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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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achtundvierzig, denn Charger und Arlene sind in der ORION! – mit insgesamt hundert freiwilligen Helfern gegen die Millionen Wespen im Naturschutzpark ... eine sinnlose Sache.«
    Michelle ließ sich von ihm in den Sitz helfen, dann schlug er die Tür zu.
    »Ich muß dir widersprechen«, sagte sie und zerrte an dem Plastikstreifen über Kragen und Maskenansatz.
    »So?«
    »Ja. Wir verhindern wenigstens, daß sich die Wespen weiterhin in geometrischer Progression vermehren. Wir haben bereits einige Millionen potentieller Nester ausgeschaltet, bevor diese Gefahr akut wurde.«
    Shea ließ die Turbine an.
    »Sogar Drahtgitter vor dem Lufteinlaß!« rief er. »Selbst die Helikopter stürzen ab, weil irgendein Teil Schwingungen dieser verteufelten Art erzeugt. Es ist wirklich eine feine Idee gewesen, auf Jackhammer zu landen.«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und lächelte.
    »Hast du Gründe, dich über Jackhammer zu beschweren?«
    Er lachte kurz zurück.
    »Nein, ich nicht. Aber Millionen anderer Menschen.«
    Der Helikopter startete und landete wieder, fünfhundert Meter weiter nördlich an der Grenze des Naturschutzparks. Der Kampf ging weiter ...
     
    *
     
    Basis 104; Büro Wamsler.
    Wamsler ging behutsam von dem Bildschirm, von dem er eine Meldung abgelesen hatte, hinüber zum Tisch und setzte sich. Er achtete darauf, nicht zu stöhnen, obwohl ihm danach zumute war. Er drehte sich halb herum und streckte die Hand nach dem Zettel aus, den ihm Spring-Brauner über die schwarze Tischplatte zuschob.
    Wamsler las:
    Noch keine Nachricht von McLane und seinen Entomologen?
    Wamsler sah ›Apollo‹ schmerzlich an und schüttelte den Kopf. Das Fleisch der fahlweißen Backen zitterte; Wamsler wagte sich nicht einmal mehr für die Dauer eines lautlosen Sonnenbades an die Oberfläche von Groote Eylandt oder an eine andere Stelle rund um den Carpentariagolf hinauf. In den Kavernen der Basis 104 hatte es durch Wespenstiche bereits zehn Opfer gegeben – glücklicherweise keine Toten.
    Ich erwarte sie frühestens in sieben Tagen zurück, schrieb er.
    Spring-Brauner las und schrieb darunter:
    Auch keine Funkmeldung?
    Wortlos schüttelte Marschall Wamsler den Kopf. Zweimal hatte er hier schon Wespen mit dem Paralysator heruntergeholt; woher sie kamen, war schwer oder gar nicht zu sagen. Auf keinen Fall durch die Schächte der Lufterneuerungsanlagen. Man hatte sie mit feinem Drahtgeflecht geschützt.
    Spring-Brauner deutete plötzlich erschrocken nach vorn.
    Zehn Meter von der Tischkante entfernt leuchtete unterhalb eines Videophonschirmes ein Signal auf. Die Stimme des Sprechers war laut und deutlich zu hören. Wie auf ein Kommando sprangen Wamsler und Spring-Brauner auf und griffen nach den Waffen, die bereits entsichert vor ihnen auf dem Tisch lagen, zwischen Papieren, Akten, den vollgekritzelten Notizblöcken und Bandkassetten.
    »Hier Labor Professor Macauley«, sagte der Assistent laut. »Ich rufe Marschall Wamsler!«
    Seine Stimme wurde von einem Summen durchschnitten wie von einem Messer.
    »Ruhe!« brüllte Wamsler. »Schweigen Sie!«
    Verwirrt schwieg der Sprecher. Spring-Brauner zielte mit dem Paralysator auf eine Wespe und drückte ab. Mitten im Flug fiel das Tier herunter und auf die Tischkante. Es zuckte in einer Reflexbewegung mit dem langen Stachel, dann war es still. Vier andere Wespen kamen aus der Verkleidung eines Sichtschirms in der Nähe der Lichtflutbarriere hervor und verteilten sich. Sie griffen sowohl Wamsler als auch ›Apollo‹ an.
    »Vorsicht, Marschall!« schrie Michael und feuerte abermals.
    Weitere Wespen kamen aus einem anderen Schlupfloch. Es war nicht feststellbar, wie sie in diesen abgeschirmten Raum kommen konnten ... jedenfalls waren sie da und konzentrierten sich auf den Adjutanten. Spring-Brauner raste im Zickzack durch das Büro, blieb stehen und feuerte. Und Wamsler kam nicht in eine Position, wo er den Paralysator anwenden konnte, ohne seinen Adjutanten zu gefährden.
    Er warf sich um die Tischecke herum und schrie:
    »Bleiben Sie stehen, Mann!«
    Der Schall löste einen konzentrierten Angriff von ungefähr fünfzehn der Mordwespen aus. Sie kamen aus allen Ecken des Büros, von der Decke her und stürzten sich auf den Marschall. Spring-Brauner schoß und traf pausenlos, aber die Gefahr war jetzt eindeutig bei Wamsler. Der Adjutant begriff und begann unartikuliert zu schreien; ihm fiel in der Gefährlichkeit nichts anderes ein – jeder Text wäre gleich gut oder gleich sinnlos gewesen.

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