Die Mordbeichte
Hand auf ihre eine Schulter. »Ich gehe kurz in die Kirche. Es wird nicht lange
dauern.«
Pater da Costa eilte in die Kirche um zu beten, aber im tiefsten Innern spürte er, daß er nichts bedauerte. Und was noch viel schlimmer war: Eine winzige Stimme in ihm raunte, daß er der Menschheit einen Gefallen tun würde, wenn er Jack Meehan vom Erdboden fegte.
Meehan trat aus dem Badezimmer, einen seidenen Kimono an, einen Eisbeutel ans Gesicht drückend. Der Arzt war ge gangen, die Blutung war gestillt, aber seine Nase war ein häßlich geschwollener zerquetschter Fleischklumpen. Don ner, Bonati und Rupert warteten ergeben an der Tür. Donners Unterlippe war zweimal so dick wie gewöhnlich.
Meehan warf den Eisbeutel durch den Raum. »Taugt über haupt nichts, das Zeug. Jemand soll mir einen Drink bringen.«
Rupert eilte zur Getränkebar, goß einen großen Brandy ein und brachte ihn Meehan, der am Fenster stand. Plötzlich wandte sich Meehan um und war wieder ganz er selbst.
»Frank, wie hieß doch dieser Knabe, der so gut mit Spreng stoff umzugehen wußte?« fragte Donner.
»Ellermann, Mr. Meehan. Meinen Sie den?«
»Genau. Er sitzt nicht, oder?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Gut. Dann möchte ich, daß er innerhalb der nächsten Stunde hier ist. Sag ihm, daß zweihundert Dollar für ihn drin sind.«
Er trank von seinem Brandy und wandte sich Rupert zu. »Und für dich, mein Schatz, habe ich auch einen Job. Du kannst Jenny besuchen. Wir werden sie brauchen bei dem, was ich vorhabe.«
»Glaubst du, daß sie mitspielt? Sie kann ein schreckliches Weibsstück sein, wenn sie nicht mag.«
»Diesmal nicht.« Meehan gluckste. »Du wirst mit einem Angebot von mir kommen, das sie nicht ablehnen kann.«
Er lachte, und Rupert sah unsicher zu Donner hinüber.
Donner fragte vorsichtig: »Wozu das alles, Mr. Meehan?«
»Ich habe genug«, zischte Meehan. »Vom Priester, Fallon und der ganzen Geschichte. Ich werde ein für allemal reinen Tisch machen. Noch diese Nacht.«
Harvey Ellerman war fünfzig Jahre, sah aber zehn Jahre äl ter aus, wahrscheinlich weil er alles in allem zweiundzwan zig Jahre seines Lebens hinter Gittern verbracht hatte. Er war ein kleiner schüchterner Mann, der gewöhnlich die TweedMütze und einen braunen Regenmantel trug. Doch dieser ängstlich aussehende Mann stand in dem Ruf, der beste Sprengstoffexperte von ganz Nordengland zu sein. Seine Genialität hatte sich letztlich jedoch als sein Verderben er wiesen. Seine Einzigartigkeit hatte ihn jedesmal verraten, als hätte er seinen Namen hinterlassen, und lange Jahre hindurch verhaftete ihn die Polizei mit monotoner Regelmäßigkeit.
Er trat aus dem Lift der Dachterrassenwohnung, in einer Hand einen billigen Vulkanfiber-Koffer, der mit einem Leder riemen zusammengehalten wurde. Meehan ging ihm mit ausgestreckter Hand entgegen, und Ellerman setzte den Kof fer ab.
»Eine Freude, dich zu sehen, Harvey!« sagte Meehan. »Ich hoffe, du wirst uns helfen können. Hat dir Frank schon erklärt, um was es geht?«
»Ja, Mr. Meehan.« Ellerman zögerte. »Sie wünschen doch nicht meinen persönlichen Einsatz bei dieser Sache?«
»Natürlich nicht«, beruhigte ihn Meehan.
Ellerman sah erleichtert aus. »Ich habe mich nämlich von jeglicher aktiven Beteiligung distanziert, Mr. Meehan. Sie wissen ja, warum.«
»O ja, Harvey. Du warst zu verdammt gut für sie.« Er legte Ellermans Koffer auf den Tisch. »Na, was hast du mitge bracht?«
Ellerman öffnete den Koffer. Er enthielt ein ganzes Sorti ment verpackter Sprengsätze, Zünder, Sprengkapseln, Draht knäuel und Werkzeuge.
»Frank sagte mir, daß Sie etwas Ähnliches wollen, wie die IRA in Irland verwendet hat.«
»Nicht ähnlich, Harvey – ich möchte genau dasselbe. Wenn die Jungens von der Spurensicherung die Reste der Bombe untersuchen, möchte ich nicht, daß auch nur der leiseste Zweifel besteht, aus welcher Richtung das Ding kommt.«
»In Ordnung, Mr. Meehan«, sagte Ellerman mit seiner farblosen Stimme. »Wie Sie wünschen.«
Nachdem er Meehan kurz über sein Projekt informiert hatte, machte er sich an die Arbeit.
Meehan stellte sich ans Fenster und pfiff fröhlich vor sich hin.
14
Fallon wachte auf und merkte, daß Jenny ihn an den Schul tern rüttelte.
»Wach auf! Wach auf!« sagte sie immer wieder.
Er fühlte sich seltsam benommen, und hinter seinem rech ten Auge
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