Die Mordaugen von Brüssel
Meter starke Rohre verbunden sind. In den unteren drei Kugeln kann man eine Ausstellung über die friedliche Nutzung der Kernenergie besuchen. Anhand der Kugeln werden aber auch die Sonnenenergie und die friedliche Nutzung des Weltalls vorgestellt. Die Metallkonstruktion versinnbildlicht gleichzeitig den Sieg des Menschen über die Materie.«
Mit dieser Erklärung war ich nicht ganz einverstanden. »Die Magie haben sie damals vergessen.«
»Wer denkt denn schon an so etwas?«
»Stimmtauch wieder.«
Uber Brüssel lag die Dämmerung. Wir näherten uns dem Ziel über die Avenue de Bouchout, wo auch das bekannte Brüsseler Planetarium liegt. Um das Ziel zu erreichen, mußten wir auch das Heysei Stadion passieren, das vor einiger Zeit einmal in den Schlagzeilen gestanden hatte. Bei einem Endspiel um den Europapokdl war es zu schrecklichen Ausschreitungen gekommen. Viele Menschen hatten dabei ihr Leben verloren.
Der Stadion-Komplex lag in tiefer Dunkelheit, im Gegensatz zum Atomium, dessen neun Kugeln von innen erleuchtet waren. Die Lichter strahlten zu uns herüber wie fremde Sterne und sonderten dabei eine kalte Pracht ab.
Noch war es ruhig.
Bill fuhr, ich saß neben ihm, Maurice erklärte uns vom Rücksitz her den Weg. Ich hatte die Scheibe heruntergekurbelt, der Wind brachte Kühle in den Wagen und auch Geräusche mit, die uns allerdings nicht mißtrauisch machten. Dort, wo wir hinwollten, war es still und friedlich. Wenigstens äußerlich.
Dann sah ich die Augen.
Auch Bill hatte sie entdeckt. Er trat automatisch auf die Bremse, um den Anblick ohne Gefahr in sich aufsaugen zu können. Auch Reuven hatte sie gesehen. Er meldete sich aus dem Fond. »Ja!« rief er laut. »Ja, das sind sie! So… so habe ich sie auch gesehen. Großer Gott, sie sind da!«
Wir konnten seine Überraschung gut verstehen. Auch Bill und ich waren von diesem Anblick angetan. Er ließ uns keinesweg kalt, denn die Augen leuchteten tatsächlich in einer satanischen Pracht, obwohl die Pupillen dunkel waren. Aber unten, über und neben ihnen schimmerte die rötliche Farbe, ein gefährlicher Schein, der mich an einen Gruß aus der Hölle erinnerte. Obwohl die Augen nicht die gesamte vordere Seite der Kugeln einnahmen, kamen sie mir doch übergroß vor und vor allen Dingen beherrschend. Hier hatte der Mensch nicht mehr über die Technik gesiegt, dafür die Magie über Mensch und Technik. Bill atmete schwer aus. »Es ist ja faszinierend«, sagte er leise. »Der Anblick…« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht damit gerechnet.«
»Bevor du hier vor Staunen zu einer Statue wirst, fahre lieber weiter, alter Junge.«
»Ja, ja, schon gut.«
»Es ist bestimmt soweit«, sagte Maurice. »Die andere Seite hat zugeschlagen, und ich glaube auch, daß ich meine Tochter dort finden kann. Vielleicht steckt sie schon in einer Kugel.«
»Das wäre möglich«, gab ich zu.
»Und was wollen wir machen?«
Ich drehte den Kopf. »Sie herausholen.«
»Aber sie ist nicht allein.«
»Wir werden sehen.«
Bill brauchte keine Hilfe mehr. Frkonnte sich anhand der Schilder orientieren, die überall aufgestellt waren und den Fremden den Weg zum Atomium wiesen.
Die großen Rasenflächen hoben sich als dunklere Inseln zwischen den grauen Bändern der Straße ab. Wir fuhren an der U-Bahn-Station vorbei und sahen bereits die Parkplätze, wo auch wir den Peugeot abstellen konnten.
Eine Parklücke war schnell gefunden. Wir verließen den Wagen und traten hinaus in die feuchtkalte Luft des Abends. Mir kam es so vor, als hielten sich die normalen Menschen bewußt zurück. Die Umgebung präsentierte sich fast menschenleer. Auch von den Dienern sahen wir nichts. Eigentlich hätte die Existenz der Augen Neugierige anziehen müssen, aber wir waren praktisch allein.
»Das verstehe ich nicht«, meinte auch Bill. »Hier müßte es von Reportern wimmeln.«
Ich hob die Schultern. »Möglicherweise sehen nur diejenigen die Augen, die sie auch sehen sollen.«
»Wie meinst du das denn?«
»Ich denke an eine magische Zone, die sich um das Atomium ausbreitet. Der einfache Besucher oder Zuschauer sieht die Kugeln normal. Nur die Beteiligten können die Augen erkennen.«
»Das ist mir zu dünn, John.«
»Mir eigentlich auch.«
»Los, gehen wir.«
Maurice hielt sich in der Mitte. Erging mit etwas vorgeschobenem Kopf, schaute mal nach rechts und links, als fühlte er sich von unsichtbaren Gegnern verfolgt.
Er sah keine. Auch wir entdeckten nichts, was uns mißtrauisch
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