Die Mütze
mit einem Strick an einen Kamin festgebunden war, machte sich dort an einer Fernsehantenne zu schaffen.
»An deiner Stelle würde ich mit Karetnikow telefonieren.«
Mit diesen Worten ging Kukuscha und ließ Efim mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Anfangs war er fest entschlossen, ihre Ratschläge zu ignorieren. Aber dann nahmen seine Gedanken eine andere Richtung. Vielleicht, dachte er, ist das wirklich sein Fehler, vielleicht ist seine Kompromißbereitschaft verkehrt, seine Nachgiebigkeit und Passivität übertrieben. Natürlich geht es nicht um die Mütze, sondern um ihn, Rachlin, den stillen, schüchternen und höflichen Menschen. Rachlin wird sich immer mit dem letzten, dem bescheidensten Platz begnügen. Rachlin wird alles ertragen, Rachlin wird sich niemals wehren. »Von wegen! Das wird sich Rachlin nicht gefallen lassen!« rief er laut aus und machte vor dem ausgestopften Pinguin eine unanständige Geste. »Nein«, murmelte er vor sich hin, »nein, das werde ich nicht auf sich beruhen lassen! Ich werde mit Karetnikow telefonieren, ich werde ihn besuchen, das kostet ihn nicht die geringste Mühe. Er braucht nur den Hörer in die Hand zu nehmen, und dann werden Sie, Andrej Andrejewitsch, und wenn Sie tausendmal in den Organen gearbeitet haben... Interessant übrigens, wieso hat man Sie dort vor die Tür gesetzt? ... und dann werden Sie mir persönlich weder Kater mittlerer Dichte noch Kanin, sondern Rentier apportieren. Ja, apportieren!« schrie er schadenfroh dem Pinguin ins Gesicht.
Efim überschätzte die Möglichkeiten seines Gönners keineswegs. Wassilij Stepanowitsch Karetnikow war ein führender russischer Schriftsteller, ein Mann, der in Staat und Öffentlichkeit etwas zu sagen hatte, Held der sozialistischen Arbeit, Deputierter des Obersten Sowjets, Mitglied des ZK, Inhaber des Lenin-Preises, Inhaber des Staatspreises, Inhaber des Gorkij-Preises, Mitglied des Internationalen Friedens-Komitees, Vizepräsident der Gesellschaft für Afro-Asiatische Freundschaft, Mitglied des Veteranen-Verbandes, Sekretär des Schriftstellerverbandes der UdSSR und Chefredakteur einer voluminösen Zeitschrift, in der Efim manchmal gedruckt wurde. Von Zeit zu Zeit hatte Karetnikow für Efims Bitten ein offenes Ohr, rief tatsächlich jemanden an oder schrieb einen Brief auf einem Bogen mit Deputierten-Kopf, und man muß sagen, daß auf seine Anrufe oder Briefe in der Regel positive Reaktionen erfolgten.
Karetnikow war nicht zu Hause, und Larissa Jewgenjewna, seine Frau, erklärte, er bereise die afrikanischen Länder und würde aus Afrika direkt nach Paris zu der Sitzung einer UNESCO-Kommission fliegen. Frühestens in drei Wochen erwarte sie ihn zurück.
Efim dauerte es zu lange, denn inzwischen würden alle Anträge genehmigt und sogar alle Kaninchen zugeschnitten sein. Seitdem Efim seinen Beschluß gefaßt hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken als an die Mütze. Und er beschloß, Lukin aufzusuchen.
Die Moskauer Sektion des Schriftstellerverbandes und das Haus des Schriftstellers waren in zwei miteinander verbundenen Gebäuden untergebracht und hatten zwei Eingänge, einen auf der Worowskij-Straße und einen anderen, den Haupteingang, auf der Herzenstraße, letzterer bestand aus einer gewaltigen geschnitzten Eichentür mit dicken Glasscheiben. Hier lagen die Zimmer aller möglichen Vorstände, die Säle für Vorträge, Konzerte und Filmvorführungen, das Restaurant, das Billard-Zimmer, der Friseur und alle möglichen anderen kleinen Dienstleistungseinrichtungen. Efim betrat das Haus durch den Haupteingang und lief in dem weiträumigen Vestibül den beiden langgedienten Empfangsdamen Rosalija Moisejewna und Jekaterina Iwanowna in die Arme.
Er war oft hier, schenkte den Empfangsdamen hin und wieder, aber auf jeden Fall zum Tag der Frau, Parfüm, Schokolade oder einen seiner Romane und wurde deshalb von ihnen sehr freundlich begrüßt.
»Guten Tag, Efim Semjonowitsch!«
»Guten Tag, Efim Semjonowitsch! Sie sind aber lange nicht mehr bei uns gewesen.«
»Ja, lange, ziemlich lange«, pflichtete der Garderobier Wladimir Iljitsch bei, während er Efims Pelz in Empfang nahm.
Indem er seine Garderobenmarke einsteckte, entdeckte Efim in einer entlegenen Ecke an einem Schachtischchen die beiden Freunde - seinen Nachbarn Wassilij Trjoschkin aus dem unteren Stockwerk und Viktor Tscherpakow, einen der Sekretäre des Schriftstellerverbandes. Sie spielten nicht Schach, sondern flüsterten eifrig miteinander. Als Efim
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