte den Kopf in den Nacken gedrückt, wobei sich ihr Blick gegen die Decke richtete, als würde dort etwas erscheinen.
    »Er kommt!« hauchte Ruth.
    Adrienne nickte und lächelte. »Ich spüre es auch. Ich merke seine starke Kraft. Sie steckt in mir. Sie wird uns erfüllen und nie mehr loslassen. Nie mehr, verstehst du?«
    »Ja.«
    Schlagartig verlöschte das Licht. Es wurde nicht stockfinster, denn durch die breiten Streifen drang noch immer so etwas wie ein Lichtstreifen, der aber sehr schnell versickerte.
    Für die Anwesenden war es dennoch hell genug. Sie konnten sich gegenseitig erkennen, wenn auch nur als stumme, schattenhafte Gestalten. Sie standen unbeweglich und warteten. Etwas floß über ihre Gesichter. Woher es kam, war für sie nicht zu erkennen, jedenfalls war es da, berührte ihre Haut und hüllte sie ein in tiefe Schatten.
    Blaue Schatten, die auf der Haut tanzten und von ihnen wie ein leichter Windzug zu spüren war. Danach konzentrierten sich die Schatten, sie wanderten auf die obere Kopfhälfte zu und nisteten sich dort ein, wo sich die Augen befanden.
    In den Pupillen konzentrierten sie sich und gaben diesen einen völlig anderen Ausdruck.
    Den Ausdruck, den auch das gewaltige Auge besaß, das seinen Platz verlassen hatte und mitten im Kaum schwebte. Ohne daß es von den Dienern genau erkannt und verfolgt worden war, hatte das Auge die äußere Hülle verlassen und war nach innen gewandert. Der Meister begann damit, sein Versprechen einzulösen!
    Er stand bei ihnen, er schwebte über ihnen, er schaute auf sie herab, sein Blick war scharf, fordernd und gleichzeitig gütig sowie gnädig. Er wußte genau, was er an ihnen hatte, und sie wußten es auch. Die Menschen hatten sich zusammengedrängt. Sie standen nahe des Fahrstuhls und hielten ihre Blicke erhoben, weil jeder von ihnen das Auge sehen wollte, um die Botschaft des Meisters empfangen zu können.
    Es stand übergroß in der Luft, wie gezeichnet. In einem kalten Blau die Pupille, um sie herum der blaßrote Streifen, in den Winkeln mehr konzentriert. Ein Auge ohne Wimpern, mehr eine kalte Lampe, und den gleichen Ausdruck bekamen auch die Augen der Versammelten. Sie veränderten sich derart, daß sie dem ihres Meisters voll und ganz glichen.
    Für einen neutralen Betrachter hätten die Menschen furchtbar ausgesehen. Ihre Gesichter waren die gleichen geblieben, wenn auch die Haut von den Schatten überdeckt wurde. Dadurch aber traten die Augen viel

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