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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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um ihn daran zu hindern. Die Geschichte, die er erzählt hat, daß ich ihn erwürgen wollte, ist wahr.«
    Elliott seufzte. Er spürte eine große Erleichterung, aber auch Bitterkeit, große Bitterkeit. »Ich habe es gewußt… das mit Lawrence. Das mit Julie hätte ich nicht einmal geahnt.«
    »Mit meinen Giften«, seufzte Ramses.
    »Ich habe Lawrence Stratford geliebt«, flüsterte Elliott. »Er war… war einmal mein Geliebter, und stets mein Freund.«
    Ramses nickte knapp.

    »Das Töten, ist es ihr leicht gefallen? Wie kam es dazu?«
    »Sie verfügt über ungeheuerliche Kräfte. Ich weiß nicht, ob sie begreift, was der Tod bedeutet. Sie hat Henry getötet, weil das Mädchen Angst hatte und zu schreien anfing. Beiden hat sie das Genick gebrochen. Genau wie bei der Putzfrau im Museum.«
    »Sie spricht?«
    »Klar und deutlich. Sie hat das Englisch, das ich ihr beigebracht habe, geradezu aufgesaugt. Sie hat mir gesagt, wer sie war. Aber irgend etwas stimmt nicht mit ihr, soviel ist sicher.
    Sie weiß nicht genau, wo sie ist und was mit ihr geschieht.
    Und sie leidet. Sie leidet unvorstellbar wegen der großen Wunden an ihrem Körper, in denen man die Knochen sehen kann. Sie leidet Seelenqualen und körperliche Schmerzen.«
    Elliott trank noch einen Schluck Whisky. »Die Verletzungen an ihrem Körper – ganz sicher weist das Gehirn ähnliche Verletzungen auf.«
    »Sie müssen mich unverzüglich zu ihr bringen!«
    »Ich habe ihr den Rest aus der Phiole gegeben, die Sie so achtlos im Museum haben fallenlassen. Ich habe es auf ihrem Gesicht und den Händen verrieben. Aber sie braucht noch viel mehr.«
    »Sie haben also gesehen, wie es wirkte? Hat es die Wunden verkleinert?«
    »Ja. Aber das Sonnenlicht hatte ihr schon sehr geholfen.«
    Elliott machte eine Pause. Er studierte Ramseys scheinbar gleichgültiges Gesicht, die kalten blauen Augen. »Aber das ist doch sicher kein Geheimnis für Sie!«
    »Sie irren sich.«
    Ganz mechanisch hob Ramsey das Glas und trank.
    »Ein Viertel der Phiole, mehr war nicht übrig«, sagte Elliott.
    »Hätte es für mich gereicht, wenn ich es an ihrer Stelle getrunken hätte?«
    »Ich weiß nicht.«
    Elliott lächelte bitter.
    »Ich bin kein Wissenschaftler. Nur ein König.«
    »Nun, Sie haben meinen Vorschlag gehört, Königliche Hoheit.
    Sie geben mir das Elixier. Und zwar in ausreichender Menge.

    Und ich gebe Ihnen Kleopatra, Königin von Ägypten, mit der Sie danach tun und lassen können, was Sie wollen.«
    Ramses sah ihn unverwandt an. »Und wenn ich Ihnen sagen würde, daß ich Sie töten werde, wenn Sie mir nicht sagen, wo sie ist?«
    »Mich töten. Ohne das Elixier werde ich sowieso sterben. Nur daran kann ich momentan noch denken: an den Tod und an das Elixier. Ich bin nicht sicher, ob ich noch den Unterschied weiß.« Noch ein Glas Whisky, mehr würde er nicht mehr ver-tragen. Er stürzte es hinunter und verzog leicht verbittert das Gesicht. »Hören Sie, ich will ganz offen mit Ihnen sein. Ich habe nicht die Kraft für das, was ich heute gesehen habe.
    Aber ich will dieses Mittel. Ich kenne nur noch dieses Verlangen.«
    »Ja, daran kann ich mich gut erinnern. Nur bei ihr war es anders. Sie hat den Tod gewählt, um bei ihrem geliebten Markus Antonius zu sein. Ich habe es ihr angeboten, aber sie hat es abgelehnt.«
    »Dann hat sie nicht gewußt, was der Tod war.«
    Ramses lächelte.
    »Auf jeden Fall bin ich mir sicher, daß sie sich nicht erinnern kann. Und wenn doch, glaube ich nicht, daß es sie kümmert.
    Sie lebt wieder, sie leidet, sie ringt mit ihren Wunden, ihrem Verlangen…« Er verstummte.
    Ramses beugte sich vor. »Wo ist sie!«
    »Geben Sie es mir. Dann werde ich Ihnen helfen. Ich werde alles tun, was ich kann. Wir werden keine Feinde sein, Sie und ich. Wir sind auch jetzt keine Feinde, oder doch?«
    »Nein, keine Feinde!« flüsterte Ramses. Seine Stimme war sanft, aber seine Augen funkelten wütend. »Aber ich kann es Ihnen nicht geben. Es wäre viel zu gefährlich. Sie verstehen das nicht.«
    »Aber Sie haben sie zum Leben erweckt, oder nicht!« sagte Elliott erbost. »Und Sie werden es Julie Stratford geben, und Ihrem treuen Freund Samir?«

Ramses antwortete nicht. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und sah wieder geradeaus.
    Elliott stand auf.

    »Ich bin im Shepheard Hotel. Wenn Sie das Elixier gebraut haben, rufen Sie mich dort an. Ich werde Sie an der Stimme erkennen, wenn Sie anrufen. Aber seien Sie vorsichtig. Wir machen dann ein zweites Treffen

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