Die Mordbeichte
Zutritt ins Gebäude. Die Tür der Kapelle ließ sich von innen mühelos öffnen. Er kehrte zum Scimitar zurück, fand im Handschuhfach eine Taschenlampe, die er an sich nahm, und hob dann den Leichnam aus dem Wagen. Der Whippet wollte ihm folgen, aber es gelang Fallon, ihn mit der freien Hand in den Wagen zurückzuschubsen.
Fallon ließ den Leichnam auf dem Förderband aus der Ka pelle in den Raum mit den Hochöfen rollen und kroch selbst durch die Gummitüren hinterher. Die Öfen waren kalt und dunkel. Er schob den Leichnam in den ersten und inspizierte rasch im Schein der Taschenlampe die verschiedenen Gegen stände, die er aus Billys Taschen geholt hatte. Außer dem Ring, der Uhr und dem Medaillon legte er alles auf Billys Brustkorb, dann schloß er die Ofentür und drückte auf den Knopf. Höchstens eine Stunde, hatte Meehan gesagt.
Er zündete sich eine Zigarette an und trat durch die Hinter tür nach draußen. Das Getöse des Hochofens war außerhalb des Gebäudes kaum hörbar. Er ging hinein und stellte fest, daß das Meßgerät soeben die Tausend-Grad-Celsius-Marke erreicht hatte, und als er durch das Guckloch blinzelte, sah er, wie die Brieftasche gerade in Flammen aufging.
Er zündete sich eine neue Zigarette an und wartete an der Hintertür. Als er nach einer Stunde den Ofen ausschaltete, waren noch Teile des Skeletts deutlich sichtbar, aber sie zer fielen bei der ersten Berührung mit der Harke. Fallon füllte den Zinnbehälter, kehrte mit einem Handfeger und einer Schau fel sorgfältig die letzten Aschenreste aus dem Ofen und ließ die Tür angelehnt, wie er sie vorgefunden hatte. Er fand eine leere Urne, schraubte sie unter den Zerstäuber, schüttete den Inhalt des Zinnbehälters hinein und setzte den Apparat in Be trieb. Aus der Schublade des Schreibtisches holte er eine lee re Ruhe-sanft-Karte. Als er etwa zwei Minuten später den Zerstäuber ausschaltete und die Urne abschraubte, waren von Billy Meehan nur noch ungefähr fünf Pfund grauer Asche übrig.
Fallon blieb neben dem Schubkarren und den Gerätschaf
ten des Gärtners stehen, merkte sich die Parzellennummer und verstreute sorgfältig die Asche, sie mit dem Besen vom Schubkarren gewissenhaft in den Rasen einbürstend. Schließ lich legte er den Besen wieder zurück, wandte sich zufrieden ab und spazierte zum Scimitar zurück. Als er die Tür öffnete, schlüpfte der Whippet zwischen seinen Beinen hindurch und flitzte davon. Fallon folgte ihm. Der Hund lief um die Ecke der Kapelle, den Pfad hinunter, den Fallon soeben gekommen war, und kauerte sich dort, wo er Billys Asche verstreut hatte, leise winselnd ins nasse Gras.
Fallon hob ihn auf, kraulte ihn hinter den Ohren und redete beruhigend auf ihn ein.
Erst als er in die Hauptstraße einbog, entspannte er sich et was. Mit zitternden Händen zündete er sich eine Zigarette an. Es hatte geklappt. Billy Meehan war vom Antlitz der Erde ge fegt. Und Fallon hatte nicht die geringsten Gewissenbisse.
Am Paul's Square fuhr er vorsichtig durch die versteckte Toreinfahrt, und das Glück blieb ihm treu. Der Hof lag ver lassen da. Er fuhr den Scimitar in die Garage, ließ die Schlüssel und den Hund zurück und machte sich rasch aus dem Staub.
Pater da Costa war bei seiner Rückkehr ins Pfarrhaus noch nicht da. Fallon schlich auf Zehenspitzen nach oben und sah in Annas Schlafzimmer. Sie schlief tief. Er schloß die Tür und ging wieder nach unten. Im Wohnzimmer untersuchte er nochmals genau den Teppich, entdeckte aber keinerlei Blutspu ren. Dann trat er ans Büffet und schenkte sich einen großen Whisky ein. Als er Soda dazugoß, ging die Haustür auf.
Fallon wandte sich um. Der Priester blieb überrascht in der Zimmertür stehen.
»Fallon, was machen Sie denn hier?« Und dann wurde er sehr blaß. »O Gott, Anna!«
Er wollte die Treppe hoch, aber Fallon hielt ihn zurück. »Es geht ihr gut. Sie schläft.«
Pater da Costa wandte sich langsam um. »Was ist passiert?«
»Jemand ist ins Haus eingedrungen. Ich kam rechtzeitig, um ihn davonzujagen.«
»Einer von Meehans Männern?«
»Vielleicht. Ich habe ihn nicht richtig gesehen.«
Da Costa schritt auf und ab. »O mein Gott, wann hört das nur endlich alles auf?«
»Ich verschwinde Sonntag nacht«, teilte ihm Fallon mit. »Sie haben auf einem Schiff, das von Hull ausläuft, eine Passage für mich gebucht.«
»Und Sie glauben, daß damit alles zu Ende ist?« Da Costa
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