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Die Mütze

Die Mütze

Titel: Die Mütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wladimir Woinowitsch
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(Folgen keine)
    kmtarbawtnz. - kann mitarbeiten, ausweichende Tendenzen
    zvrlilgr. - zuverlässig innerhalb der Landesgrenzen (darf nicht ins Ausland reisen)
    Wenn man diese Kürzel mit Lukins spezifischer Skala menschlicher Tugenden vergleichen würde, ergäbe sich etwa folgendes:
    efr. - positiver Faktor, in Krisensituationen Einwirkung über efr. möglich
    kosna. - Anzeichen für geordnetes Familienleben und geordneten Lebenswandel
    so. und to. - sehr günstig, hält von Unbedachtsamkeiten zurück
    asprt. - desgleichen
    isr. - potentielle Unzuverlässigkeit
    fr. - möglicher (im vorliegenden Fall zweifelhafter) Informant
    j. - siehe isr.
    kt. - nicht ungünstig
    11 bü. 2 drb. 1 thst. kl. pub. - materieller Wohlstand und fehlende Motivation zu spontanen Reaktionen
    LPOW. - im Zusammenhang mit Vorhergehendem positiv, mindert das Selbstbewußtsein
    mäßtr. aweini. laneikei. - ausgesprochen negative Kombination, mindert die Erpreßbarkeit
    bschd. - günstig
    vschl. - ebenfalls nicht ungünstig, insbesondere in Kombination mit harmls.
    besint. schch. plt. (pss) - gewähren lassen
    hfs. (flgkei) - günstig, nötigenfalls anstelle von laneikei. verwertbar
    kmtarbatnz. - nur im äußersten Notfall einzusetzen
    zvrlilgr. - kein Kommentar
    Um seinen Besucher angemessen empfangen zu können, mußte Lukin wissen, weshalb er kam, und Lukin wußte es fast immer. Er wußte es auch jetzt. Ihm lag die Meldung des Direktors des Produktionskombinats vor, und Rachlins Nachbar, der Märchenerzähler Fischkin, hatte ihm auch einiges mitgeteilt.
    Zu Pjotr Nikolajewitschs Vorzügen gehörten hervorragende Menschenkenntnis und ausgesprochen schauspielerisches Talent. Bevor er Efim hereinrief, nahm er seinen teuren Mantel mit Rentierkragen und dazupassender Mütze von der Garderobe und hängte sie in den Wandschrank. Diesem Wandschrank entnahm er einen Regenmantel mit Steppfutter und eine dunkelblaue Baskenmütze mit einem Schwänzchen und hängte beides an der Garderobe auf.
    Daraufhin öffnete er die Tür zum Korridor und brachte bei Efims Anblick aufrichtiges Erstaunen und sogar Vergnügen zum Ausdruck.
    »Ah, Efim Semjonowitsch!« rief er lebhaft, »Sie wollen zu mir ? Aber warum warten Sie hier ? Sie sollten doch gleich anklopfen! Herein, herein! Vorsicht, Vorsicht, nicht die Hand über die Schwelle reichen!«
    Er führte Efim in sein Zimmer, umarmte ihn herzlich, klopfte ihm sogar auf den Rücken und überschüttete ihn mit Fragen, die nahelegten, daß Efim der einzige Gegenstand seiner Gedanken war.
    »Nun, wie steht es mit der Gesundheit? Wie geht's? Was macht Kukuscha ? Ich hoffe, mit Tischkas Aspirantur ist alles in Ordnung ? Ich habe übrigens auch einen Aspiranten, einen Enkel, in der Filmakademie. Fabelhafter Junge! Sportler, Bergsteiger, Aktivist im Kommunistischen Jugendverband. Alle sagen, wir haben eine Jugend ohne Ideale! Und dann sehe ich unseren Petja - übrigens heißt er so mir zu Ehren - und ich sehe, daß unsere Jugend in Ordnung ist. Und wertvoll! Ausnahmen gibt es natürlich überall.« Der General nahm seine Brille ab und putzte die Gläser. »Ach ja, wenn wir schon dabei sind, was macht übrigens Natascha? Ich verstehe, das ist eine sehr kitzlige Frage, aber ich frage ja nicht offiziell und nicht im Auftrag - haha - sondern als Vater und sogar Großvater... Ich hoffe, sie kommt irgendwie zurecht und braucht mit ihrer Familie keine Not zu leiden? Alles in Ordnung?«
    Natürlich wußte er, daß Efim jeden Dienstag zur Hauptpost ging und dort mit tief in die Augen gezogener Mütze und sich abwendend (es war völlig unklar, was er damit bezweckte) durch das Schalterfenster seinen Paß reichte, auf dessen Foto sein Gesicht mit weitaufgerissenenen jüdischen Augen unverhüllt zu sehen war. Da Efim nicht wußte, was Pjotr Nikolajewitsch wußte, sagte er unsicher, daß ihm über seine Tochter eigentlich nicht viel bekannt sei und er keinerlei Verbindung zu ihr unterhalte.
    »Eigentlich schade«, sagte Pjotr Nikolajewitsch, »heute sind die Zeiten anders als damals, als Verwandte im Ausland unangenehme Folgen haben konnten. Ich hatte übrigens damals, in jenen Zeiten, eine Tante in Argentinien. Ihre Existenz war mir gar nicht mehr bewußt, und plötzlich warf man mir vor, ich hätte sie verheimlicht. Aber heute ist die Einstellung solchen Fällen gegenüber eine prinzipiell andere. Heute weiß jeder, daß unsere Kinder, wie sie sich auch aufführen, immer unsere Kinder bleiben und wir für sie sorgen, ihnen einen Platz

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