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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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entfernt war, hielt er ein vorbeifahrendes Taxi an.

    Julie schlüpfte in ihre Suite und verriegelte die Tür. Das Beduinengewand, das sie im Taxi ausgezogen hatte, versteckte sie jetzt unten im Schrank hinter ihrem Koffer.
    Sie ging ins Schlafzimmer und holte den kleinen Koffer vom obersten Schrankfach. Was brauchte sie? So vieles von dem, was sie besaß, bedeutete ihr gar nichts. Nur die Freiheit war jetzt wichtig, die Freiheit mit Ramses – irgendwie mußten sie diesen teuflischen Ereignissen entkommen.
    Doch was, wenn sie ihn nie wiedersah, den Mann, der ihr ganzes früheres Leben unwichtig erscheinen ließ? Welchen Sinn hatte es, den Koffer zu packen, bevor sie genau wußte, was geschehen war?
    Plötzlich fühlte sie sich schwach und hilflos. Das Herz tat ihr weh, als sie sich aufs Bett legte.
    Sie weinte leise, als Rita hereinkam.

    Das Babylon. Er konnte die Klänge der Trommeln und Becken hören, als er die gewundene kleine Kopfsteinpflasterstraße entlang eilte. Wie seltsam, daß er in diesem Augenblick Lawrence so deutlich spürte, seinen geliebten Lawrence.
    Plötzlich ließ ihn ein Geräusch hinter sich stehen bleiben. Jemand war von einem Dach heruntergesprungen! Er drehte sich um.
    »Gehen Sie weiter«, sagte der große Araber. Es war Ramsey!
    »Um die Ecke ist eine Bar, die mir für unser Gespräch als geeignet erscheint. Sie ist ruhig. Gehen Sie hin und setzen Sie sich.«
    Elliott war mehr als erleichtert. Er gehorchte unverzüglich.
    Was immer auch geschah, jetzt war er nicht mehr allein in diesem Alptraum. Ramsey würde wissen, was zu tun war. Er drängte sich weiter zu der kleinen Bar und trat ein.
    Perlenvorhänge, flackernde Petroleumlampen, Holztische, die üblichen zwielichtigen Europäer. Ein gleichgültiger jugendlicher Kellner wischte mit einem schmutzigen Lappen einen Tisch ab.
    Ein großer gutgekleideter Araber mit blauen Augen saß mit dem Rücken zur Wand am letzten Tisch. Ramsey. Er mußte durch den Hintereingang hereingekommen sein.
    Mehrere Gäste sahen Elliott argwöhnisch an, als er nach hinten ging. In seiner ordentlichen Kleidung war er verdächtig.
    Seine geringste Sorge.
    Er setzte sich auf den Stuhl rechts von Ramsey, mit dem Rükken zur Hintertür.
    Die prasselnde kleine Lampe vor ihnen auf dem Tisch roch nach parfümiertem Petroleum. Ramses hielt ein Glas in der Hand. Auf dem Tisch standen eine Flasche ohne Etikett und ein sauberes Glas.
    »Wo ist sie?« fragte Ramsey.
    »Ich habe nicht die Absicht, Ihnen das zu sagen«, sagte Elliott.
    »So? Wie lauten denn die Regeln dieses Spiels? Oder soll ich gewissermaßen im Nachteil bleiben?«
    Elliott schwieg einen Augenblick lang. Er dachte noch einmal über seine Entscheidungen nach. Lohnte sich. Die Schande des Augenblicks lohnte sich. Er räusperte sich.
    »Sie wissen, was ich will«, sagte er zu Ramsey. »Sie haben es von Anfang an gewußt. Ich habe diese Reise nach Ägypten nicht unternommen, um die Jungfräulichkeit meiner zukünftigen Schwiegertochter zu beschützen. Das ist absurd.«
    »Ich habe gedacht, Sie wären ein Ehrenmann.«
    »Das bin ich, aber heute habe ich Dinge gesehen, vor denen sich ein Ungeheuer ekeln würde.«
    »Sie hätten mir niemals ins Museum folgen dürfen.«
    Elliott nickte. Er griff nach der Flasche, entkorkte sie und füllte das Glas. Whisky. Gut. Er nahm einen kräftigen Schluck.
    »Ich weiß, ich hätte Ihnen nicht folgen sollen«, sagte er. »Es war die Torheit eines jungen Mannes. Und vielleicht wäre ich ja wieder jung geworden… für immer.«
    Er sah Ramsey an. Der Mann in diesem weißen Gewand sah mehr als königlich aus. Er wirkte majestätisch und fast göttlich.
    Aber seine blauen Augen waren blutunterlaufen. Und er war müde und mitgenommen. Das konnte man sehen.
    »Ich will das Elixier«, sagte Elliott höflich. »Wenn Sie es mir gegeben haben und ich es getrunken habe, sage ich Ihnen, wo sie ist. Und dann sind Sie für sie verantwortlich. Glauben Sie mir, ich beneide Sie nicht. Obwohl ich getan habe, was ich tun konnte.«
    »In welcher Verfassung ist sie? Ich will es ganz genau wissen.« »Geheilt, aber noch nicht ganz. Sie ist wunderschön und sie ist tödlich. Sie hat Henry und Malenka, seine ägyptische Geliebte, getötet.«
    Ramsey schwieg einen Moment und sagte dann:
    »Nun, der junge Stratford hat bekommen, was er verdient hat, um Ihren modernen Ausdruck zu gebrauchen. Er hat seinen Onkel ermordet. Er hat versucht, seine Cousine zu ermorden.
    Ich bin aus dem Grabe auferstanden,

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