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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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gelbe Automobil. Das würde sie schnell dorthin zurückbringen, woher sie gekommen war.
    Und jetzt gehörte es ihr ganz allein.

    Plötzlich lachte sie, der Gedanke daran erfüllte sie mit freudi-ger Erregung. Sie eilte von der Pyramide hinunter, sprang mü-
    helos von einem Steinquader zum nächsten. Soviel Kraft hatte sie jetzt. Dann rannte sie zum Automobil.
    Einfach. Den elektrischen Starterknopf drücken. Dann das
    »Gaspedal« treten. Sofort fing das Ding an zu dröhnen. Dann den Hebel nach vorne, wie sie es bei ihm gesehen hatte, während sie gleichzeitig das andere Pedal drückte, und welch ein Wunder, sie raste vorwärts und drehte wie wild am Lenkrad.
    Sie fuhr einmal um das Mena House herum. Ein paar ängstli-che Araber sprangen aus dem Weg. Sie drückte auf die heulende »Hupe«, wie er das Ding genannt hatte. Das machte ihren Kamelen Angst.
    Dann brauste sie zur Straße, zog den Hebel zurück, damit der Wagen noch schneller fuhr. Dann schob sie ihn wieder nach vorne, genau wie sie es bei ihm gesehen hatte.
    Als sie an den Metallweg kam, hielt sie an. Mit zitternden Händen umklammerte sie das Lenkrad. Aber kein Laut drang aus der unermeßlich weiten Wüste zu ihrer Rechten und Linken an ihr Ohr. Und vor ihr lagen die Lichter von Kairo. Welch hübscher Anblick im fahlen Sternenlicht.
    »Celeste Aida!« sang sie, während sie anfuhr und weiterraste.

    »Du hast um unsere Hilfe gebeten«, sagte Julie. »Du hast um Vergebung gebeten. Jetzt möchte ich, daß du mir zuhörst.«
    »Ja, das möchte ich«, sagte er mit aufrichtiger Stimme, aber er war verwirrt. »Julie, sie ist es… keine Frage.«
    »Der Körper, ja«, entgegnete Julie. »Das war zweifellos ihrer.
    Aber das Wesen, das jetzt lebt? Nein, das ist nicht die Frau, die du einmal geliebt hast. Diese Frau, wo immer sie auch sein mag, weiß nicht, was mit ihrem Körper geschieht.«
    »Julie, sie kennt mich! Sie hat mich erkannt!«
    »Ramses, das Gehirn in diesem Körper hat dich gekannt. Aber bedenke doch, was du sagst. Denk über den tieferen Sinn nach. Der Sinn ist alles, Ramses. Unser Geist – unsere Seele, wenn du so willst – wohnt nicht im Fleisch und schläft während unsere Körper verwesen. Entweder sie begibt sich auf eine höhere Ebene oder sie hört ganz auf zu existieren. Die Kleopatra, die du kennst, hat an dem Tag, an dem sie gestorben ist, aufgehört, in diesem Körper zu existieren.«
    Er sah sie an und versuchte zu verstehen.
    »Sire, ich glaube, da ist etwas Wahres dran«, sagte Samir.
    Aber auch er war verwirrt. »Der Earl hat gesagt, daß sie weiß, wer sie ist.«
    »Sie weiß, wer sie sein sollte«, sagte Julie. »Die Zellen! Sie sind da, zum Leben erwacht, und möglicherweise sind bestimmte Erinnerungen enthalten. Aber dieses Ding ist ein teuflischer Zwilling deiner einstigen Liebe. Wie kann sie mehr als das sein?«
    »Das könnte stimmen«, murmelte Samir. »Wenn Sie tun, was der Earl vorschlägt – wenn Sie ihr mehr von der Droge geben, beleben Sie vielleicht nur einen… einen Dämon wieder.«
    »Das begreife ich nicht!« gestand Ramses. »Es ist Kleopatra!«
    Julie schüttelte den Kopf. »Ramses, mein Vater ist jetzt seit zwei Monaten tot. Sein Leichnam wird von der Hitze und Trok-kenheit der Wüste konserviert. Er liegt unversehrt in einer Gruft in Ägypten. Aber glaubst du, ich würde dieses Elixier nehmen und ihn damit wieder zum Leben erwecken?«
    »Gott im Himmel«, flüsterte Samir.
    »Nein!« sagte Julie. »Weil es nicht mehr mein Vater wäre. Die Verbindung ist vom Schicksal unterbrochen worden! Ein Doppelgänger meines Vaters würde auferstehen. Ein Doppelgänger, der möglicherweise alles wüßte, was mein Vater gewußt hat. Aber mein Vater wäre es nicht. Er würde gar nicht wissen, daß ein Doppelgänger existiert. Und was du ins Leben zu-rückgerufen hast, ist eine Doppelgängerin von Kleopatra! Deine Geliebte ist es nicht.«
    Ramses schwieg. Dies schien ihn ebenso zu erschüttern wie alles andere. Er blickte zu Samir.
    »Welcher Glaube, Sire, sagt uns, daß die Seele auch nach dem Tod im Fleisch bleibt? Nicht der unserer Vorväter und auch kein anderer.«
    »Du bist wirklich unsterblich, Geliebter«, sagte Julie. »Aber Kleopatra ist seit zweitausend Jahren tot. Sie ist immer noch tot. Das Ding, das du ins Leben zurückgerufen hast, muß vernichtet werden.«

    »Nein, es tut mir leid, Miles. Mein Vater ist nicht hier. Ja, das werde ich. Unverzüglich.« Alex legte den Hörer auf. Elliott betrachtete ihn vom

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