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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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fragen und danach, wie er in der Werbeagentur zurechtkam, und machte bereits den Mund auf, um es zu tun, als er ihr zuvorkam. »Ma, wo wir gerade von Cornwall sprechen« - hatten sie das? -, »hast du gewußt, daß diese Woche ein Bild von deinem Vater bei Boothby’s versteigert wird? Es soll angeblich um die zweihunderttausend bringen. Ich bin gespannt, für wieviel es weggeht.«
    »Ja, ich habe es gewußt. Olivia hat es gestern beim Essen erwähnt.«
    »Du solltest nach London fahren und dabei sein. Es wäre sicher sehr interessant für dich.«
    »Wirst du hingehen?«
    »Ja, wenn ich es mit der Arbeit einrichten kann.«
    »Es ist merkwürdig, daß diese alten Bilder auf einmal wieder so in Mode sind. Und was für Preise dafür bezahlt werden. Der arme Papa würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüßte, wieviel Geld sie bringen.«
    »Boothby’s muß schon ein Vermögen an ihnen verdient haben. Hast du die Anzeige in der Sunday Times gesehen?«
    »Nein, ich habe noch nicht Zeitung gelesen.« Die Sunday Times lag zusammengefaltet auf dem Sitz ihres Ohrensessels.
    Noel griff danach, schlug sie auf und faltete, als er die Annonce gefunden hatte, die aufgeschlagenen Seiten nach hinten und reichte ihr die Zeitung. In der unteren Ecke sah sie den bekannten Schriftzug des Auktionshauses Boothby’s. »Nebenwerk oder wichtige Entdeckung?«
    Sie las den Text. Offenbar waren vorher zwei kleinformatige Ölgemälde mit einem ähnlichen Sujet auf den Markt gekommen. Das eine hatte nur dreihundertvierzig Pfund gebracht, das andere über sechzehntausend.
    Sie war sich bewußt, daß Noel sie beobachtete, und las weiter. »Die Boothby’s-Auktionen haben in erheblichem Maß zu der kürzlichen Neueinschätzung der lange Zeit vernachlässigten viktorianischen Periode beigetragen. Wir stehen Ihnen jederzeit mit unserer Erfahrung zur Seite und schätzen Ihre Kunstwerke. Wenn Sie ein Werk aus dieser Periode haben, rufen Sie unseren Sachverständigen, Mr. Roy Brookner, an und vereinbaren Sie mit ihm einen Termin, damit er Sie kostenlos und unverbindlich aufsucht, um es zu begutachten.«
    Es folgte die Adresse und die Telefonnummer, mehr nicht. Penelope faltete die Zeitung zusammen und legte sie hin. Noel wartete. Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Ich dachte, es würde dich vielleicht interessieren.«
    »Du meinst, ich möchte meine Bilder schätzen lassen?«
    »Nicht alle. Nur die von deinem Vater.«
    »Wegen der Versicherung?« fragte Penelope gelassen. »Zum Beispiel. Ich weiß nicht, für wieviel sie jetzt versichert sind. Aber vergiß nicht, die Preise sind so hoch wie noch nie. Ein Millais hat vor ein paar Tagen achthunderttausend gebracht!«
    »Ich habe leider keinen Millais.«
    »Du. Würdest du sie eventuell verkaufen?«
    »Verkaufen? Die Bilder meines Vaters?«
    »Natürlich nicht Die Muschelsucher. Aber die beiden Gemälde auf Holz.«
    »Sie sind unvollendet. Sie sind wahrscheinlich nichts wert.«
    »Das glaubst du. Eben deshalb solltest du sie schätzen lassen. Möglichst bald. Wenn du weißt, was sie wert sind, wirst du es dir vielleicht überlegen. Sie hängen sowieso nur oben im Flur, wo kein Mensch sie sieht, und wahrscheinlich siehst du sie selbst kaum noch. Du würdest sie gar nicht vermissen.«
    »Wie willst du wissen, ob ich sie vermissen würde oder nicht?« Er zuckte die Achseln. »Ich dachte nur. Sie scheinen nicht allzu gut zu sein, und diese wallenden Blumenfrauen sind scheußlich.«
    »Wenn das deine Meinung ist, kannst du doch froh sein, daß du nicht mehr jeden Tag an ihnen vorbeigehen mußt.« Sie wandte sich ab. »Amabel, meine Liebe, möchten Sie noch eine Tasse Tee?« Noel wußte, daß seine Mutter, wenn sie unvermittelt so kühl und würdevoll wurde, nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren, und daß er es nur noch schlimmer machen und ihren Widerstand erst recht wecken würde, wenn er weiter auf sie einredete. Aber er hatte wenigstens das Thema zur Sprache gebracht und die Saat gesät. Sobald sie allein war, würde sie vielleicht darüber nachdenken und sich seinem Standpunkt nähern. Also lächelte er strahlend und gab sich in einer seiner überraschenden Kehrtwendungen geschlagen.
    »Gut. Vielleicht hast du recht. Du hast gewonnen. Ich werde nicht länger davon reden.« Er stellte die Tasse hin, schob seine Manschette zurück und sah auf die Uhr. »Du hast es eilig?« fragte seine Mutter.
    »Wir sollten nicht zu lange bleiben. Es ist noch ziemlich weit nach London, und sonntags abends ist der

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