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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Übung«, sagte der General. »Obgleich ich sagen muß, daß ich ganz Ihrer Meinung bin, meine Liebe. Mir wird schon beim Gedanken daran schwindlig. Die armen verdammten Yankees - aber besser sie als ich.« Penelope lächelte. Der General hatte nie ein Blatt vor den Mund genommen, und das gehörte zu den Dingen, die ihr am besten an ihm gefielen.
    »Und wie kommen sie dorthin?« fragte Lawrence. »Sie werden mit Landungsbooten hingebracht. Ich fürchte, sie werden an Seekrankheit gestorben sein, ehe die Boote am Fuß der Klippen ankommen.«
    Auch Penelope bekam Mitleid mit den jungen Amerikanern. »Sie werden sich vorkommen wie in einem anderen Universum. Und was sollen sie bloß in ihrer freien Zeit machen? Porthkerris ist nicht gerade ein Zentrum für Nachtschwärmer, und im Sliding Tackle geht es meist sehr geruhsam zu. Außerdem ist kaum noch jemand hier. Die jungen Leute sind alle fort. Es sind nur noch Frauen, kleine Kinder und alte Leute übrig. Wie wir.«
    »Doris wird begeistert sein«, bemerkte Lawrence. »Amerikanische Soldaten, die alle wie im Film reden. Das wird eine willkommene Abwechslung für sie.«
    Der General lachte. »Es ist immer ein Problem, einen Haufen von gesunden jungen Soldaten so zu beschäftigen, daß sie keine. daß sie nicht allzusehr über die Stränge schlagen. Aber ich nehme an, wenn sie ein paarmal die Klippen raufund runtergeklettert sind, werden sie nicht mehr viel Energie zum.« Er hielt inne und suchte ein akzeptables Wort, ».zum Poussieren haben«, war alles, was ihm einfiel.
    Nun lachte Lawrence. »Ich finde es alles sehr aufregend.« Ihm kam ein Gedanke. »Warum gehen wir nicht hinunter und schauen uns ein bißchen um. Penelope? Jetzt, wo wir wissen, was los ist, sehen wir es vielleicht mit anderen Augen. Laß uns heute nachmittag in den Ort hinuntergehen.«
    »O Papa. Es gibt nichts zu sehen.«
    »Im Gegenteil, jede Menge. Frisches Blut. Wir können ein paar neue Eindrücke gebrauchen, solange es keine verirrte Bombe ist. O General, Ihr Glas ist leer. Wie wär’s mit noch einem Bier? Auf einem Bein kann man nicht stehen.«
    Der General überlegte. Penelope sagte schnell: »Es ist nichts mehr da. Das waren die beiden letzten Flaschen.«
    »In dem Fall« - der General stellte das leere Glas neben seinen Füßen ins Gras - »mach ich mich wohl besser wieder auf den Weg. Und sehe nach, wie Dorothy mit dem Feinschmeckerlunch zurechtkommt. « Er erhob sich mit einiger Mühe aus dem durchhängenden Liegestuhl, und sie folgten seinem Beispiel. »Es war köstlich. Sehr erfrischend.«
    »Vielen Dank für den Besuch. Und die Neuigkeiten.«
    »Ich dachte, Sie wüßten es vielleicht gern. Es läßt alles in einem hoffnungsvolleren Licht erscheinen, nicht wahr? Als ob dieser schreckliche Krieg doch irgendwann ein Ende haben wird.« Er tippte an seinen Hut. »Auf Wiedersehen, Penelope.«
    »Auf Wiedersehen. Und schöne Grüße an Ihre Frau.«
    »Ich werde sie ausrichten.«
    »Ich bringe Sie zum Tor«, sagte Lawrence, und sie entfernten sich. Penelope sah ihnen nach, während sie durch den Garten gingen, und mußte unwillkürlich an zwei alte Hunde denken. Einen würdevollen Bernhardiner und einen drahtigen kleinen Jack-Russell-Terrier. Sie erreichten die Treppe und verlangsamten ihren Schritt, ehe sie vorsichtig hinunterzugehen begannen. Sie bückte sich und nahm den Topf mit den gepalten Erbsen und den Seiher mit den Schoten und ging damit in die Küche, um Doris alles zu erzählen, was General Watson ihr und ihrem Vater berichtet hatte. »Amerikaner!« Doris konnte ihr Glück kaum fassen. »Amerikaner in Porthkerris! Oh, Gott sei gedankt, endlich ein bißchen Leben. Amerikaner.« Sie wiederholte das magische Wort. »Also, wir haben uns die verrücktesten Sachen ausgemalt, nicht wahr, aber auf Amerikaner sind wir beide nicht gekommen.«
    General Watson-Grants Besuch wirkte auf Lawrence wie eine belebende Injektion. Sie sprachen beim Mittagessen von nichts anderem, und als Penelope wieder aus der Küche kam, nachdem sie das Geschirr abgeräumt und gespült hatte, wartete er, mit einem alten Cordjackett und einem knallroten Wollschal um den Hals gegen die inzwischen aufgekommene frische Brise geschützt, bereits auf sie. Er hatte seinen breitkrempigen Hut auf, trug Fäustlinge und saß geduldig, die Hände auf den Horngriff seines Spazierstocks gestützt, auf der Truhe in der Diele. »Papa.«
    »Gehen wir.«
    Sie hatte tausend Dinge zu tun. Gemüse verzupfen und das Unkraut auf den

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