Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)
Schmerzen zu bereiten, ließ sie sich über ihn gleiten, spürte ihn in sich. Sie wollte mehr von ihm, ihn nie mehr gehen lassen. Er schloss die Augen. „Verzeih mir!“, hauchte er. Dann hielt er sich an ihr fest und nahm sie mit seiner ganzen Sehnsucht.
Branwen langweilte sich. Der Typ, den sie aus der Bar mit auf ihr Zimmer genommen hatte, massierte schon wieder an ihren Brüsten herum. Er sollte doch ihr Vergnügen bereiten, nicht sich selbst. Durch die Jahrhunderte hindurch langweilte Sex sie immer mehr. Nach den ersten Schlachten als Morrigan hatte es nichts Berauschenderes gegeben, als einen oder am besten gleich mehrere Krieger nacheinander in sich zu spüren. Noch blutverschmiert und dreckbeschmutzt vom Kampf fühlte sie den Blutdurst in ihnen und hatte ihr steinhartes Geschlecht mit Begeisterung in sich aufgenommen. Aber der Kerl hier über ihr hatte wahrscheinlich noch nie in seinem elenden Leben auch nur eine Waffe in der Hand gehabt, geschweige denn einem Gegner damit das Leben genommen. Er war blass und fade wie ein schlecht gesalzener Eintopf. Er stillte den schlimmsten Hunger, aber er mehr auch nicht.
Gerade überlegt sie, ob sie den Verlierer nicht einfach aus ihrem Bett werfen sollte, da spürte sie es wie Nadelstiche in ihrem Inneren. Alan! Er lag bei Rose. Ihr Krieger war bei seinem Opfer! Die Wut über seinen Verrat und seine Sturheit floss durch ihre Adern wie heiße Lava. All die Jahrhunderte, all die Höllenqualen, die sie ihm nun schon bereitet hatte, und immer noch hielt seine Liebe zu dieser kleinen Schlampe an. Wie sie ihn hasste! Ja, sie hasste ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Und sie war eine Morrigan, ihr Hass war stark. Sie weidete sich an dem Gedanken, dass er kurz davor war, sei kümmerliches Leben auszuhauchen und dass Rose dann so einsam durch die Zeiten taumeln würde, wie sie selbst es seit zweitausend Jahren tat. Geschah ihr ganz recht, dieser elenden, widerlichen Verräterin!
Frustriert trat Branwen nach dem Mann, der nun über ihr lag. Irgendwie musste sie sich abreagieren. Er öffnete den Mund, um zu protestieren, doch bevor er etwas sagen konnte, belegte Branwen ihn mit ihrem Bann. Er war kein Krieger, aber er war ein Mann. Er würde tun, was sie von ihm verlangte. Sie blickte sich im Zimmer um. Sie brauchte jetzt etwas, das ihr Vergnügen bereitete, nicht ihm. Mit was sollte sie beginnen? Die Kerze, genau. „Du wirst jetzt tun, was ich sage“, flüsterte sie dem Mann ins Ohr. Gehorsam nickte er.
Alan erwachte noch vor dem Morgengrauen neben Rose. Neben seiner Rose, die er das erste Mal seit Jahrhunderten einfach nur in den Armen halten konnte. Wie sie dalag und im Schlaf lächelte! Er berührte ihre weichen Lippen, strich über ihre Haare und machte sich vorsichtig von ihr los, ohne sie zu wecken. Lieber sterben, als sie freiwillig zu töten! Der Gedanke ließ ihn nicht los. Er griff nach dem Dolch, der auf seiner Kleidung am Fußboden vor dem Bett lag. Im Dämmerlicht des Morgens wirkte die Waffe kalt und stumpf. Eigentlich, so dachte er, gäbe es für ihn, den Versager, keinen besseren Tod als nach einer Nacht voll Leidenschaft neben der Frau, die er liebte. Fast schien es ihm, als hätte er so viel Glück nicht verdient. Er tastete nach der Stelle zwischen den Rippen, an der die Waffe ungehindert in sein Herz gleiten konnte. Dann hob er den Dolch und setzte ihn an. Ein erster Sonnenstrahl, blass und fast noch unsichtbar, fiel durch das Fenster. Alan folgte ihm mit dem Blick und sah, wie er sich in dem kupferroten Haar von Rose verfing und es zum Leuchten brachte. Plötzlich bewegte sich Rose und seufzte leise. Alan ließ den Dolch sinken. Nein, so viel Glück hatte er nicht verdient. Er durfte nicht neben Rose sterben, das konnte er ihr nicht antun. Wie fürchterlich wäre es für sie, wenn sie ihn beim Aufwachen tot neben sich finden würde. Er würde allein sterben, im Verborgenen. Leise erhob er sich, kleidete sich an und verließ das Haus.
Als Rose am nächsten Morgen erwachte, war Alan fort. Sie schrak hoch und kurz überwältigte sie erneut die Angst, er könne irgendwo in der Wildnis zusammengebrochen liegen und sterben. Wie hatte sie nur glauben können, dass er bei ihr bleiben würde?
Sie fühlte sich hilflos, und plötzlich erinnerte sie sich an die Angst, die sie gespürt hatte, als man sie auf das Lager hinter den Leinenvorhängen geführt hatte ...
56 v. Chr.
Der Trank betäubte ihre Wahrnehmung, aber ganz konnte er ihr die
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