Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mütze

Die Mütze

Titel: Die Mütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wladimir Woinowitsch
Vom Netzwerk:
im Institut, eine Aspirantur verschaffen und für sie Schuhe, Jeans, Handschuhe und Mützen organisieren... Aber entschuldige!« Auf einmal ging er zum »Du« über, »du wolltest mich doch nicht nur einfach besuchen? Du hast doch bestimmt etwas auf dem Herzen ?«
    Efim zögerte. Er war aufgeregt, denn es kam ihm seltsam vor, daß Pjotr Nikolajewitsch das Wort »Mütze« gebraucht hatte. Nach einigem Drucksen gestand er, daß es gerade um eine Mütze ginge.
    »Um eine Mütze?« wiederholte Pjotr Nikolajewitsch und zog erstaunt seine farblosen Brauen in die Höhe.
    »Um eine Mütze«, bestätigte Rachlin verlegen und begann stockend und wirr zu erzählen, wie er im Produktionskombinat gewesen sei, wie der Mann, der dort das Sagen habe...
    Selbstverständlich verdiene er Hochachtung, er sei möglicherweise ein wertvoller Mitarbeiter der Organe gewesen, dennoch erfordere die Kooperation mit Menschen künstlerischer Berufe, wie bekannt, ein besonderes Taktgefühl und Einfühlungsvermögen, während er...
    »Hat er etwa den Antrag abgelehnt?« Pjotr Nikolajewitsch runzelte streng die Stirn und streckte die Hand nach dem Telefonhörer aus.
    »Moment«, rief Efim und fuhr noch aufgeregter in seinem Bericht fort, wie jener seinen Antrag nicht eigentlich abgelehnt, aber sich verständnislos, herzlos gezeigt und ihm, dem Autor von elf Büchern, Hauskater angeboten habe, während sogar Baranow, Autor nur eines einzigen Buches, während sogar Baranow Kanin zugebilligt worden sei.
    Während er so sprach, warf Pjotr Nikolajewitsch mehrmals einen Blick auf die Uhr und drückte auf einen verborgenen Knopf, worauf seine Sekretärin in der Tür erschien und ihn erinnerte, daß es höchste Zeit sei, zur Sitzung des Moskauer Stadtsowjet zu fahren.
    Die Unterhaltung nahm eine völlig idiotische Wendung. Pjotr Nikolajewitsch meinte, er persönlich kenne sich in Mützen nicht aus und richtete seinen Blick an Efim vorbei auf die Tür. Unwillkürlich schielte Efim in dieselbe Richtung und erblickte dort an der Garderobe einen Regenmantel und eine ziemlich abgetragene dunkelblaue Baskenmütze mit einem Stummelschwänzchen in der Mitte. Sofort überkam ihn ein peinliches Gefühl, daß er auf einer Pelzmütze insistierte, während ein so guter Mensch, noch dazu ein General, in einer Baskenmütze herumlief. Bevor Efim wieder zur Sache kam, begann der General, eine Episode aus seiner militärischen Vergangenheit zu erzählen. Wie er und seine Abteilung im Krieg eingekesselt worden und sie nach dem geglückten Ausbruch in der verschneiten Steppe herumgeirrt waren, alle Mann in zerschlissener Sommeruniform, kaputten Stiefeln und Baumwollschiffchen. Obwohl Efim in seinem Leben manches Tief zu überwinden gehabt hatte, mußte er sich augenblicklich eingestehen, daß er gegenwärtig keineswegs über verschneite Steppen marschiere, auch nicht unter einem vereisten Heuschober, sondern in einer zentralgeheizten kooperativen Wohnung schlafe, und daß er, obwohl er hier ohne Mütze erschienen war, eine solche besitze.
    Er war drauf und dran, die Waffen zu strecken, als der Liedermacher und Parteisekretär Samarin mit seiner Fuchsmütze in der Hand die Tür öffnete. Er begrüßte Rachlin mit einem kühlen Kopfnicken und fragte Lukin, ob sie zusammen Mittag essen wollten.
    »Nein«, sagte der General mit einem Blick auf die Uhr, »ich werde im Mossowjet erwartet.«
    »Also, bis später!« Im Hinausgehen schwang Samarin so temperamentvoll seine Mütze, daß die Papiere auf Pjotr Nikolajewitschs Schreibtisch flatterten.
    Der Anblick dieser Mütze fachte Efims Kampfgeist von neuem an, denn Samarin war, obwohl Parteisekretär, als Dichter völlig unbedarft und verdiente, wenn schon Talent und Bedeutung als Maßstab gelten sollten, bei weitem keine Fuchsmütze.
    Mit frischem Mut erinnerte Efim daran, daß auch er Kugeln pfeifen gehört und außerdem an zahlreichen heroischen Expeditionen teilgenommen hätte, daß aber jetzt, in friedlichen Zeilen, die Menschen ihre gestiegenen Konsumbedürfnisse zufriedenstellend und gerecht erfüllt sehen möchten. Aber wo bliebe die Gerechtigkeit, wenn jemand, der bei den Natschalniks die Klinken putzt, eine erstklassige Mütze bekommt, während die Bescheidenen, die selbstlos Menschen heroischer Berufe in der Literatur verewigen, mit Kater vorlieb nehmen müssen.
    »Wo bleibt unsere vielgerühmte Gleichheit? Alle unsere Zeitungen reden von Gleichheit.«
    »Aber hören Sie!« Lukin sprang empört auf und schlug die Hände

Weitere Kostenlose Bücher