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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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zerstört werden.«
    »Gewiß gibt es eine Methode«, sagte Samir.
    »Nein. Das habe ich durch Versuch und Irrtum herausgefun-den. Und eure Biologiebücher haben mich darin bestätigt. Sobald die Körperzellen mit dem Elixier durchsetzt sind, erneuern sie sich von selbst. Ob Pflanze, Tier oder Mensch, das spielt keine Rolle.«
    »Kein Altern, kein Verfall«, murmelte Julie. Sie war jetzt ruhiger und hatte ihre Stimme wieder in der Gewalt.
    »Genau. Ein Glas davon hat mich unsterblich gemacht. Nicht mehr als der Inhalt dieser Phiole. Ich bin für ewige Zeiten im besten Mannesalter. Ich brauche kein Essen, und doch bin ich stets hungrig. Ich brauche keinen Schlaf, und doch kann ich mich daran erfreuen. Ich verspüre ständig das Verlangen nach… körperlicher Liebe.«
    »Und diese Frau – sie hat nicht die volle Dosis erhalten.«
    »Nein, und sie war schon vorher verletzt! Das war meine Narretei, begreift ihr denn nicht! Der Körper war nicht vollständig erhalten! Aber verletzt oder nicht, nichts kann sie mehr aufhalten. Das wurde mir klar, als sie durch den Flur auf mich zukam! Versteht ihr nicht?«
    »Du verstehst die moderne Wissenschaft noch nicht ganz«, sagte Julie. Sie wischte sich langsam die Tränen ab. »Es muß einen Weg geben, diesen Prozeß aufzuhalten.«
    »Andererseits, wenn Sie ihr die ganze Dosis geben würden –
    mehr von der Medizin, wie der Earl es ausgedrückt hat…«
    »Das wäre Wahnsinn«, warf Julie ein. »Ihr dürft nicht einmal daran denken. Ihr macht das Ding noch stärker.«
    »Hört beide«, sagte Ramses, »was ich zu sagen habe. Kleopatra ist nur ein Teil dieser Tragödie. Der Earl kennt das Geheimnis jetzt mit Sicherheit. Das Elixier selbst ist gefährlich, gefährlicher als ihr glaubt.«
    »Die Menschen werden es haben wollen, das stimmt«, sagte Julie, »und sie werden alles tun, um es zu bekommen. Aber mit Elliott kann man vernünftig reden, und Henry ist ein Narr.«
    »Es geht um mehr als das. Wir sprechen von einem Stoff, der die Beschaffenheit eines jeden Lebewesens verändert.« Ramses wartete einen Moment, sah beide an. Dann fuhr er fort:
    »Als ich noch Ramses, Herrscher dieses Landes war, träumte ich einmal davon, dieses Elixier zu nutzen, um für mein Volk Nahrung im Überfluß zu machen. Keine Hungersnöte mehr.
    Weizen, der nach jeder Ernte sofort nachwächst. Obstbäume, die immer Früchte tragen. Wißt ihr, was passiert ist?«
    Sie sahen ihn in stummer Faszination an.
    »Mein Volk konnte die unsterbliche Nahrung nicht verdauen.
    Es hat sich in den Eingeweiden der Menschen nicht zersetzt.
    Sie starben einen qualvollen Tod, als hätten sie Sand gegessen.«
    »Ihr Götter«, flüsterte Julie. »Aber es ist vollkommen logisch.
    Natürlich!«
    »Und als ich die Felder niederbrennen und die unsterblichen Hennen und Milchkühe schlachten ließ, mußte ich mit ansehen, wie der verbrannte Weizen jedesmal neu austrieb, wenn die Sonne darauf schien. Ich sah, wie verbrannte und geköpfte Kadaver wieder aufstanden. Schließlich wurde alles mit Ge-wichten beschwert und in den Fluß geworfen, wo es sicher bis zum heutigen Tag unversehrt und ganz auf dem Grund liegt.«
    Samir zitterte. Er verschränkte die Arme vor der Brust, als wä-

    re ihm kalt.
    Julie sah Ramses mit starrem Blick an. »Du willst also sagen… wenn das Geheimnis in die falschen Hände fiele, könnten ganze Landstriche der Erde unsterblich gemacht werden.«
    »Ganze Völker«, antwortete Ramses ernst. »Und wir Unsterblichen kennen Hunger ebenso wie die Lebenden. Wir würden die Lebenden töten, damit wir verzehren könnten, was ihnen gehört hat!«
    »Der Rhythmus der Natur selbst wäre gefährdet«, sagte Samir.
    »Dieses Geheimnis muß vernichtet werden!« sagte Julie.
    »Wenn du das Elixier hast, zerstöre es. Sofort.«
    »Und wie soll ich das machen, Liebste? Werfe ich das trockene Pulver in den Wind, werden die winzigen Körnchen auf die Erde fallen, wo sie vom ersten Regen aufgelöst und zu den Wurzeln der Bäume geschwemmt werden. Dann werden die Bäume unsterblich sein. Wenn ich die Flüssigkeit in den Sand gieße, entsteht dort eine Pfütze, aus der ein Kamel trinken wird. Gieße ich es in den Fluß, schaffe ich unsterbliche Fische, Schlangen und Krokodile.«
    »Hör auf«, flüsterte sie.
    »Können Sie es selbst zu sich nehmen, Sire, ohne daß Sie Schaden nehmen?«
    »Ich weiß nicht. Es könnte sein. Aber wer weiß?«
    »Tu es nicht!« flüsterte Julie.
    Er lächelte ihr traurig zu.
    »Dir liegt

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