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Die Mordbeichte

Die Mordbeichte

Titel: Die Mordbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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weich.
      »Es tut mir leid, Madam, aber
so ist es nun mal«, sagte er spitz. »Dafür können
Sie von nun an alles uns überlas sen.«
      »Was ist nun mal so?«
fragte Meehan und legte seine Hände auf die Schultern der alten
Frau. »Was ist los, meine Liebe?«
      »Es ist alles in Ordnung, Mr.
Meehan«, sagte Ainsley. »Die alte Dame ist nur ein
bißchen niedergeschlagen. Sie hat ihren Mann soeben
verloren.«
      Meehan ignorierte ihn. Er zog die
alte Dame ins Büro und plazierte sie in einen Stuhl neben dem
Schreibtisch. »Nun erzählen Sie mir alles, meine
Liebe.«
      Er faßte nach ihrer Hand, und hielt sie fest.
      »Neunzig war er, mein Billy.
Ich hatte geglaubt, er würde ewig leben, und dann fand ich ihn am
Fuß der Treppe, als ich Sonntagabend aus der Kirche
zurückkam.« Tränen strömten über ihr Gesicht.
»Er war so kräftig trotz seines Alters. Ich konnte es nicht
glauben.«
      »Ich verstehe, meine Liebe. Und nun wollen Sie ihn durch uns beerdigen lassen.«
      Sie nickte. »Ich besitze nicht
viel, aber ich wollte kein Ar menbegräbnis für Bill. Ich
dachte, daß ich mit dem Geld von der Versicherung etwas
Hübsches arrangieren könnte. Und nun hat dieser Gentleman
hier gesagt, daß ich siebzig Pfund brauche.«
      Die kleine tapfere Frau rührte
Meehans Herz. Er ging auf sie ein, ignorierte die Einwürfe seines
Angestellten Ainsley, ließ sich die Unterlagen geben und erfand
schließlich einen Son dertarif für betagte Rentner. Meehan
gab ihr zwanzig Pfund des bereits eingezahlten Geldes zurück,
führte sie dann in das angrenzende Blumengeschäft, wo sie
sich auf Kosten der Firma die schönsten Blumen und einen Kranz
aussuchen durfte, und sorgte obendrein dafür, daß einer
seiner Leute sie nach Hause fuhr.
      Die alte Dame war so glücklich,
daß sie Meehan auf die Wange küßte. »Sie sind
ein guter Mensch. Ein wundervoller Mensch! Gott segne Sie!«
      »Er tut es, meine Liebe«, teilte ihr Dandy Jack mit. »Jeden einzelnen Tag meines Lebens.«
      »Der Tod ist etwas, wovor man Respekt haben muß«, sagte Meehan.
      Er saß in dem Schaukelstuhl vor dem Schreibtisch, Henry Ainsley stand vor ihm, Donner an der Tür.
      Ainsley zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, ich verstehe, was Sie meinen, Mr. Meehan.«
      »Wirklich, Henry? Das wundert mich.«
      Es klopfte an die Tür, und ein
kleiner, elegant gekleideter Mann trat ein. Er sah wie ein
Süditaliener aus, sprach aber mit South-Yorkshire-Akzent.
      »Sie haben nach mir verlangt, Mr. Meehan?«
      »So ist es, Bonati. Komm
herein!« Meehan wandte sich wieder Ainsley zu. »Ja, ich
wundere mich wirklich über dich, Henry. Es war ein
Versicherungsfall. Sie gehört zur Arbeiter klasse. Die
Versicherung zahlt fünfzig, und du hast den Preis auf siebzig
hochgetrieben. Und die liebe Alte hat klein beige geben, weil sie den
Gedanken, daß ihr Bill ein Armenbegräb nis bekommt, nicht
ertragen konnte.« Er schüttelte den Kopf. »Du hast ihr
indessen eine Quittung über fünfzig gegeben – was sie
in ihrem Zustand nicht bemerkt hat – und auch nur fünfzig in
das Kassenbuch eingetragen.«
      Ainsley zitterte wie Espenlaub.
»Bitte, Mr. Meehan, bitte hören Sie! Ich hatte in letzter
Zeit gewisse Schwierigkeiten …«
    Meehan stand auf. »Ist er hier – ihr Mann?«
      Ainsley nickte. »Er liegt in Nummer drei. Er ist noch nicht präpariert.«
      »Nimm ihn mit!« forderte Meehan Donner auf und ging hinüber in die Leichenhalle.
      Die anderen folgten ihm. Der alte
Mann lag in einem of fenen Sarg, mit einem Laken zugedeckt. Meehan zog
es weg. Der Tote war ganz nackt und offensichtlich ein bemer kenswert
kräftiger Mann gewesen.
      Meehan betrachtete ihn
ehrfurchtsvoll. »Er war ein Bulle. Kein Makel.« Er wandte
sich Ainsley zu. »Schau dir seinen Schwanz an! Denk an die
Frauen, die er beglückt hat! Denk an die alte Lady! Bei Gott, ich
begreife, warum sie ihn geliebt hat. Er war ein Mann, dieser alte
Knabe.«
      Sein Knie schoß brutal in die
Höhe. Henry Ainsley schützte seine Geschlechtsteile zu
spät. Er taumelte mit einem erstick ten Aufschrei vorwärts.
      »Bring ihn hoch ins
Sargzimmer«, trug Meehan Donner auf. »Ich komme in
fünf Minuten nach.«
      Als Henry Ainsley wieder zu sich kam,
lag er flach auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet. Donner stand
auf sei ner einen, Bonati auf der anderen Hand. Die Tür ging auf,
und Meehan trat ein. Er sah einen Moment auf Ainsley herab und nickte
dann. »Gut.

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