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Die Mütze

Die Mütze

Titel: Die Mütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wladimir Woinowitsch
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ein guter Mensch, aber geht er nicht zu weit ? Natürlich gibt er sich bescheiden, aber aus welchem Grund ? Und wieder erinnerte er sich an die langen Berufsjahre als Schriftsteller, an die stattliche Anzahl seiner Bücher und an den Leserbrief der Rentnerin Krugiowa.
    Er zog das Blatt mit der abgebrochenen Beschreibung des Kapitäns Kolomijzew aus der Maschine und setzte seufzend (offenbar war es ihm heute nicht beschieden, seine Norm zu erfüllen) einen Antrag auf, in dem er, bevor er zum Eigentlichen kam, die achtzehn Jahre, die elf Bücher, die Regierungsauszeichnungen, die unvermeidlichen häufigen Reisen in entlegene Gebiete einschließlich des äußersten Nordens (die Mütze mußte also warm sein) aufzählte, ferner die Begegnungen mit Repräsentanten extrem gefährlicher Berufe und mit örtlichen Führungskräften (die Mütze mußte eines Schriftstellers aus der Metropole würdig sein). Für alle Fälle ließ er auch seine unermüdliche öffentliche Tätigkeit als Mitglied des Ausschusses Abenteuerliteratur nicht unerwähnt.
    Der Antrag nahm eine ganze Seite in Anspruch und schloß mit der Bitte, »einen Auftrag für Anfertigung einer Kopfbedeckung aus...« zu befürworten. Hier stockte er, denn er traute sich nicht, den Pelz für die bedeutenden oder auch die sehr bekannten Schriftsteller zu beanspruchen, vermied es aber, den Ermessungsspielraum der zuständigen Stellen durch »Murmeltier« einzuschränken, und entschied sich schließlich für das unbestimmte: »aus einem guten Pelz«.
    Bevor Efim sich auf den Weg zum Kombinat des Literaturfonds machte, bekam er Besuch von dem Märchenerzähler Solomon Jewsjeewitsch Fischkin, der zwei Stockwerke unter ihm wohnte. Er erschien in Schlafanzug und Pantoffeln, um sich eine Zigarette zu holen, ein neues Märchensujet zu erzählen und das Neueste über die Leiden Wasjka Trjoschkins mitzuteilen, eines Poeten und Verteidigers der russischen Natur vor der Chemie und den Juden. Wasjka war ein langer, magerer, eckiger und äußerst finster dreinblickender Mensch. Das Finstere war darauf zurückzuführen, daß Wasjka sich mit Recht von allen Seiten durch die Repräsentanten einer gewissen, ihm unangenehmen Nation umzingelt sah. Über ihm wohnte Rachlin, unter ihm Fischkin, links der Literaturwissenschaftler Axelrot und rechts Professor Blok. Sosehr auch Wasjka sein müdes Hirn marterte, sooft er zählte und überlegte, er konnte nie begreifen, warum der Prozentsatz der Juden in der ganzen Sowjetunion im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, nach der Meinung seines Kollegen Tscherpakow zwischen 0,6 und 0,7 Prozent schwankte, hier aber, im Hause des Schriftstellers, viel höher lag, und er, ein Russe, gleich von vier Juden auf einmal umgeben war, nur seine unmittelbaren Nachbarn gerechnet. Es sah so aus, als gäbe es in diesem  Kooperativ-Haus  und offensichtlich im Schriftstellerverband überhaupt mindestens achtzig Prozent Juden. Diese Statistik beunruhigte Trjoschkin und versetzte ihn in tiefe Melancholie. Er glaubte sich verpflichtet, Rußland vor der allgemeinen »Verjudung« (schriftlich nannte er es »Zionisierung«) bewahren zu müssen, und er schlug Alarm, indem er unzählige Briefe an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, an das Präsidium des Obersten Sowjets, an den Schriftstellerverband, an die Akademie der Wissenschaften und an die Presse richtete. Von Zeit zu Zeit erhielt er ausweichende Antworten, wurde irgendwohin bestellt, man unterhielt sich mit ihm, brachte das vollste Verständnis zum Ausdruck, machte ihn aber jedesmal darauf aufmerksam, daß in unserm Lande das Prinzip des brüderlichen Internationalismus und der Toleranz selbst gegenüber besonders übelbeleumundeten Nationen herrsche. Die Toleranz ging allerdings nach Wasjkas Meinung etwas zu weit. Die Juden (schreibe: »Zionisten«) hatten schon längst mit Hilfe sympathisierender jüdisch-freimaurerischer Kreise (so Tscherpakow) sämtliche Schlüsselpositionen auf der ganzen Welt und in unserm Land in ihren Händen, setzten Juden als Präsidenten und Premierminister ein und spielten Staatsmännern anderer Nationalitäten Jüdinnen als Ehefrauen zu. Täglich, stündlich woben sie an dem Spinnennetz einer globalen Verschwörung. Anzeichen dafür fand Wasjka überall. Abends, wenn er zum Himmel hinaufschaute, sah er, wie die durch den Weltraum ziehenden Sterne sich zu zionistisch-kabbalistischen Zeichen gruppierten und einander zuzwinkerten. Er machte geheime zionistische Symbole im

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