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Die Mordbeichte

Die Mordbeichte

Titel: Die Mordbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hättest mich wecken sollen«, sagte er und griff nach seinem Mantel hinter der Tür.
      »Jack Meehan hat gesagt, du sollst nicht ausgehen.«
      »Ich weiß.« Er steckte die Ceska in die Tasche des Mantels.
      »Es ist das Mädchen, nicht wahr? Du machst dir Sorgen um sie.«
      Er runzelte die Stirn, und sie setzte das Bügeleisen ab.
      »Ich habe draußen an der Tür gehorcht. Wie ist sie?«
      »Sie ist blind. Und das bedeutet, daß sie verletzbar ist.«
      »Du hast Angst, Billy könnte sich für gestern abend rächen und sich an sie heranmachen?«
      »So etwas Ähnliches.«
      »Ich kann es dir nicht verübeln.« Sie begann eine weiße Bluse zu bügeln. »Laß dir von ihm erzählen, damit du weißt, mit wem du es zu tun hast. Mit zwölf sind die meisten Jungen glücklich, wenn sie zu onanieren verstehen. Billy trieb es in diesem Alter bereits mit Frauen. Huren meistens, die für Jack Meehan arbeiteten. Billy war Jacks Bruder, also trauten sie sich nicht, nein zu sagen. Mit fünfzehn war er ein dreckiger perverser Sadist. Danach ging es nur noch bergab. An deiner Stelle würde ich mir also auch Sorgen machen.«
      »Danke«, sagte er. »Warte nicht auf mich.«
      Die Tür schlug zu.
      Anna da Costa wollte gerade ins Bad gehen, als sie das Tele fon läuten hörte. Sie zog einen Morgenrock über und ging nach unten. Ihr Onkel legte eben den Hörer wieder auf.
      »Wer war es?« fragte sie.
      »Das Krankenhaus. Die alte italienische Dame, die ich neulich besucht habe. Sie hat einen Rückfall gehabt. Man er wartet, daß sie irgendwann heute nacht stirbt. Ich muß hin.«
      Sie holte seinen Mantel und hielt ihn bereit für ihn. Er zog ihn an und öffnete die Eingangstür. Es goß in Strömen.
      »Ich werde zu Fuß gehen«, sagte er. »Geht's dir gut?«
      »Mach dir keine Sorgen meinetwegen. Wie lange wirst du ausbleiben?«
      »Wahrscheinlich einige Stunden. Warte nicht auf mich.«
      Er eilte den Pfad entlang. Billy Meehan flüchtete rasch in die Schatten eines viktorianischen Mausoleums, doch als der Priester weg war, steuerte er weiter aufs Haus zu. Er hatte den Wortwechsel an der Tür mitbekommen, und sein Unterleib hatte sich vor Erregung verkrampft. Billy hatte an diesem Abend schon zweimal mit einer Prostituierten Geschlechts verkehr gehabt, aber er schien nicht mehr fähig zu sein, ir gendwelche Befriedigung dabei zu empfinden. Eigentlich hatte er nach Hause gehen wollen, doch dann hatte er sich an Anna erinnert – Anna, wie sie sich am Fenster stehend aus gezogen hatte. Und Fallon fiel ihm ein und die Erniedrigung vom Abend zuvor.
      »Dieser Bastard«, murmelte er. »Dieser kleine fiese Bastard. Ich werde es ihm zeigen.«
      Er hatte erst zehn Minuten da draußen herumgelungert, aber ihm war schon bitterkalt. Er zog eine halbe Flasche Scotch aus der Tasche und nahm einen großen Schluck.
      Pater da Costa eilte in die Kirche, um eine Hostie und Salbungsöl für die Sterbende zu holen. Etwa fünf Minuten nach seinem Weggang knarrte das Portal gespenstisch, und Fallon trat ein. Er blickte sich kurz um, ging rasch das Sei tenschiff hinunter, trat in den Lastenaufzug und drückte auf den Knopf. Fallon fuhr nicht bis zum Turm hoch, sondern hielt auf der anderen Seite der Zeltleinwand, die das Loch im Dach des Hauptschiffes abdeckte. Er tastete sich bis zu der niedri gen Stützmauer vor und verbarg sich im Schatten eines Stre bepfeilers. Von dort aus konnte er das Pfarrhaus ausge zeichnet sehen. Zwei hohe Laternen in der Straße zur Linken warfen einen Lichtkegel über die Vorderfront des Hauses. In einem der Schlafzimmerfenster brannte Licht. Fallon konnte direkt ins Zimmer sehen.
      Plötzlich erschien Anna, in ein großes, weißes Handtuch gehüllt. Offensichtlich war sie eben aus dem Bad gestiegen. Sie dachte nicht daran, die Vorhänge zuzuziehen, fühlte sich wahrscheinlich durch die sechs Meter hohe Friedhofsmauer vor fremden Blicken geschützt. Fallon beobachtete, wie sie sich abtrocknete, bewunderte ihre Erscheinung, das schwarze Haar, das fast bis zu den Brustwarzen herabreichte, die schmale Taille, die üppigen Hüften. Sie zog Strümpfe, einen schwarzen Büstenhalter, schwarzen Slip und ein grünes Sei denkleid an; dann begann sie ihr Haar zu bürsten.
      Fallon war seltsam traurig. Er begehrte sie nicht physisch; es war vielmehr die plötzliche Erkenntnis, wie unerreichbar sie für ihn war. Sie band ihr Haar zurück, trat aus seinem Blickfeld, und

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