Die Mordbeichte
mir was zu trin ken, verflucht noch mal! Ich muß nachdenken.«
Wenige Minuten später läutete das Telefon. Er hob den Hörer ab.
»Sind Sie das, Meehan?« fragte Fallon. »Sie wissen, wer hier spricht?«
»Sie Bastard!« zischte Meehan. »Was haben Sie vor?«
»Diesmal habe ich absichtlich danebengezielt«, sagte Fallon. »Vergessen Sie das nicht! Und sagen Sie Ihren Schlägern, sie sollen sich nicht mehr in der Nähe von Holy Name blicken lassen! Das gilt auch für Sie.«
Die Verbindung riß ab.
Meehans Gesicht war weiß vor Wut.
Rupert reichte ihm den Drink. »Du siehst nicht besonders gut aus, Schätzchen. Schlechte Nachrichten?«
»Fallon«, stieß Meehan zwischen den Zähnen hervor. »Es war dieser Bastard Fallon. Und er hat nicht getroffen, weil er nicht treffen wollte.«
»Mach dir nichts draus, Schätzchen. Schließlich hast du immer noch mich.«
»Das stimmt«, sagte Meehan. »Das hatte ich ganz ver gessen.«
Und er boxte ihm die Faust in den Magen.
Es war schon spät, als Fallon heimkehrte. Er schlüpfte aus den Schuhen und schlich lautlos die Treppe hoch und in sein Zimmer. Dort zog er sich aus, stieg ins Bett und zündete sich eine Zigarette an. Er war müde. Es war ein höllischer Tag gewesen.
Jemand klopfte schüchtern an die Tür. Dann öffnete sie sich,
und Jenny kam herein. Sie trug ein dunkelblaues NylonNachthemd. Ihr Haar war zurückgebunden, ihr Gesicht blank geschrubbt.
Sie sagte: »Jack Meehan hat vor einer halben Stunde angeru fen. Er möchte Sie morgen früh sehen.«
»Sagte er, wo?«
»Nein. Ich soll Ihnen nur ausrichten, daß es nicht öffentli cher sein könnte, so daß Sie nichts zu befürchten haben. Er schickt um sieben Uhr dreißig einen Wagen vorbei.«
Fallon runzelte die Stirn. »Ein bißchen früh für ihn, hm?«
»Keine Ahnung.« Sie zögerte. »Ich wartete. Sie sagten – eine Stunde. Sie sind nicht gekommen.«
»Tut mir leid. Ich konnte nicht, glaub mir.«
»Ich glaube es. Sie sind seit Jahren der erste Mann, der mich nicht wie Dreck, den er von den Schuhsohlen abgekratzt hat, behandelt.«
Sie begann zu weinen. Wortlos schlug er die Decke zurück und streckte eine Hand aus. Sie stolperte durchs Zimmer und legte sich neben ihn. Er knipste die Lampe aus. Sie lag in seinen Armen, preßte ihr Gesicht gegen seine Brust und schluchzte. Er drückte sie fest an sich, strich ihr übers Haar, und nach einer Weile schlief sie ein.
10
Der Wagen, der Fallon am nächsten Morgen um sieben Uhr dreißig abholte, war eine schwarze Leichen-Limousine. Varley saß am Steuer. Er hatte einen adretten blauen Anzug an und eine Schirmmütze auf.
Fallon kletterte hinten rein, schloß die Tür und schob das Glasfenster zur Fahrerkabine auf.
»Wo fahren wir hin?« fragte er.
Varley startete. »Zum katholischen Friedhof.«
Fallon, der sich gerade seine erste Morgenzigarette anzün dete, wollte losbrausen, aber Varley sagte besänftigend: »Kein Grund zur Aufregung, Mr. Fallon. Ehrlich. Mr. Meehan muß heute morgen nur als erstes zu einer Exhumierung.«
»Einer Exhumierung?« echote Fallon.
»Ganz recht. So etwas kommt nicht sehr häufig vor, und Mr. Meehan ist immer gern persönlich zugegen. Er nimmt seine Arbeit sehr genau.«
»Das glaube ich gern. Was ist Besonderes an diesem Fall?«
»Nichts im Grunde. Ich vermute, er glaubte, Sie könnten sich dafür interessieren.«
Sie waren in zehn Minuten am Friedhof. Varley fuhr durch das Tor, an der Kapelle und dem Büro des Friedhofsverwalters vorbei einen schmalen Weg entlang.
Um das Grab scharten sich mindestens ein Dutzend Leute, ein Lastwagen und zwei Autos standen daneben. Meehan sprach mit einem grauhaarigen Mann in Gummistiefeln und einem Gummimantel. Er selbst trug einen Homburg und seinen doppelreihigen Mantel. Donner hielt einen Schirm über ihn.
Als Fallon ausstieg und durch den Regen platschte, wandte sich Meehan lächelnd um. »Ah, da sind Sie ja! Dies ist Mr. Adams, der Inspektor der Gesundheitsbehörde. Mr. Fallon ist ein Kollege von mir.«
Adams schüttelte Fallon die Hand und wandte sich wieder Meehan zu. »Ich will mal sehen, wie Sie vorankommen, Mr. Meehan.«
Er ging, und Fallon sagte: »Welches Spiel ist nun dran?«
»Kein Spiel«, sagte Meehan. »Das ist Geschäft. Und danach habe ich eine Beerdigung. Aber wir müssen miteinander reden. Und dazu haben wir nachher im
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