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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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und sah, daß Penelope und Lawrence ihm gespannt entgegenblickten, hob er ihn zur Begrüßung. »Guten Morgen. Wieder ein herrlicher Tag.«
    Er war klein und gertenschlank und hatte einen struppigen Schnauzbart und, das Vermächtnis langer Dienstjahre an der Nordwestgrenze, eine Haut wie Leder. Lawrence lächelte, als er näher kam. Der General besuchte sie nur von Zeit zu Zeit, aber er war immer willkommen. »Ich hoffe, ich störe nicht?«
    »Aber nein. Wir sitzen nur da und genießen die Sonne. Verzeihen Sie, wenn ich nicht aufstehe, Penelope, würdest du dem General einen Stuhl holen?«
    Penelope, die ihre Küchenschürze umhatte und barfuß war, stellte den Seiher mit den Erbsen hin und stand auf. »Guten Morgen, General Watson-Grant.«
    »Oh, Penelope. Schön, Sie zu sehen, meine Liebe. Immer tätig, um die hungrigen Mäuler zu stopfen? Dorothy war gerade beim Bohnenschnippeln, als ich ging.«
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    Der General dachte über das Angebot nach. Er war einen langen Weg marschiert, aber er hielt nicht allzuviel von Kaffee. Gin war ihm lieber. Lawrence wußte es und blickte der Form halber auf seine Armbanduhr. »Zwölf Uhr. Zeit für etwas Stärkeres. Was haben wir da, Penelope?« Sie lachte. »Nicht sehr viel, glaube ich. Aber ich sehe mal nach.«
    Sie ging ins Haus, wo es nach der Helligkeit draußen ganz dunkel war, und fand in der Eßzimmeranrichte zwei Flaschen Guinness. Sie nahm sie und stellte sie zusammen mit zwei Gläsern auf ein Tablett und legte einen Flaschenöffner dazu. Sie stellte das Tablett auf die Hausschwelle und ging zurück, um einen Liegestuhl für den General zu holen. Sie brachte ihn ihm, und er setzte sich dankbar hin und beugte sich vor. Seine mageren Knie zeichneten sich ab, und seine engen Hosen schoben sich ein Stück hoch, so daß man spitze Knöchel in gelben Socken und ein Paar auf Hochglanz gewienerte braune Schuhe mit Lochmuster sah. »So ist das Leben«, bemerkte er.
    Penelope machte eine Flasche auf und schenkte ihm ein. »Es ist leider nur Guinness. Wir haben schon seit Monaten keinen Gin mehr.«
    »Genau das Richtige. Was den Gin anbelangt, so haben wir unsere Ration vor einem Monat ausgetrunken. Mr. Ridley hat mir eine Flasche versprochen, wenn seine nächste Zuteilung kommt, aber der Himmel weiß, wann das sein wird. Na ja. Prost.« Er trank in einem Zug das halbe Glas aus. Penelope wandte sich wieder ihren Erbsen zu und lauschte, wie die alten Herren sich nach ihrer jeweiligen Gesundheit erkundigten und ein bißchen Klatsch und Tratsch und Kommentare über das Wetter und die Entwicklungen auf dem Kriegsschauplatz wechselten. Sie war jedoch ziemlich sicher, daß dies nicht der Grund für den Besuch des Generals war, und als in dem Gespräch eine Pause entstand, warf sie ein: »General Watson-Grant, ich bin sicher, daß Sie derjenige sind, der uns am besten sagen kann, was unten in Porthkerris los ist. Das Lager auf dem Rugbyplatz und der gesperrte Hafen und diese Marineinfanteristen. Alle rätseln herum, und kein Mensch weiß etwas Genaues. Normalerweise erfahren wir solche Dinge immer von Ernie Penberth, aber er ist bei der Ernte, und wir haben ihn seit drei Wochen nicht mehr gesehen.«
    »Was das betrifft«, sagte der General, »könnte ich Ihnen weiterhelfen.«
    Lawrence bemerkte rasch: »Wenn es geheim ist, sagen Sie bitte nichts.«
    »Ich weiß es schon seit ein paar Wochen, aber es war streng vertraulich. Jetzt kann ich es Ihnen aber sagen. Es ist ein praktischer Lehrgang. Landemanöver an Steilufern und Klippen. Die Königliche Marineinfanterie ist der Ausbilder.«
    »Und wen soll sie ausbilden?«
    »Eine Kompanie US-Ranger.«
    »US-Ranger? Sie meinen, wir werden von Amerikanern besetzt?«
    Der General blickte belustigt. »Besser Amerikaner als Deutsche.«
    »Ist das Lager für die Amerikaner bestimmt?« fragte Penelope. »Ja.«
    »Sind die Ranger schon da?«
    »Nein, noch nicht. Ich denke, wir werden schnell merken, wenn sie da sind. Die armen Teufel. Wahrscheinlich haben sie ihr ganzes Leben in der Prärie oder auf den Feldern von Kansas zugebracht und das Meer nie zu Gesicht bekommen. Und dann werden sie nach Porthkerris transportiert und sollen die Klippen von Boscarben hochklettern!«
    »Die Klippen von Boscarben?« sagte Penelope fassungslos. »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als dort Bergsteigen zu lernen. Sie sind dort fast dreihundert Meter hoch und fallen senkrecht ins Meer.«
    »Ich nehme an, das ist der Zweck der

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