Die Mordbeichte
Auto Zeit. Bleiben Sie im Augenblick nur in meiner Nähe und tun Sie so, als ge
hörten Sie zur Firma.«
Er näherte sich dem Grab, Donner mit dem Regenschirm im Schlepptau. Fallon folgte. Es stank entsetzlich.
»Das Wasser steht etwa sechzig Zentimeter hoch, Mr. Meehan«, sagte Inspektor Adams. »Zu viel Lehm. Das bedeu tet, daß der Sarg in einem schlechten Zustand sein wird. Wahrscheinlich fällt er auseinander.«
»Auch dafür ist vorgesorgt«, sagte Meehan. »Vielleicht sollten wir den anderen gleich parat haben.«
Er nickte, und zwei Totengräber hoben einen großen Ei chensarg vom Lastwagen und stellten ihn neben das Grab. Als sie ihn öffneten, sah Fallon, daß er innen mit Zink ausgeklei det war.
Plötzlich kam Bewegung in die Gruppe. Die sechs Männer, die sich um das Grab geschart hatten, hievten den Sarg hoch, der gewissermaßen von den Tragegurten zusammengehalten wurde. Und als der Sarg auftauchte, brach ein Ende ab und zwei verweste Füße kamen zum Vorschein.
Der Gestank war noch unerträglicher geworden. Die bedau ernswerten Totengräber taumelten auf den neuen Sarg zu. Nur Meehan schien riesigen Spaß zu haben, trat nahe heran und bellte Befehle.
Als der Deckel des neuen Sarges geschlossen wurde, wandte er sich strahlend an Fallon: »Alsdann – gehen wir. Ich habe um neun Uhr dreißig eine Einäscherung.«
Donner fuhr, und Meehan und Fallon saßen hinten.
Meehan öffnete einen Schrank an der unteren Hälfte der Trennwand, holte eine Thermosflasche und eine halbe Flasche Cognac heraus, goß eine Tasse halb voll Kaffee, halb voll Cognac und lehnte sich zurück. »Letzte Nacht – das war sehr dumm. Nicht gerade das, was ich eine freundschaftliche Geste nennen würde. Weshalb mußten Sie so etwas tun?«
»Sie haben versprochen, daß man den Priester in Ruhe
lassen würde, und dann haben Sie O'Hara in die Krypta ge schickt. Ein Glück, daß ich noch rechtzeitig auftauchte. O'Hara und ich sind übrigens sozusagen alte Kameraden. Er hat sich verkrümelt – zu Ihrer Orientierung.«
»Sie sind rührig gewesen.« Meehan goß Cognac nach. »Ich gebe zu, daß ich ein bißchen ärgerlich auf Pater da Costa war. Aber er war auch nicht sehr nett, als ich gestern abend mit ihm sprach. Und dabei habe ich ihm nur helfen wollen, Geld auf zutreiben für die Instandsetzung seiner Kirche.«
»Und Sie haben gedacht, er würde akzeptieren?« Fallon lachte schallend. »Sie müssen scherzen.«
Meehan hob die Schultern. »Auf jeden Fall war diese Kugel ein unfreundlicher Akt.«
»Genauso wie Billys Voyeur-Spielchen bei Jenny Fox«, ent gegnete Fallon. »Wann werden Sie übrigens endlich etwas wegen dieses Wurms unternehmen? Ohne Aufseher kann er nicht das Haus verlassen.«
Meehans Miene verdüsterte sich. »Er ist mein Bruder. Er hat seine Fehler, aber die haben wir alle. Jeder, der ihn verletzt, verletzt auch mich.«
Fallon zündete sich eine Zigarette an, und Meehan lächelte breit. »Sie kennen mich nicht, nicht wahr, Fallon? Ich meine mein anderes Gesicht – den Leichenbestatter.«
»Sie nehmen das Geschäft ernst.«
Meehan nickte. »Man muß etwas Respekt vor dem Tod ha
ben. Es ist ein ernstzunehmendes Gewerbe. Viele Kollegen gehen heutzutage zu lässig an die Dinge heran.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Meehan lächelte. »Deshalb hielt ich es auch für eine gute Idee, daß wir uns heute morgen trafen. Wer weiß, vielleicht sehen Sie sogar irgendeine Zukunft in dem Geschäft.«
Er legte eine Hand auf Fallons Knie. Fallon rutschte beiseite.
»Nun, wie auch immer, wir werden Ihre Karriere mit einer
Einäscherung beginnen«, schloß er und goß sich eine zweite Tasse ein, diesmal mehr Cognac nehmend. Zufrieden aufseuf zend lehnte er sich zurück.
Als der Wagen durch das Tor des Krematoriums Pine Trees fuhr, stellte Fallon überrascht fest, daß Meehans Name in goldenen Lettern auf der Tafel stand. Er gehörte zu den sechs Direktoren.
»Ich bin mit einundfünfzig Prozent an dem Laden beteiligt«, erklärte Meehan. »Ist das modernste Krematorium in ganz Nordengland. Kostet uns eine Stange Geld, aber es lohnt sich. Die Leute kommen von überallher.«
Sie fuhren am Haus und Büro des Krematoriumverwalters vorbei und kamen zu einem prächtigen Gebäude mit Kolonna den. Meehan klopfte an die Glasscheibe, und Donner hielt an.
Meehan kurbelte das Fenster herunter. »Das ist die Urnen halle.
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