Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Linie ein Tor des Geistes.«
Aus Hunnars Nähe hallte es aggressiv aus dem Munde von Suaxus-dal-Jagger: »Ich hörte, daß die Moulokinesen als Schiffsbauer berühmt sind, nicht als Philosophen.«
Mirmib lächelte. »Solche Formulierungen sind eine persönliche Eigenheit von mir. Schreibt meinem Volk als Ganzem solches Wortspiel nicht zu. Es sind zum größten Teil ehrliche, schwerfällige, nicht besonders fantasiebegabte Leute, die sich vom Leben nichts mehr wünschen als ordentliche Arbeit am Tage, eine herzhafte Mahlzeit und ein warmes Feuer am Abend, und die Liebe ihrer Gefährtinnen zwischen den Tagen.«
Und dann wurde die Stimme etwas schärfer: »Für Außenseiter, seien es nun Tran oder andere, mögen diese Dinge simpel und bäuerlich erscheinen. Doch uns bereitet es Freude, unkompliziert zu sein.« Jetzt verschwand die Schärfe wieder. »Und es bereitet uns auch Freude, Gäste zu haben, Besucher, die uns von den fremden Orten berichten, zu denen wir aus Moulokin nur selten ziehen.«
»Weil Ihr Angst habt?« forderte ihn eine Stimme aus der Takelage heraus. Ein Maat brachte den Matrosen mit einem Wink zum Schweigen.
Mirmib hatte nicht nur die Diktion sondern auch die Selbstkontrolle des Diplomaten. Er wurde nicht ärgerlich, obwohl er dazu alles Recht gehabt hätte. »Wir reisen nicht, weil wir in den Berichten der Reisenden alles hören, was wir von fernen Gegenden zu wissen wünschen. Da nichts von dem, was man uns berichtet, dem schönen Moulokin überlegen scheint, sehen wir keinen Grund, es zu verlassen. Besser hier zu bleiben, und es anderen zu überlassen, die schwere Last des Reisens auf sich zu nehmen.«
Sein Blick wanderte zu Ethan. »Als Reisende von einem Ort, der uns so fern ist, daß ich es gar nicht begreifen kann, müßt Ihr uns noch viel erregendere Dinge zu berichten haben.« Ethan setzte zur Antwort an, aber Mirmib hob die Hand und hinderte ihn daran.
»Aber ehe dies geschehen kann, ehe wir euch frei als Gäste und Freunde begrüßen können, müssen wir sicherstellen, daß jene einfache Lebensweise, die ich euch geschildert habe, vor gewalttätiger Störung gesichert ist. Damit das zweite Tor geöffnet werden kann, um euch zu unserem Zuhause, meinem Zuhause, zuzulassen, möchte ich euch bitten, daß ihr eure Waffen hier vor mich legt, damit wir sie einsammeln und für euch sicher aufbewahren können, bis ihr wieder abreist.«
Er fügte noch einige Worte hinzu, aber die wilden Schreie der Matrosen übertönten sie.
12
Schließlich trat Balavere Longax vor. Sein Anblick beruhigte die Mannschaft. »Wo ich erzogen wurde und ein langes Leben lebte, wird kein Tran auch nur das Haus eines Nachbarn betreten, ohne zumindest ein Messer zu behalten.«
»Dann müßt ihr aber euren Nachbarn mißtrauisch gegenüberstehen.« Mirmib schien ganz ruhig, zog aber seine Forderung nicht zurück.
»Angenommen«, meinte Hunnar pragmatisch, »wir weigern uns?«
Mirmib zeigte das Äquivalent eines Achselzuckens. »Was dann geschehen könnte, würde ich tief bedauern. Ihr seid hier zwischen Mauern gefangen, die selbst dieses wunderbare Schiff nicht brechen kann. Binnen Sekunden kann ich, oder andere, wenn ich nicht mehr dazu imstande wäre, eine große Zahl wartender Soldaten gegen euch aufrufen. Vielleicht seid ihr dann immer noch imstande zu entfliehen, obwohl ich es nicht glaube. Jedenfalls würden viele sterben, von meinem Volk und dem euren. Ich würde es vorziehen, nicht von so unangenehmen Dingen zu sprechen. Als Hüter des Tores verpfände ich meine Wärme zum Versprechen: Keinem von euch wird ein Leid geschehen und ihr sollt willkommen sein wie bewährte Freunde.«
Jetzt klang seine Stimme fast bittend. »Offensichtlich erscheint euch diese Sitte fremd, doch wir bestehen bei Fremden stets darauf. Bei künftigen Besuchen in Moulokin wird solches nicht gefordert. Doch ihr seid ein unbekannter, und diesem Schiffe nach zu schließen, mächtiger Faktor. Mein Volk ist insular und argwöhnisch. Diese Forderung hat uns in der Vergangenheit schon oft geschützt, wenn lügnerische, eifersüchtige Besucher uns berauben wollten. Bitte, ich flehe euch an, seid zu dieser Geste des guten Willens bereit! Wir wünschen eure Freundschaft, nicht euer Blut.«
Hunnar schien antworten zu wollen, aber Ethan legte hastig die Hand auf den Arm des Ritters und spürte die angespannten Muskelstränge unter dem Pelz. »Jetzt ist die Zeit, etwas zu riskieren, Freund Hunnar. Wenn sie wirklich den Kampf wollten, was
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