Die Moselreise - Roman eines Kindes
meisten mag Papa Pferde, danach kommen die Kühe, die mag er auch.
Nach dem Frühstück sind Papa und ich dann zu unserer Wanderung aufgebrochen, wir sind aber diesmal nicht an der Mosel, sondern an der Eltz entlang gewandert. Die Eltz ist ein Bach, der in die Mosel mündet, sie fließt durch das Eltztal, und im Eltztal gibt es auch eine große Burg, die Burg Eltz, die wir uns unbedingt anschauen wollten. Im Eltztal war es sehr schattig und kühl und sehr still, nur der Bach war die ganze Zeit zu hören, und zwischen den Tannen gab es etwas Nebel, und es war etwas unheimlich.
Ich habe Papa gefragt, wie er es anstelle, sich mit den Menschen zu unterhalten, da hat Papa mir erklärt, dass ich auf
die Menschen zugehen müsse, richtig zugehen, ganz nahe an sie heran. Man müsse sie freundlich grüßen, und man müsse langsam, deutlich und laut sprechen, und dann müsse man sie etwas fragen, irgendetwas, was, das sei völlig egal. Man könne sie nach dem Weg fragen oder nach der Uhrzeit oder nach dem nächsten Gasthof, und wenn sie geantwortet hätten, müsse man sie loben oder nachfragen, am besten sei es aber, sie zunächst einmal zu loben. »Sie wissen aber gut Bescheid«, sei zum Beispiel ein kurzes, schlichtes Lob, und nach einem solchen Lob könne man dann nachfragen: »Sie wohnen wohl schon eine Ewigkeit hier?« Über das Lob finde man Zugang zu den Menschen, denn fast alle Menschen wünschten sich nichts mehr, als gelobt zu werden, und es gehe ihnen das Herz auf, wenn sie gelobt würden. Die meisten Menschen würden nämlich nur selten gelobt, und viele Menschen würden sogar überhaupt nie gelobt, deshalb sei ein Lob immer etwas Besonderes und Schönes, mit denen man vielen Menschen eine Freude bereite. Ich sagte Papa, dass ich nicht wisse, wie ich die Menschen loben solle, und da antwortete Papa, dass wir das Loben bei passender Gelegenheit einmal üben und uns dann ausdenken würden, mit welchen Worten genau ich die Menschen loben und in ein Gespräch verwickeln könne.
An Mama denken
Mama verwickelt die Menschen nicht in ein Gespräch, Mama erzählt ihnen etwas.
Mama kann sehr gut erzählen, die meisten Menschen hören ihr mit offenem Mund zu.
Mama fragt die Menschen nicht, aber sie überlegt viel, was die Menschen so denken.
Nach dem Überlegen schreibt Mama lange Briefe.
Endlich erreichten wir nach einer langen Waldwanderung durch das kühle und neblige Eltztal dann auch wirklich die Burg Eltz. Ihr Eingangstor war weit geöffnet, wir gingen hindurch, und dann standen wir in einem schattigen Innenhof, in dem viele mächtige Steinkugeln lagen. Ich kletterte ein wenig auf den Kugeln herum, und es waren noch andere Kinder da, die auch auf den Kugeln herum kletterten. Dann aber klingelte eine Glocke und rief zur Führung, und Papa und ich gingen mit einer Gruppe von Menschen durch die Burg, die von einem Burgführer geführt wurde. Der Burgführer sagte laufend »Vorsicht!« und »Bitte passen Sie auf!«, und er sagte auch laufend, dass man nichts berühren und sich nicht gegen die Wände lehnen dürfe. Wir mussten sehr aufpassen, dass wir nichts falsch machten, also nichts berührten und uns auch nicht anlehnten, das war etwas anstrengend, noch viel anstrengender aber war es, den Worten des Burgführers zuzuhören und dabei still auf einer Stelle stehen zu bleiben. Der Burgführer machte nämlich in jedem Raum und jedem Saal, den wir betraten, sehr viele Worte, er redete und redete und erklärte viel, ich verstand aber nicht alles, und mit der Zeit wurde ich auch immer müder, und es fiel mir sehr schwer, auf der Stelle zu stehen und all den vielen Worten des Burgführers zu lauschen.
Was ich von den Worten des Burgführers verstanden habe
Die Burg Eltz gehörte und gehört noch immer der Familie von Eltz. Sie ist niemals richtig zerstört worden und sieht daher heute wie eine Musterburg aus. Viele Familienmitglieder der Familie von Eltz haben in vielen Jahrhunderten an ihr gebaut, die einen ein Türmchen, die anderen ein Eckchen, und wieder andere ein Treppchen. Im Schlafgemach der Burg Eltz steht ein hohes Bett mit einem roten Baldachin. Über der Tür des Rittersaales prangt eine Schweigerose, die jeden, der diesen Saal betrat, daran erinnern sollte, dass alles, was in diesem Saal gesprochen wurde, geheim bleiben müsse. Außerdem gibt es in der Burg Eltz viele eiserne Rüstungen und alte Waffen.
Die Führung durch Burg Eltz dauerte sehr lange, und als Papa und ich wieder im Innenhof standen,
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